Branchenreport zu Biotechnologie Marktanteil von Biopharmezeutika erreicht Spitzenwert

Redakteur: MA Alexander Stark

Die Hersteller von Biopharmazeutika in Deutschland können sich gegenüber der internationalen Konkurrenz behaupten. Das zeigte sich laut VFA bio im Pandemiejahr 2020 auf beeindruckende Weise bei der mRNA-Technologie. Konkrete Zahlen stellte der Verband nun im Branchenreport „Medizinische Biotechnologie in Deutschland 2021“ vor.

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Der VFA hat den Biotech-Report 2021 vorgestellt.
Der VFA hat den Biotech-Report 2021 vorgestellt.
(Bild: VFA)

Berlin – Biopharmazeutika, also Medikamente aus gentechnischer Herstellung, setzten 2020 neue Bestmarken im deutschen Markt: mit einem Umsatz von 14,6 Milliarden Euro (2019: 12,8 Milliarden Euro) und einem Marktanteil von 30,8 % (2019: 29,0 %). Die Belegschaften der Biopharmazeutika-Hersteller wuchsen um 5,4 % auf 44.600 Mitarbeitende. Dies sind Ergebnisse des heute veröffentlichten Branchenreports „Medizinische Biotechnologie in Deutschland 2021“ von der Strategieberatung Boston Consulting Group (BCG) im Auftrag von VFA bio.

„Bei der Produktion von Biopharmazeutika hat der Standort Deutschland einen wichtigen Anteil“, kommentiert Dr. Frank Mathias, Vorsitzender von VFA bio und CEO der Rentschler Biopharma. „Von dieser Vielfalt und Stärke lebt die medizinische Biotechnologie in Deutschland – zum Nutzen für Patientinnen und Patienten sowie für den Wirtschaftsstandort. Wir haben in Deutschland hervorragende Forschungseinrichtungen, hoch innovativ arbeitende Firmen, herausragende Unternehmerpersönlichkeiten und viele glänzend ausgebildete Fachkräfte. Davon brauchen wir aber noch mehr.“

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Vertieft geht der aktuelle Biotech-Report auf rekombinante Antikörper ein. Das sind biotechnologisch hergestellte Antikörper nach dem Vorbild der Natur oder auch ganz neue, so in der Natur nicht vorkommende Varianten. Sie ermöglichen wichtige innovative Therapien für Erkrankungen, die bisher nur unzureichend oder gar nicht behandelt werden können.

Ende 2020 waren bereits 82 Vertreter dieser Wirkstoffklasse in Deutschland zugelassen, doppelt so viele wie noch vor fünf Jahren. Mit 32 % aller zugelassenen Biopharmazeutika bilden Antikörper die wichtigste Gruppe und kommen in unterschiedlichsten medizinischen Gebieten zum Einsatz. Die Krebsmedizin steht dabei erneut auf Platz eins, gefolgt von Infektionsmedizin und Immunologie.

Rekombinante Antikörper sind der Wachstumsmotor für die medizinische Biotechnologie. Auch bei der Bewältigung der Covid-19-Pandemie leisten Antikörper ihren Beitrag. Und mit 65 % machen sie den Löwenanteil an der gesamten biopharmazeutischen Pipeline aus, die sich seit 2005 mehr als verdoppelt hat: von anfangs 256 Kandidaten in klinischer Entwicklung auf 657 Ende 2020. In dieser Pipeline befinden sich auch Entwicklungskandidaten für neue Impfstoffe und Gentherapeutika.

Vorstellung des Biotech-Reports 2021 von VFA bio und Boston Consulting Group (BCG) am 29.06.2021 in Berlin. V.l.n.r.: Jens Machemehl (VFA Kommunikation), Dr. Jürgen Lücke (Senior Partner BCG, Studienautor), Dr. Sabine Sydow (Leiterin VFA bio) und Dr. Frank Mathias (Vorsitzender von VFA bio und CEO von Rentschler Biopharma).
Vorstellung des Biotech-Reports 2021 von VFA bio und Boston Consulting Group (BCG) am 29.06.2021 in Berlin. V.l.n.r.: Jens Machemehl (VFA Kommunikation), Dr. Jürgen Lücke (Senior Partner BCG, Studienautor), Dr. Sabine Sydow (Leiterin VFA bio) und Dr. Frank Mathias (Vorsitzender von VFA bio und CEO von Rentschler Biopharma).
(Bild: VFA bio / Crispin I. Mokry)

Internationaler Wettbewerb bleibt hart

„Europa nimmt hier eine Vorreiterrolle ein. Rund 165 Biopharmazeutika werden in Europa produziert – das liegt deutlich vor den USA mit 102. Diese Vielfalt zeigt sich auch in Deutschland – mit 44 hierzulande produzierten Biopharmazeutika“, sagt Studienautor Dr. Jürgen Lücke, Senior Partner bei BCG.

„Deutschland und Europa sind wichtige Produktionsstandorte für Innovationen – das sollte nicht gefährdet werden“, sagt Lücke und ergänzt: „Andere Länder holen auf oder ziehen sogar an uns vorbei. Lag Deutschland 2018 noch auf Platz drei bei den Gesamtkapazitäten, reicht es 2021 nur für Platz 5. Überholt haben uns die Schweiz und Irland. Auch China rückt näher (Platz 9). Andere Länder wie die USA oder Südkorea bleiben unerreicht. Daran ändert auch der Ausbau der Impfstoffkapazitäten nichts.“

Dazu Mathias: „Deutschland kann das in der Pandemie bewiesene Potenzial und die hochgekrempelten Ärmel nutzen und seine Stärken in Wissenschaft und Technologie im internationalen Wettbewerb ausspielen! Wenn die Politik will, dass künftig wieder mehr Medikamente hierzulande produziert werden, sollten das Hightech-Produkte wie Biopharmazeutika sein. Sie haben sich in der Corona-Pandemie als Trumpfkarte für Deutschland erwiesen.“

(ID:47487426)