Kein modernes Industrieprodukt ohne Metalle: Obwohl Deutschland über eine lange Bergbautradition verfügt, müssen heute 100 % aller metallischen Rohstoffe eingeführt werden – darunter auch die für viele Hightech-Branchen unabdingbaren Seltenen Erden. Eine so hohe Importabhängigkeit macht verwundbar. Und so ist nicht nur die Volatilität der Rohstoffpreise ein Risiko, das es zu meistern gilt. Denn daneben gibt es auch Versorgungsrisiken, die politisches Handeln erfordern. Die Sicherung freier Marktzugänge steht dabei im Mittelpunkt.
Risiken bei der Rohstoffversorgung – speziell bei seltenen Erden – steht ein steigender Bedarf gegenüber.
(Bild: Michel)
Metallrohstoffe – viel Wind um nichts? Das klang wohl provokant genug, um am 4. März – zum Auftakt der neuen Veranstaltungsreihe „Talk im Technikum“ des Augsburger Bifa-Umweltinstituts – eben dieses Technikum bis auf den letzten Platz zu füllen. Das Thema Rohstoffe „bewegt" also noch immer, auch wenn die Diskussion aktuell nicht mehr in der Breite geführt wird, wie das vor fünf oder sechs Jahren war, als beträchtliche Preisbewegungen an den Metallrohstoffmärkten für Wallungen in der Öffentlichkeit sorgten.
Kritische Rohstoffversorgung steht steigendem Bedarf gegenüber
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Allerdings sind diese Metalle zu unterteilen in schwere und leichte Seltene Erden. Während es bei letzteren, zu denen unter anderem der wichtige Magnetwerkstoff Neodym gehört, bereits 2011 zu deutlichen Preisrückgängen kam, sind die „schweren“ Metalle besonders kritisch.
Vor allem Dysprosium und Terbium sind knapp und trotz gefallener Preise (siehe Seite 27) noch immer teuer. Die hohen Kosten haben allerdings inzwischen den Druck in der Industrie so stark erhöht, dass Länder wie die USA, Vietnam, Russland oder Australien ihre Ressourcen erschließen und außerdem nach Ersatzwerkstoffen für diese Metalle gesucht wird.
Bedeutung von seltenen Erden steigt
Dennoch wird die Bedeutung der Seltenerdmetalle auch in Zukunft weiter steigen, denn vor allem für effiziente Leuchtmittel und neue Antriebskonzepte werden sie zunehmend benötigt. Beispielsweise prognostiziert die Industrial Minerals Company of Australia (IMCOA) einen weltweiten Zuwachs um 15 % bei der Nachfrage nach Seltenen Erden alleine für Magnete bis 2020. So ist anzunehmen, dass China wie auch die andern Abbauländer in den nächsten Jahren ihre Fördermengen erhöhen werden.
Trotz aller Anstrengungen, weniger auf des chinesische Monopol angewiesen zu sein, stuft die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (VBW) in ihrer aktuellen Studie „Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft“ die Seltenerdmetalle weiterhin in der höchsten Risikoklasse ein. Problematisch sei zum einen die geringe Konzentration der Metalle im Ausgangsgestein und die Lage der Abbaugebiete in politisch problematischen Regionen, zum anderen sei ohne Leistungseinbußen eine Substitution der Seltenerdmetalle für viele Anwendungen bisher nicht möglich. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt das Institut der deutschen Wirtschaft, das vor allem den Magnetwerkstoff Neodym in der höchsten Gefahrenklasse führt.
Anhaltend schwache Preisentwicklung
Warum der „Wind“ mittlerweile abgeflaut ist, verrät ein Blick auf die einschlägigen Rohstoffpreisindices – beispielsweise auf den Rohstoffpreisindex der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (VBW). Abgesehen von den üblichen saisonalen „Aufs und Abs“ zeigt der Trend seit geraumer Zeit tendenziell nach unten – auch im Januar 2015, als die Preise aller metallischen Industrierohstoffe teils deutlich nachgaben.
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Gefahrenanalyse Rohstoff – was wird knapp? (Bildergalerie)
Beispielsweise verbilligte sich Kupfer um 9,5 %, der Nickelpreis sank um 7,7 %. Blei gab um 6 % im Preis nach, Aluminium um 5,9 %. Der Zinkpreis schmolz um 2,9 % ab, der von Eisenerz um 2,4 %, Zinn wurde um 2,2 % billiger. Die Preise für die sogenannten Seltenen Erden, denen eine besondere industriepolitische Bedeutung zugemessen wird, blieben unverändert. Lediglich die Edelmetallpreise zogen weiter an: Gold um 4,1 %, Silber um 5,3 % und Platin um 2,2 %.
Ursache für den deutlichen Preisauftrieb im Edelmetallbereich ist nach Einschätzung von VBW-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt „die zunehmende Verunsicherung der Märkte, insbesondere im Hinblick auf die Russland-Krise und die Entwicklung in Griechenland“. Ansonsten stehen die Metallpreise eher unter dem Druck der geringen weltwirtschaftlichen Dynamik, die wiederum geprägt ist von einem Abflachen des Wachstums in China, der Wirtschaftskrise in Russland sowie der Konjunkturschwäche in der Eurozone. Deshalb rechnet Brossardt „auch für die kommenden Monate nur mit einer schwachen Preis- entwicklung“.
Bei der Rohstofffrage besteht weiterhin Handlungsdruck
„Folglich spielt in der aktuellen Diskussion die Verknappung von Rohstoffen keine größere Rolle mehr“, diagnostizierte Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Rommel, Leiter des Bifa-Umweltinstituts beim Augsburger Technikumstalk. Das war nicht immer so. So führte der Aufstieg der Schwellenländer – nicht zuletzt das rasante Wirtschaftswachstum Chinas – zu einem kräftigen Anstieg der weltweiten Nachfrage nach metallischen Rohstoffe, mit dem das Angebot kaum Schritt halten konnte, was sich schließlich in einem Preisauftrieb niederschlug. „2009, in der Weltwirtschaftskrise, sind die Preise eingebrochen, dann wieder gestiegen, jetzt geben sie langsam wieder nach“, sagte Dr. Hubertus Bardt, Rohstoffexperte des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), in Augsburg.
Trotzdem darf die gegenwärtige Entspannung an der Preisfront nicht Anlass sein, das Thema Rohstoffversorgung ad acta zu legen. Schließlich ist der Preis nur eines der zahlreichen Risiken, die mit dem Rohstoffthema verbunden sind. „Auch wenn sich die Situation auf den globalen Rohstoffmärkten etwas entspannt hat, existieren nach wie vor strukturelle Probleme und Wettbewerbsverzerrungen“, warnt BDI-Präsident Grillo. „Es besteht weiterhin Handlungsdruck.“
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Stand vom 15.04.2021
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