Interpack 2023 Was bringt die Interpack 2023?
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Nie war sie so wichtig wie in diesem Jahr. Am 04. Mai öffnet nach sechs Jahren die größte Verpackungsmesse der Welt wieder ihre Pforten für die Welt. Was Besucher auf der Interpack erwartet und was EU-Verpackungsrichtlinie, Kreislaufwirtschaft und der chinesische Wettbewerb für die Branche bedeuten.

Die Interpack ist zurück – das ist die Botschaft, die Thomas Dohse Project Director Interpack nach Laupheim mitbringt. In den vergangenen sechs Jahre ist viel passiert. Vor allem in den letzten drei blieb neben Corona, Energiekrise und Ukrainekrieg nicht viel Zeit zum Durchschnaufen. Doch nun bricht für das Messeteam der Endspurt an.
Verpackungsspezialist Uhlmann – seit der ersten Ausstellung 1958 dabei – ist die letzte Station der Marketingtour rund um den Globus, die das Interpack-Team in den letzten Wochen zu den Auslandsvertretungen geführt hat. Die Ausstellungsfläche sei bis auf den letzten Quadratmeter belegt, verkündet Dohse mit sichtlicher Zufriedenheit.
2700 Aussteller belegen die 18 Hallen und bieten den weltweit größten Überblick rund um die Verpackung von Lebensmitteln, Getränken, Süßwaren, Non-Food, Pharmaka und Konsumgütern, wie die Messegesellschaft betont. Nun müssen nur noch die Besucher kommen. Die Erwartungen sind hoch, aber es gibt auch ein paar Ungewissheiten, vor allem was das internationale Publikum angeht. Ob und wie viele Chinesen nach Düsseldorf kommen, beispielsweise, ist mit einigen Fragezeichen versehen, auch wenn seit kurzem die Einreise nach Deutschland wieder ohne Test möglich ist.
Aber nicht nur die Besucher in diesem Jahr hat Dohse im Blick. Der neue Messe-Slogan „Simply Unique“ zielt bereits auf die Zukunft ab. Der demographische Wandel macht auch vor den Messebesuchern nicht halt. Wenn in den nächsten Jahren die vielzitierten Baby-Boomer in Rente gehen, kommt eine Generation nach, für die der Besuch der Interpack nicht schon seit Jahrzehnten zum Job dazu gehört, sondern die erst begeistert werden will. „Damit wir denen nicht erklären müssen, was die Interpack ist, also weltweit die größte Verpackungsmesse, mit dem breitesten Angebot und den meisten Maschinen, haben wir das auf die Formel gebracht „Simply Unique“,“ erklärt Dohse.
Nahrungsmittel und Getränke gehen immer
Schaut man sich Konjunkturdaten und Prognosen über das Wachstum der Verpackungsbranche an, braucht es den Veranstaltern der Interpack, nicht bange zu sein. „Gegessen und getrunken wird immer,“ bringt Richard Clemens es auf den Punkt. Der Geschäftsführer der VDMA-Fachverbände Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen kennt die Herausforderungen der Branche, wie kaum ein anderer und hat die jüngsten Zahlen in Petto. Prognosen zufolge wächst der weltweite Verpackungsmarkt bis 2026 um 14 Prozent.
In den jüngeren Märkten in Asien im mittleren Osten und Afrika geben Menschen mehr Geld für verpackte Lebensmittel aus. In Asien beobachten die Marktforscher Verpackungen mit einem steigenden Kunststoffanteil. Und auch von der Corona-Pandemie hat sich der Handel mit Verpackungsmaschinen mittlerweile wieder erholt.
Trotzdem ist nicht mehr alles so wie vor sechs Jahren. Der Ukrainekrieg hinterlässt Spuren. Der russische Markt fehle, sagt Clemens. Und auch die Zeiten, als sich Italien und Deutschland zwei Drittel des Weltmarktes aufteilten und das verbleibende Drittel dem Rest der Welt ließen, sind vorbei. Mittlerweile gäbe es mit China einen dritten Spieler, der das Gewicht verschoben habe, sagt Clemens. Deutschland und Italien seien noch in allen Weltmärkten die Nummer 1, außer in Afrika, hier seien China, Indien und die Türkei vorne. Vor allem den afrikanischen Markt will der VDMA nicht kampflos den Chinesen überlassen, weshalb der Verband gerade eine Afrika-Strategie aufsetze, erklärt Clemens.
Sinn und Unsinn der EU-Verpackungsverordnung
Themen für die Verpackungsbranche, mit denen sich auch die Maschinenbauer auseinander setzen müssen, gibt es mehr als genug. Nachhaltigkeit habe sich aus Sicht der Mitgliedsunternehmen als Trend durchgesetzt, betont Clemens. Die Themen Kreislaufwirtschaft, Recycling, Ressourcenmanagement dominieren auch die Interpack. Über allem schwebe die EU-Verpackungsverordnung, sagt Clemens, der damit alles andere als glücklich ist und gleiche Bedingungen für alle EU-Mitgliedstaaten fordert.
