Abwasserbehandlung Arzneimittelrückstände im Abwasser – ein immer noch unterschätztes Risiko

Von Anke Geipel-Kern

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Das Puffermittel Octoxinol 9 in Corona-Schnelltests ist als gewässergefährdend eingestuft und deshalb tabu im Abwasser von Kläranlagen. Doch was tun, wenn der Puffer im Abwasser des Pharmabetriebs oder Labors auftaucht. Ein neu entwickeltes Neutralisationsverfahren schafft Abhilfe.

Entfernung von Medikamentenrückständen aus dem Abwasser mittels Ozon mit einer Roturi-Anlage
Entfernung von Medikamentenrückständen aus dem Abwasser mittels Ozon mit einer Roturi-Anlage
(Bild: Enviro Chemie)

Wieviel Corona-Tests täglich durchgeführt werden? Darüber gibt es nur Schätzungen. Fest steht jedenfalls, dass die Pufferlösung der Teströhrchen, die das Corona-Virus inaktiviert, keinesfalls ins Abwasser gelangen darf. Denn das darin enthaltende Tensid Octoxinol 9 ist als gewässertoxisch eingestuft und damit für die Abwasservorbehandlung eine neue Herausforderung für den Rossdorfer Umweltspezialisten Enviro Chemie. Die Entwickler haben für einen Hersteller von Testverfahren ein maßgeschneidertes Behandlungsverfahren entwickelt, das verhindert, das die Chemikalie in die Kläranlage gelangt. Dafür habe man in den eigenen Laboren die optimalen Parameter für die Behandlung ermittelt und anschließend getestet – selbstverständlich begleitet und verifiziert durch Analysen von Speziallaboren, berichtet das Unternehmen.

APIs – Speziallfall im Abwasser

Viele Medikamentenwirkstoffe, API (active pharmaceutical ingredients), sind schwer biologisch abbaubar und Pharmafabriken aber auch Krankenhäuser dürfen ohne Vorbehandlung die Abwässer deswegen nicht in Kläranlagen einleiten.

Der Spezialist aus Rossdorf entwickelt seit Jahren für pharmazeutische Unternehmen nachhaltige und effiziente Lösungen zur Abwasserbehandlung. Die Verfahren lassen sich flexibel anpassen, wenn sich Abwasserbestandteile ändern und haben einen möglichst geringen CO2‐Footprint.

Neben der sorgfältigen Analytik hat das Unternehmen ein Reihe von Verfahren im Portfolio um bedenkliche Inhaltsstoffe, wie beispielsweise Antibiotika oder Hormone, zuverlässig aus dem Abwasser zu entfernen.

Um Abwasser aus der pharmazeutischen Produktion vorzubehandeln, kommen unterschiedliche Verfahren, auch in Kombination, in Betracht. Eine Verbrennung dieser Abwässer verursacht einen hohen Energieaufwand und CO2‐Ausstoß. Hinzu kommen LKW-Transporte,die den CO2‐Footprint zusätzlich vergrößern. Auch physikalische Verfahren sind teuer. Rückstände im Abwasser werden mittels Membrantechnik herausgefiltert oder von Aktivkohle absorbiert. Anschließend müssen die Reststoffe entsorgt werden. Je nach Art des Abwassers können sich diese Verfahren dennoch eignen, wenn man sie mit anderen Technologien kombiniert.

Gängiger sind heute AOP‐Verfahren. Also erweiterte Oxidationsprozesse (Advanced Oxidation Processes), bei denen API oder andere schwer abbaubare Stoffe in kleinere organische Bruchstücke zerlegt werden, so dass das Abwasser anschließend biologisch weiterbehandelt werden kann. Die Auswahl des passenden AOP‐Verfahrens hängt von der Art des Abwassers und seinen Bestandteilen ab. In eigenen Laboren und Pilotanlagen testet Enviro Chemie die unterschiedlichen Verfahren für verschiedene Pharmaka und entwickelt für jede Anwendung das individuelle Behandlungsverfahren.

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