Verpackungstechnik Die drei RE- der Kreislaufwirtschaft

Von Manja Wühr* |

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Nachhaltige Verpackungen: Verbraucher und Gesetzgeber fordern sie; Lebensmittelhersteller und Verpackungs­spezialisten entwickeln sie. Dabei folgen sie den drei Prinzipien Re-Use, Re-Duce und Re-Cycling.

So stellen sich Lebensmittelhersteller und Ausrüster die Zukunft der Verpackung vor.
So stellen sich Lebensmittelhersteller und Ausrüster die Zukunft der Verpackung vor.
(Bild: coolvectormaker - stock.adobe.com M Frank)

Fast alle Lebensmittel, die in unseren Einkaufwagen landen, sind verpackt. Selbst die Lebensmittel, die die Natur bereits verpackt hat – etwa Obst oder Gemüse. Über den Sinn und Unsinn der Verpackungswut kann viel gestritten werden. Fakt ist: Verbraucher und Gesetzgeber fordern nachhaltige Verpackungen. Ziel soll es sein, die Stoffkreisläufe zu schließen und Abfall zu reduzieren. Die gesetzliche Basis dafür bildet das Kreislaufwirtschaftsgesetz, das u.a. auch eine Zielhierarchie für den Umgang mit Abfällen vorgibt: Vermeidung, Vorbereitung zur Wiederverwendung, Recycling, Verwertung, Beseitigung. Es zeigt sich, dass Hersteller sich bei der Entwicklung neuer Verpackungslösungen vor allem auf drei Prioritäten Re-Use, Re-Duce und Re-Cycling stützen.

Re-Use

Seit einigen Jahren kann man sein Fleisch oder seine Wurst an der Frischetheke in der eigenen Dose kaufen. Dies soll bald auch für weitere Produkte im Supermarkt möglich sein. So testet Nestlé in der Schweiz aktuell den Einsatz von verpackungsfreien Systemen für den Verkauf von löslichem Kaffee und Heimtiernahrung. Verbraucher können zwischen verschiedenen Produktvarianten wählen und diese in der gewünschten Menge in eigene Behälter abfüllen. Wichtige Informationen zum Nährwert, zur Haltbarkeit und zum Verbrauch des ausgewählten Produkts, welche sonst auf der Produktverpackung zu finden sind, können mithilfe von QR-Codes auf dem Verkaufsetikett digital abgerufen werden. Der Lebensmittelkonzern will bis 2025 alle Verpackungen wiederverwertbar oder wiederverwendbar machen.

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Auch Verpackungsmaschinenhersteller beschäftigen sich mit verpackungsfreien Lösungen. So haben Studierende und junge Fachkräfte bei Optima im Rahmen des 1. Packaging Valley Remote Makeathon einen Prototypen für einen „vollautomatischen Unverpacktladen“ entwickelt. Nach Eingabe eines Wunschgewichts dosiert dieser Schüttgut wie Kaffeebohnen in Mehrwegbehältnisse.

Da wo sich Verpackung nicht vermeiden lässt, setzt die Verpackungsindustrie zunehmend auf Mehrweg-Systeme. Was für Glas- und PET-Behälter schon seit Jahren Standard ist, soll nach Vorstellung von Greiner Packaging bald auch für deren Deckel gelten. Gemeinsam mit Berglandmilch hat der Hersteller von Kunststoffverpackungen nun einen Mehrwegdeckel entwickelt. Der Deckel, der im Spritzgussverfahren hergestellt wird, ist spülmaschinengeeignet und passt mit einem Durchmesser von 95 Millimetern auf die gängigsten Joghurtbecher.

Re-Duce

Ab Juli 2021 sind in der EU Strohhalme aus Plastik verboten. Bereits heute sind Alternativen auf dem Markt. So bietet Sig eine Trinkhalmlösung aus Papier für aseptische Kartonpackungen entwickelt. Eingesetzt werden diese recycelbaren Trinkhalme erstmals in Frankreich – in den Märkten von Intermarché. Die Einzelhandelskette will die Lösung für Produkte ihrer drei Marken Paquito, Look und Top Budget einsetzen und zehn Tonnen Plastik pro Jahr einsparen.

Auch bei Sekudärverpackungen lässt sich einiges an Kunststoff einsparen. Schrumpffolie oder Wrap-Around-Kartons können beispielsweise mit Traypackern Innopack Kisters von KHS ersetzt werden. Mit der Lösung lassen sich bis zu 90 000 Dosen pro Stunde in Papier einschlagen. Dazu sind nach Angaben des Herstellers nur wenige Anpassungen an den bestehenden Maschinen nötig. Wer Papier aufgrund der Kosten bisher gescheut hat, den beruhigt KHS: Während gegenüber einem Wrap-Around-Karton die Kosten um bis zu 15 Prozent sinken, liegen sie im Vergleich zur Folie auf einem vergleichbaren Niveau.

Re-Cycle

Die PET-Flasche ist ein Musterbeispiel für erfolgreiches Recycling: Nahezu alle Mehrweg-Flaschen werden recycelt. Dieser Kreislauf scheint so gut zu funktionieren, dass immer mehr Getränkehersteller ihre Flaschen aus recyceltem PET (rPET) herstellen wollen. So will Volvic ab September 2020 für die gesamte Volvic-Produktpalette ausschließlich rPET verwenden – ausgenommen Deckel und Etikett. Auch Vöslauer-Flaschen sollen bis 2025 zu 100 Prozent aus recyceltem PET-Material bestehen. Bereits heute kommen deren Flaschen auf einen Anteil von 70 Prozent recyceltem PET-Material. Aber auch Lebensmittelhersteller wollen künftig mehr auf Recyclingmaterial setzen. Mondelēz plant beispielsweise seinen Frischkäse Philadelphia in Dosen abzufüllen, die recycelten Kunststoff enthalten. Dazu ging der Lebensmittelkonzern eine Partnerschaft mit dem amerikanischen Verpackungsspezialisten Berry ein.

Sehr praktisch wäre es natürlich, wenn die Natur selbst das Recycling übernehmen könnte. Kein Problem für BASF und Fabbri: Mit einer kompostierbaren Frischhaltefolie für Lebensmittelverpackungen auf Basis des BASF-Kunststoffes Ecovio können Lebensmittel maschinell oder von Hand verpackt werden.

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