Track & Trace Dualismus bei Track & Trace: Verpackungshersteller bleiben mit Etiketten multitaskingfähig

Autor / Redakteur: Christiane Hilsmann / Anke Geipel-Kern

Ab 2011 soll in Kalifornien als erstem Staat die individualisierte Kennzeichnung von Arzneimitteln Pflicht werden. Der e-Pedigree (elektronischer Stammbaum) soll Rezeptbetrug und Fälschungen erschweren. Doch noch fehlt die Einigung über einen technologischen Standard. Während in den USA immer noch RFID bevorzugt wird, setzt man in Europa auf den Datamatrix-Code.

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Alles kann gefälscht werden. Die höchste Sicherheit gibt daher nur der Schutz der Supply Chain. Dieser Tenor einer Konferenz zum Thema Fälschungsschutz im vergangenen Jahr in den USA macht deutlich, dass die Rückverfolgbarkeit pharmazeutischer Produkte von den Herstellern durchaus als sinnvolle Lösung akzeptiert wird.

Einerseits kann Track & Trace Fälschungen und damit stetig drohende Schadenersatzforderungen reduzieren. Andererseits lässt sich damit die Effizienz der Supply Chain steigern, da der transparente Warenfluss dessen Steuerung optimiert und bei Bedarf auch schnelle Rückrufaktionen unterstützt.

Ein groß angelegter Praxistest bestätigt diese Theorie. GS1 UK veröffentlichte jüngst erste Ergebnisse eines Pilotprojekts, bei dem insgesamt 50 000 Packungen von 15 verschiedenen Arzneimitteln mit RFID, Barcodes und weiteren Identifizierungsvarianten individuell gekennzeichnet wurden. Damit ließ sich der Warenfluss von internationalen Herstellerbetrieben zu einem Londoner Krankenhaus verfolgen. „Wir haben damit bewiesen, dass die Kennzeichnungen unter realen Bedingungen funktionieren“, so lautet das Fazit von Projektleiter John Jenkins.

Dabei scheint sich bei diesen „realen Bedingungen“ eine Zweiteilung der Märkte abzuzeichnen. Während US-Hersteller schon das Verschmelzen von GPS und RFID oder das Melden von Temperaturschwanken via Funk-Tag sehen, setzt die EFPIA, der europäische Verband der pharmazeutischen Industrie, auf den Datamatrix-Code.

Einheitlicher Standard...

„RFID ist bei der Datenerfassung technisch noch nicht auf einem vergleichbaren Stand wie 2D-Codes“, erklärt Detlef Zabel, Produktmanager für Haftetiketten beim Verpackungshersteller und Copaco-Mitglied August Faller. Infolgedessen könnten Datamatrix-Codes schneller die EFPIA-Richtlinie umsetzen und die bisherigen Bollini- und Belgien-Etiketten in einen einheitlichen, Track & Trace-tauglichen Standard überführen.

Rein von verarbeitungstechnischer Seite betrachtet, ließen sich beide Technologien gleichwertig verarbeiten. Haftetiketten geben die Möglichkeit, Glas- wie Kartonverpackungen mit Datamatrix-Codes wie mit RFID-Tags zu versehen. Faller, auf pharmazeutische Packmittel spezialisiert, bietet beispielsweise RFID-Etiketten genauso von der Rolle an wie Etiketten, die mit sequenziellen 2D-Codes versehen werden können. Somit könnten dieselben Produkte für verschiedene Märkte vorbereitet werden.

David Howard, bei Johnson & Johnson verantwortlich für Produkt- und Markenschutz, äußerte sich in einem Interview mit einem US-Fachmagazin dahingehend, dass es „keine beste Technologie gibt, da sich alle Technologien ständig weiterentwickeln“. Und der heutige Entwicklungsstand, so Zabel von Faller, spricht eindeutig für sequenzielle Datamatrix-Codes.

. . . – jetzt!

2D-Codes sind aktuell die kostengünstigere Methode. Speziell für den Pharmabereich gilt sie als funkfreie Variante als garantiert unbedenklich bei der Anwendung im Umfeld biologischer Substanzen wie beispielsweise Bakterienstämmen. „Dennoch lassen sich auf einem leicht zu applizierenden Datamatrix-Code mehr Informationsmengen speichern als auf RFID-Tags vergleichbarer Größe“, so Zabel.

Es ist davon auszugehen, dass sich über kurz oder lang eine von beiden Technologien – RFID oder Datamatrix-Code – als globaler Pharma-Kennzeichnungsstandard durchsetzen wird. Viel spricht dafür, dass dies RFID sein wird. Sie wird aller Voraussicht nach im Konsumgütermarkt sukzessive den Barcode verdrängen und im wichtigen US-Pharmamarkt schon bald eine führende Rolle spielen. Mittelfristig bleibt der 2D-Code jedoch die tragfähigste Lösung für Track & Trace, die auch Not tut: So geht eine WHO-Studie von einem Anstieg des illegalen Pharmahandels bis 2010 um 90 Prozent gegenüber 2005 aus.

ACHEMA: Halle 3.1, Stand K2-L3

Die Autorin ist Journalistin in Heidelberg.

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