Klimagas Kohlendioxid Kohlendioxid speichern und verwerten
Nach dem Motto „Gemeinsam sind wir stärker“ haben Projekte, in denen Chemie- und Energieindustrie an einem Strang ziehen, momentan Konjunktur. Gemeinsame Klammer ist die Idee, das Klimagas Kohlendioxid und regenerative Energien zu einem Dream-Team zu machen. PROCESS hat sich einen Überblick über die laufenden Projekte verschafft.
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Als im Frühjahr letzten Jahres ein als CO2-Molekül stilisiertes Strichmännchen das rote Band zur Inbetriebnahme der Polyol-Pilotanlage zerschnitt, wurde im wahrsten Sinne des Wortes ein Traum war. Denn das in der Leverkusener Anlage umgesetzte Verfahren, in dessen Verlauf CO2 und Propylenoxid Katalysator gesteuert zu einem Polyetherpolycarbonatpolyol zusammenwachsen, ist eine jener „Dream Reactions“, die zu entwickeln wohl der Wunsch jedes Chemikers ist: Zum ersten Mal ist es gelungen, das Klimagas Kohlendioxid als Rohstoff für einen Kunststoff zu nutzen, der in die Massenproduktion geht und damit pro Jahr im Tonnenmaßstab hergestellt wird.
Erfolg macht Schule
Die Traumreaktion ist nicht nur ein schneller Erfolg für das Entwicklerteam bei Bayer. Es zeigt vor allem, dass die Bemühungen, das Klimagas als Rohstoff einzusetzen, deutlich an Fahrt aufgenommen haben. Mittlerweile melden nämlich weitere Unternehmen – darunter BASF und Mitsui Chemicals – Erfolge, die belegen, dass die Entwickler die größte Hürde genommen haben, nämlich dem reaktionsträgen Gas mit einem Katalysator auf die Sprünge zu helfen.
Die Chemieverbände VCI und Dechema halten es zwar nach wie vor für fraglich, ob angesichts der 28 Gigatonnen CO2, die weltweit jährlich in die Luft gepustet werden, solche Verwertungskonzepte mehr sein können als der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein. Sie sprechen von einem Verwertungspotenzial, das bei einem Prozent liegt. Trotzdem zeigen die Beispiele: Kohlendioxid-Recycling in all seinen Facetten hat in der deutschen Forschungslandschaft Konjunktur, und das ist beileibe nicht nur eine Folge der Energiewende, sondern liegt vor allem an der Förderpolitik des BMBF, das bereits zwei Jahre vor Fukushima eine Fördermaßnahme aufgelegt hat, die unter dem Titel „Technologien für Nachhaltigkeit und Klimaschutz – Chemische Prozesse und stoffliche Nutzung von CO2“ läuft. 100 Millionen Euro steckt das Forschungsministerium von 2009 bis 2015 in die 28 genehmigten Projekte, die die CO2-Emissionen bis 2020 um bis zu 40 Prozent senken und helfen sollen, aus der eingesetzten Energie doppelt soviel herauszuholen wie bisher.
Anschlussprojekt läuft bereits
Beflügelt durch den schnellen Erfolg gibt es auch für Dream Reactions bereits ein Anschlussprojekt, das den Aufbau einer Polyol-Produktion zum Ziel hat. Dream Productions deckt jetzt die gesamte Wertschöpfungskette ab – von der Rohstoffquelle (Rauchgas-Wäsche) bis zum späteren Endprodukt (Polymer). Mit im Boot sind wieder die RWTH Aachen, Bayer Technology Services und Bayer Material Science. Neuer Partner ist RWE Power. Der Energiekonzern liefert das Kohlendioxid, das aus dem Kohlekraftwerk Niederaußem stammt und dort aus dem Rauchgas ausgewaschen wird.
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