Hochwasserschutz Hochwasserschutz – handeln, bevor das Wasser kommt

Von Hans-Jürgen Bittermann

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Hochwasser kann nicht verhindert, aber in seiner Wirkung gemildert werden – mögliche Anpassungsstrategien sind eine generell an Hochwasser adaptierte Bauweise, die Schaffung von Retentionsflächen und die Verstärkung der bestehenden Schutzanlagen. Pumpen sind ein wesentliches Element des technischen Hochwasserschutzes.

Vorbeugender Hochwasserschutz ist grundsätzlich kostensparender als die Beseitigung wiederkehrender und sich häufender Hochwasserschäden.
Vorbeugender Hochwasserschutz ist grundsätzlich kostensparender als die Beseitigung wiederkehrender und sich häufender Hochwasserschäden.
(Bild: gemeinfrei)

Die Prozessindustrie braucht viel Wasser: zur Herstellung von Produkten, als Löse- und Reinigungsmittel, hauptsächlich zur Kühlung. In der chemischen Industrie macht dies immerhin 80 % aus. Es ist einer der Gründe, warum viele Chemie- und Industrieparks sich in der Nähe von Flüssen angesiedelt haben. Doch: Wer nah am Wasser baut, muss mit dem Hochwasser-Risiko leben. Hinzu kommen die Gefahren von Starkregen-Ereignissen. Dass dies keine rein theoretischen Erwägungen sind, hat uns das Juni-Hochwasser aus dem Jahr 2013 vor Augen geführt: Bundesweit und in den Nachbarstaaten wurden Schäden in Höhe von nahezu zwölf Milliarden Euro gezählt.

TRAS 310: Gefahrenquelle Hochwasser

Weil das Technische Regelwerk die Anforderungen in §3 Störfall- Verordnung (StörfallV) im Hinblick auf umgebungsbedingte Gefahrenquellen nur unzureichend konkretisiert, hat die Kommission für Anlagensicherheit die TRAS 310 „Vorkehrungen und Maßnahmen wegen der Gefahrenquellen Nieder- schläge und Hochwasser“ erarbeitet. Der Betreiber sollte demnach so vorgehen:

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  • Gefahrenquellenanalyse, in der geprüft wird, welche Gefahrenquellen singulär oder in Kombination auf den Betrieb einwirken können,
  • Analyse der Gefahren und Gefährdungen, in der geprüft wird, ob durch Einwirkungen auf sicherheitsrelevante Teile des Betriebsbereichs oder der Anlagen Störfälle eintreten können,
  • Erstellung eines Schutzkonzepts, in der Vorkehrungen zur Störfallverhinderung festgelegt werden,
  • Betrachtung von ‚Dennoch-Störfällen‘, durch die insbesondere Maßnahmen zur Begrenzung der Auswirkungen von Störfällen festgelegt werden.

Der Hochwasserschutz im Chempark Leverkusen setzt sich aus drei Bausteinen zusammen: Einem stationären und mobilen Schutz sowie einem Pumpwerk. Von den insgesamt 2,3 km, die sich der Chempark zum Rhein hin öffnet, werden 1,3 km von einer stationären, ca. 1 m hohen Spundwand gesichert. Zum Schutz des verbleibenden Kilometers wird im Bedarfsfall eine mobile Schutzwand aufgebaut. Bei Hochwasser drückt das Wasser aber nicht nur über die Ufer in den Chempark, sondern auch über die Kanäle. Deshalb können die Auslässe verschlossen werden. Gleichzeitig wird ein Pumpwerk aktiviert, das das anfallende Reinabwasser (nicht-behandlungsbedürftiges Regenwasser) in den Rhein pumpt. Die beiden Pumpen können pro Stunde 25 Millionen Liter bewegen.

„Das Thema der wetterbedingten Schäden wird für viele Industrie- und Gewerbeunternehmen zunehmend wirtschaftlich relevant“, so Projektleiter Dr. Stefan Markwort vom Ingenieur- und Beratungsdienstleister Tauw. Laut Rückversicherern haben sich die inflationsbereinigten volkswirtschaftlichen Schäden in den letzten zehn Jahren im Vergleich zu den 1980er Jahren fast verdoppelt. Die versicherten Schäden sind um den Faktor 2,5 gestiegen. „Nach vorliegenden Prognosen über die Entwicklung des Klimas kann davon ausgegangen werden, dass wetterbedingte Naturereignisse in Zukunft öfter und stärker als bisher eintreten werden“, ist sich Markwort sicher. Bisherige Risikobetrachtungen zu lokalen Starkniederschlägen und Starkwind-Ereignissen seien fast in jedem Fall unter zu günstigen Randbedingungen bewertet, geplant und ausgelegt worden.

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