Energiekrise in Europa Explodierende Strompreise machen der Chemieindustrie zu schaffen

Von Alexander Stark |

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Die Strompreise an der Deutschen Börse verharren seit Wochen auf hohem Niveau. Das macht vor allem energieintensiven Branchen wie der Chemieindustrie zu schaffen.

Rasant steigende Energiepreise drücken auf die Gewinne der Chemieindustrie.
Rasant steigende Energiepreise drücken auf die Gewinne der Chemieindustrie.
(Bild: gemeinfrei / Pixabay)

Würzburg – Steigende Kosten für die CO2-Bepreisung von über 60 Euro pro Tonne, in die Höhe geschossene Rohstoffpreise für Gas und Kohle sowie leere Gasspeicher lassen die Kosten für die Energieerzeugung in Europa durch die Decke gehen. Hinzu kommt eine Windflaute, die verhindert, dass nachhaltiger Strom die Nachschubprobleme ausgleichen kann. Der Strompreis an der Deutschen Börse ist aufgrund dessen geradezu explodiert: Aktuell kostet Strom die Unternehmen drei Mal so viel wie im Vorjahr.

Da die EU im Rahmen des Green-Deals ihre Klimaziele erneut verschärft hat, ist damit zu rechnen, dass die CO2-Bepreisung auch weiterhin die Energiekosten für die Unternehmen erhöhen wird. Damit Deutschland trotzdem als Chemiestandort wettbewerbsfähig bleibt, forderte der VCI von der künftigen Bundesregierung zu handeln. VCI-Präsident Christian Kullmann: „Die kommende Bundesregierung muss alle staatlich bedingten Abgaben beim Strompreis prüfen und diese so weit wie möglich zurückfahren. Die für 2022 beschlossene Senkung der EEG-Umlage kann bestenfalls ein Anfang sein. Das EEG muss so schnell wie möglich weg.“ Eine entscheidende Voraussetzung für die Branche, um neue klimaneutrale Technologien erfolgreich einzusetzen, sei ein Strompreis von vier Cent pro Kilowattstunde. „Diesen Preis sollte sich die neue Bundesregierung auf ihre Agenda setzen“, sagte der Chemieverband-Präsident.

Neben den Kosten durch die CO2-Bepreisung sind es aber vor allem relativ niedrige Gasreserven in den Speichern, die die Energiekosten nach oben schnellen lassen. Das spüren inzwischen auch die großen Unternehmen. So teilte BASF gegenüber Bloomberg mit, die Kosten für die steigenden Energiepreise nicht vollständig auffangen zu können – und das, obwohl das Unternehmen 80 % seines Strombedarfs selbst erzeugt. Der Sprecher von BASF, Thomas Nonnast, erklärte in einer E-Mail an Bloomberg, dass die Energiepreise in den letzten Monaten „spürbar“ gestiegen seien. Das Ludwigshafener Werk des Unternehmens ist die größte integrierte Chemieanlage der Welt und verbraucht sechs Terawattstunden Strom pro Jahr, was dem Energiegehalt von etwa 3,5 Millionen Barrel Rohöl entspricht. „Als energieintensives Unternehmen spüren wir das auch“, sagte er.

Auch in den europäischen Nachbarländern sieht die Situation nicht besser aus. So teilte der norwegische Chemiekonzern Yara am 17. September mit, die Ammoniakproduktion vorübergehend um 40 % drosseln zu müssen. Als Grund dafür nannte das Unternehmen „rekordverdächtige Erdgaspreise”.

Zwei Tage zuvor hatte der britische Wasserstoff- und Stickstoffproduzent CF Industries den Betrieb seiner beiden Produktionsanlagen in Billingham und Ince eingestellt. Auch hier verwies das Unternehmen auf die hohen Erdgaspreise.

Timm Kehler vom Branchenverband „Zukunft Gas“ erklärte im ZDF, dass die Ursache vor allem im Wirtschaftsaufschwung in Asien liegt: „Der Grund für die hohen Preise, die wir derzeit auf den Großhandelsmärkten sehen, sind die gewachsenen Nachfragen, die wir in Asien erleben. Die Industrie in Asien produziert auf einem Niveau, das vor der Corona-Krise liegt, teilweise sogar darüber.“

Auch wenn sich die Gasspeicher wieder füllen sollten, hilft langfristig nur der Ausbau der erneuerbaren Energien. Die sind nicht nur klimafreundlicher, sondern produzieren den Strom inzwischen auch zu günstigen Preisen. So produzieren dem Fraunhofer ISE zufolge neue MW-Kraftwerke Photovoltaik-Strom zu Kosten von 3 bis 5,5 Cent pro Kilowattstunde.

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