Exklusiv-Interview zur Wirksamkeit von Energieaudits „Energieaudits bringen viel zu wenig“

Autor / Redakteur: Hans-Jürgen Bittermann / Jörg Kempf |

Die meisten großen Unternehmen führen bereits heute im eigenen Interesse so genannte Energieaudits durch. Sprich: Sie untersuchen systematisch, wie viel Energie sie verbrauchen und in welchen Bereichen sie Energie sparen könnten. Auf Grundlage dieser umfassenden Betrachtung können sie dann gezielt in Effizienz-Maßnahmen investieren – und somit ihre Energiekosten senken und ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern. Soweit die Theorie. Wie aber sieht die Praxis aus?

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Prof. Alexander Sauer (2.v.l.) auf dem EEP Effizienzgipfel 2016 in Stuttgart
Prof. Alexander Sauer (2.v.l.) auf dem EEP Effizienzgipfel 2016 in Stuttgart
(Bild: Universität Stuttgart)

Die umweltfreundlichste und günstigste Kilowattstunde ist die, die wir gar nicht erst verbrauchen. Deshalb beruht die Energiewende darauf, die Energieeffizienz zu steigern, den Energieverbrauch zu senken und die erneuerbaren Energien weiter auszubauen, um die verbleibende Nachfrage abzudecken.

Ziel der Regierung ist es, den Primärenergieverbrauch bis zum Jahr 2020 gegenüber 2008 um 20 Prozent zu senken und bis 2050 zu halbieren. Mit dem Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE) hat die Bundesregierung eine Strategie auf den Weg gebracht, um dieses Ziel zu erreichen. Voraussetzung ist, dass man seinen eigenen Energieverbrauch kennt.

Seit April 2015 sind große Unternehmen verpflichtet, in regelmäßigen Abständen ein Energieaudit durchzuführen, d.h. ihren Energieverbrauch durch einen Experten systematisch erfassen und mit Blick auf Einsparpotenziale untersuchen zu lassen. In die neu geschaffene, online verfügbare Energieauditoren-Liste haben sich bundesweit 3343 Energieauditoren eintragen lassen. Die Liste wird vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) geführt. Sie nennt Personen, die auf Grund ihrer fachlichen Qualifikation Energieaudits in Unternehmen durchführen dürfen.

Im Rahmen einer großangelegten Markterhebung zu Energiedienstleistungen wurde Anfang Juli eine erste Auswertung zur Wirksamkeit von Energieaudits fertiggestellt. Beteiligt waren das Institut für Energieeffizienz in der Produktion EEP der Universität Stuttgart, das Fraunhofer IPA, die Beuth Hochschule Berlin und die DEnBAG. Die Erhebung basiert auf einer Online-Befragung von 3270 Energieauditoren im April 2016. Daraus konnten 384 vollständige Datensätze gewonnen werden.

Das Ergebnis: Energieaudits halten längst nicht, was sich die Regierung versprochen hatte, als sie die großen Unternehmen im Rahmen des Nationalen Aktionsplans Energieeffizienz NAPE gesetzlich dazu verpflichtete.

Wir sprachen dazu mit Prof. Alexander Sauer vom EEP. Lesen Sie das Interview auf der nächsten Seite.

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Zur Person: Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Kfm. Alexander Sauer

Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Kfm. Alexander Sauer leitet seit dem 15. Januar 2015 das Institut für Energieeffizienz in der Produktion (EEP) an der Universität Stuttgart. Sauer arbeitete bereits zuvor eng mit dem Stiftungsinstitut zusammen; er hat seit 2013 im Rahmen eines Forschungsprojekts den Energieeffizienz-Index für die deutsche Industrie mitentwickelt, der seitdem halbjährlich vom EEP herausgegeben wird.

Sauer absolvierte ein Doppel-Studium Maschinenbau und BWL an der RWTH Aachen und promovierte dort anschließend. Nach mehrjähriger Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am WZL, zuletzt als Oberingenieur, wechselte Sauer 2006 als Mitglied der Geschäftsleitung zur Hoerbiger Automotive Komfortsysteme GmbH. Anfang 2011 folgte er dem Ruf an die Hochschule für angewandte Wissenschaften München als Professor für Fertigungstechnik und leitete dort das Labor für angewandte Fertigungstechnik.

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