1000, bisher nur englischsprachige Seiten, listen akribisch zahlreiche Verordnung und Richtlinien auf, welche die Märkte mit unzähligen Regularien überziehen über deren Sinn oder Unsinn sich trefflich streiten ließe. Der Verordnungswust fängt beim Verbot der Minimilchpackungen in der Gastronomie an und hört bei der Supermarktverpackung noch lange nicht auf. Das alles oft ohne genauere Spezifikationen, der den ausführenden Unternehmen viel Interpretationsspielraum ließe, kritisiert Clemens.
Was den Maschinenbauer Uhlmann Pac-Systeme bewegt
Solche und noch weitere Gedanken treiben auch den Maschinenbauer Uhlmann Pac-Systeme um. Matthias Niedermeyer, seit 2020 CEO der Uhlmann Gruppe, hat eigentlich wenig Grund zu klagen: Ein Auftragseingang von 504 Millionen Euro im vergangenen Jahr, ein Markt für Pharmamaschinen der jährlich um 4,5 Prozent wächst, ein Pharmamarkt bei dem mit jährlichen Zuwächsen zwischen drei bis sechs Prozent zu rechnen ist und ein gut aufgestelltes Unternehmen, der neben der Pharmaverpackung noch weitere lukrative Segmente wie z.B. Kontaktlinsenverpackung bearbeitet. Hier sei das Tochterunternehmen Koch der weltweit größte Verpacker.
Uhlmann, weltweit führend auf dem OSD-Markt hat nun auch die Sterilabfüllung für sich entdeckt und entwickelt vermehrt Maschinen für diese hochspezialisierten Verpackungsform. Marktforscher erwarten hier, und speziell bei vorgefüllten Spritzen, eine Verdreifachung des Volumens in den nächsten zehn Jahren, was einer jährlichen Wachstumsrate von knapp elf Prozent entspricht. Auch die Aussichten für personalisierte Medizin sollten Freude bereiten. Die Prognosen belaufen sich auf Wachstumsraten von 11,6 Prozent pro Jahr, was einem Marktvolumen von 5.700 Milliarden US-Dollar entspricht.
Warum die regulatorische Klammer immer enger wird
Diesen eigentlich erfreulichen Aussichten, steht allerdings ein Anforderungspaket, gegenüber, das es sich hat – vor allem für ein Unternehmen, das für sich den Anspruch hat Best-in-Class zu sein: Der EU Cyber Resilience Act, das Lieferkettensorgfaltspflichtgesetz, die ab 2024 erstmals auch für KMUs bestehende Pflicht einen Nachhaltigkeitsbericht abzugeben oder die DSGVO. „Nachhaltigkeit, Prozesseffizienz und stetig steigende Regulierungs-Anforderungen sind als Herausforderung voll in der Verpackungsindustrie angekommen,“ erklärt Niemeyer. Das spüre man auch in Gesprächen mit den Kunden.
Auch wenn der Hauptsitz im idyllischen oberschwäbischen Laupheim beheimatet ist, längst ist der Verpackungsspezialist den Märkten gefolgt und betreibt Niederlassungen in Brasilien, Großbritannien, Schweden, Spanien, Russland, der Schweiz, Frankreich, Singapur, China und Indien, ergänzt durch mehr als 40 weitere weltweite Vertretungen.
Man habe einen starken europäischen Footprint sagt Niemeyer, investiere aber in viele, junge und aufstrebende Märkte: Korea, Indonesien, Bangladesh und Malaysia, um nur einige zu nennen. Und was ist mit China? Die chinesische Tochter beschäftigt in Jinzhou 200 Mitarbeiter und bedient von dort den boomenden Markt. Aber es wachsen auch in China Maschinenbauer heran, die vor allem im Asia-Pazifik-Raum und in Afrika Marktanteile gewinnen. „Wir müssen den chinesischen Wettbewerb ernst nehmen“, sagt Michael Mrachacz, CSO bei Uhlmann. Vor allem auch seit Deutschland über Lieferkettenprobleme klagt, und ein Problem adressiert, das in China gar nicht vorhanden sei, wie Niemeyer erklärt.
Trotz allem hat Uhlmann hat in vielen Segmenten die Nase vor und damit das auch so bleibt, investiert das Unternehmen 6,7 Prozent des Umsatzes in Forschung und Entwicklung. Wichtige Schwerpunkt dabei sind die Digitalisierung, Track- und Trace und das Thema Sustainable Packaging, das sich z.B. in der Entwicklung von Monofolien niederschlägt und der neuer Lösungen für die Verpackung von Parenteralia.
Themen, die auch die Interpack adressiert und zu denen auch Uhlmann sicher einiges beizutragen hat.
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