Arzneimittelforschung Fachwelt ehrt Claus-Michael Lehr
Für seine Forschungen über den Arzneimittelwirkstoff-Transport wurde Claus-Michael Lehr, Helmholtz-Wissenschaftler an der Universität des Saarlandes, als exzellenter Wissenschaftler ausgezeichnet.
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Saarbrücken – Claus-Michael Lehr, Professor für Biopharmazie und Pharmazeutische Technologie an der Universität des Saarlandes, ist vom Fachmagazin Medicine Maker zu einem der hundert einflussreichsten Experten für Arzneimittel-Entwicklung gewählt worden. Lehr ist Leiter der Abteilung Wirkstoff-Transport am Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS). Im Mittelpunkt seiner Forschungen steht der passgenaue Transport von Medikamenten durch die biologischen Barrieren des Körpers an ihren Wirkungsort.
Biologische Barrieren haben ganz unterschiedliche Funktionen: Einerseits riegeln sie den Organismus vor Krankheitserregern und anderen schädlichen Partikeln ab, andererseits dienen sie nützlichen Substanzen wie Arzneimitteln als „Eintrittspforten“ in den Körper. „Haut, Lunge und Magen-Darm-Trakt sind die Barrieren, durch die Medikamente geschleust werden müssen, damit sie dorthin gelangen, wo sie wirken sollen“, sagt Lehr.
Der Abteilungsleiter am Saarbrücker HIPS, einer gemeinsamen Einrichtung des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig und der Universität des Saarlandes, hat gemeinsam mit seinem Team effektive Trägersysteme für Arzneimittel entwickelt. Dabei handelt es sich um Nanopartikel, die Medikamente stabil verpacken und quasi huckepack durch die biologischen Barrieren transportieren. Die winzigen Moleküle, die diese Arbeit verrichten, sind ungiftig und biologisch abbaubar.
Um den Arzneistoff-Transport an den biologischen Barrieren genau verfolgen zu können, haben die Saarbrücker Wissenschaftler künstliche Testsysteme entwickelt, die beispielsweise die Lungenwand oder die Darmschleimhaut nachahmen. Dabei konnten sie bei ihren Forschungen über entzündliche Darmerkrankungen zum Beispiel zeigen, dass sich mit Medikamenten beladene Nanopartikel bevorzugt in den entzündeten Bereichen des Darmgewebes einlagern und damit dort länger wirken können.
Für dieses Zellkultur-Modell sind Claus-Michael Lehr und seine beiden Mitarbeiterinnen Dr. Eva-Maria Collnot und Fransisca Leonard im Jahr 2011 mit dem „Forschungspreis des Landes Rheinland-Pfalz zur Förderung der Erforschung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden für Tierversuche“ ausgezeichnet worden.
2014 konnte Lehrs Team zusammen mit Wissenschaftlern um Prof. Carlos Guzmán aus Braunschweig außerdem nachweisen, dass Nanopartikel auch in der Lage sind, Impfstoffe durch die Haut zu transportieren. Im Idealfall könnte es deshalb möglich sein, Impfungen ganz ohne Nadelstiche durch simples Auftragen einer Hautcreme zu verabreichen.
Die Top-100-Liste hat das das Magazin Medicine Maker in diesem Jahr erstmalig erstellt; sie soll künftig alle zwei Jahre veröffentlicht werden. In die Bewertung floss das Votum der Leser ein sowie die Beurteilung durch eine Fach-Jury.
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