Sinkende Rohstoffpreise durch Rezessionsängste?

Weltrohstoffpreise Juni 2022 Sinkende Rohstoffpreise durch Rezessionsängste?

08.06.2022 Von Wolfgang Ernhofer

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Rezessionsängste könnten für sinkende Rohstoffpreise verantwortlich sein. Im Mai fielen die Preise sektorübergreifend. Die Experten der Industriebank IKB analysieren die Rohstoffmärkte und wagen einen Ausblick.

Im Mai sinken die Rohstoffpreise weiter.
(Quellen: HWWI; Deutsche Bundesbank)

Die Weltrohstoffpreise reduzierten sich im Mai 2022 auf breiter Front: Auf Dollarbasis sanken diese zum Vormonat um 2,7 %, was sich in fast allen Industrierohstoffen zeigte. Da der Dollar zum Euro weiter aufwertete, betrug der Rückgang in Inlandswährung nur knapp 0,5 %. Die Sorgen vor einer Rezession dominierten die weiterhin knappe Marktversorgung.

Die IKB erwartet bis Ende des dritten Quartals 2022 eine Bewegung des Wechselkurses um die Marke von 1,10 Dollar je Euro.

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Bis Ende April 2022 sank die Weltrohstahlproduktion um 7,1 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Von den zehn größten Erzeugerländern weist lediglich Indien mit 6,5 % einen Anstieg der Produktion aus. Den größten Einbruch verzeichnet China mit 10,3 %. Dennoch dürfte das Land erneut über 1 Mrd. t Rohstahl erzeugen, welche primär im Inland verbleiben. Das Produktionsniveau in der EU sank um 4,7 %, dasjenige in den USA reduzierte sich um 2,3 %. Auf Jahressicht erwartet die IKB, dass sich die Produktion in der EU voraussichtlich nur leicht unter Vorjahresniveau bewegt. Prämisse ist, dass es nicht zu einem Gasembargo kommt. In Deutschland erwarten die Experten wieder eine Tonnage von rund 40 Mio. t. Insgesamt sehen sie einen leichten Rückgang der globalen Rohstahlproduktion auf 1,89 Mrd. t für das Jahr 2022. Der Russland-Ukraine-Krieg belastet die europäische Marktversorgung erheblich.

Im Verlauf des Mai 2022 gaben die Schrottpreise deutlich nach, nachdem sie im März 2022 explodiert und im April weiter leicht angestiegen waren. Sie sanken durchschnittlich um 95 €/t bei Altschrotten und 75 €/t bei Neuschrotten gegenüber dem Vormonatsniveau. Auslöser war die seit Mitte April sinkende Nachfrage aus der Türkei, die in der Folge auch zu niedrigeren Einkaufspreisen der europäischen Stahlwerke führte. Die deutschen Stahlwerke verfügen weiter über gut gefüllte Orderbücher und sorgen für entsprechende Nachfrage. Das Aufkommen ist bei etlichen Schrottsorten regional sehr unterschiedlich, beim Neuschrott wirken sich weiter die geringere Produktion in der Automobilindustrie aus. Auch die Eisenerz-Spotmarktpreise sanken im Mai im Mittel um 10 % gegenüber dem Vormonat. Die Experten erwarten in den kommenden Monaten eine weitere Entspannung bei den Schrottpreisen.

Die Auftragslage vieler Stahlwerke ist weiter auf hohem Niveau. Gegenüber den Preisspitzen vom April mussten für neue Aufträge zuletzt allerdings deutliche Preiszugeständnisse gemacht werden. Die gleichzeitig gesunkenen Schrottpreise und Spotmarktpreise für Eisenerz frei China minderten die Margenrückgänge der Stahlproduzenten. Die Preise für Warmbreitband sanken im Durchschnitt um gut 290 €/t. Verzinkte Bleche reduzierten sich bei sinkendem Zinkpreis im Mittel um 218 €/t. Walzdraht sank dagegen im Monatsmittel nur leicht um 3,8 %. Bei einigen Stahlsorten wie z. B. Grobblech hält das deutlich verminderte Angebot aufgrund des Ukraine-Krieges das Preisniveau stabil. Bei den europäischen Stahlpreisen erwartet die IKB noch leichte Rückgänge bis Jahresmitte und eine Seitwärtsbewegung der Spotpreise im zweiten Halbjahr. Einer nachhaltigen Preisumkehr dürften die hohen Energiekosten und Vormaterialpreise entgegenstehen.

Obwohl die globale Nickelminenproduktion 2021 auf rund 2,6 Mio. t anstieg, verzeichnete der Nickelmarkt ein Angebotsdefizit von 168.000 t, da der Nickelverbrauch infolge der konjunkturellen Erholung überproportional anzog. Für 2022 ist ein Produktionsanstieg auf über 3 Mio. t aufgrund von Zuwächsen in Indonesien und China möglich, woraus sich ein Angebotsüberschuss von 67.000 t ergeben könnte. Höhere Nachfrage ergibt sich weiterhin aus der Produktion von rostfreiem Stahl und Batterien für E-Vehicles, der Absatz im zivilen Aerospace-Sektor bleibt auch 2022 unterdurchschnittlich. Die Nickelvorräte an der LME sanken im Mai 2022 leicht und lagen am Monatsende bei 72.000 t und damit 70 % unter Vorjahresniveau. Zudem befinden sich noch 2.900 t an der SHFE. Die Experten sehen den Nickelpreis vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung bis Ende Q3 2022 in einem Band von +6.000 US-$ um 30.000 US-$/t.

Bildergalerie mit 31 Bildern

Die Grafiken in der Bildergalerie beschreiben die Entwicklungen für einzelne Rohstoffe. Die Experten weisen explizit darauf hin, dass es bei metallischen Rohstoffen, abweichenden Legierungen sowie sonstigen Kunststoffsorten zu anderen Preisbewegungen kommen kann. Zudem beobachten sie bei einigen Rohstoffarten größere regionale Preisabweichungen.

Welche Rohstoffe Mangelware sind oder werden, können Sie in der Bildergalerie Gefahrenanalyse Rohstoff – was wird knapp? nachsehen.

Die Experten der IKB analysieren monatlich die Rohstoffmärkte und PROCESS berichtet. Alle Rohstoffpreise der letzten Jahre und Monate finden Sie auf unserer Rohstoff-Spezialseite: Weltrohstoffpreise im Wandel

Die Rohstoffpreise werden im Mai nach starkem Anstieg wieder etwas günstiger. (HWWI; Deutsche Bundesbank)

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