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Veränderungsdruck in der Prozessautomatisierung Adieu Monolith – Welche Rolle die Prozessleittechnik in der Zukunft spielt

Autor Gerd Kielburger

Monolithische Strukturen in der Prozessautomatisierung sind schon bald passé. Auf diese Weise entsteht sogar mehr Wettbewerb, sagt Dr. Jürgen Brandes, CEO der Siemens Division Process Industries and Drives im Doppelinterview mit seinem Kollegen und CTO Dr.-Ing. Jörn Oprzynski. Welche Rolle spielt die Prozessleittechnik zukünftig noch? Was können Assistenzsysteme heute schon leisten und wird es einen autonomen Anlagenbetrieb wirklich geben? Das Exklusivinterview gibt Antworten.

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Dr. Jürgen Brandes, CEO der Siemens Division Process Industrie and Drives, auf die Frage, ob menschenleere Anlagen jemals Realität werden: „Menschenleere Anlagen sind für uns per se kein Kundennutzen. Kundennutzen sind Anlageneffizienz, Anlagenverfügbarkeit und Anlagenflexibilität.“
Dr. Jürgen Brandes, CEO der Siemens Division Process Industrie and Drives, auf die Frage, ob menschenleere Anlagen jemals Realität werden: „Menschenleere Anlagen sind für uns per se kein Kundennutzen. Kundennutzen sind Anlageneffizienz, Anlagenverfügbarkeit und Anlagenflexibilität.“
(Bild: Siemens)

Dr. Brandes: Für mich setzt sich die Erkenntnis durch, dass eine Prozessindustrie auf offene Systeme setzt und monolithische Strukturen mehr und mehr infrage stellt. Deshalb hat mir der Vortrag „Open Architectures for the Digital World!“ von Exxon Mobile Manager Don Bartusiak, Jörn Oprzynski von Siemens und Michael Krauß von BASF am besten gefallen. Es scheint die Bereitschaft zu bestehen, dass die unterschiedlichen Architekturansätze wie modulare Automation, die Erweiterung der Automatisierungspyramide um einen parallelen Daten-Layer für Monitoring und Optimierung (NOA) sowie die von Exxon Mobil vorgeschlagene offene Automatisierungsarchitektur für die Prozessindustrie gemeinsam vorangetrieben werden können. Das geht in die richtige Richtung. Was mir noch fehlt, ist die Erkenntnis, dass diese Technologie gepaart sein sollte mit Engineering-Tools, die die damit entstehende und verbundene Komplexität alles miteinander kombinieren zu können, beherrschbar macht.

Eine wesentliche Botschaft des Sponsors GE Digital war, es braucht nicht noch mehr Automatisierung, stattdessen kann man mit Big-Data-Analysen viele Probleme lösen. Stimmen Sie dem zu?

Brandes: Ein Organismus braucht sicher nicht nur ein zentrales Gehirn, es braucht auch verteilte Intelligenz und Nervensysteme. Aber allein darauf zu setzen, dass sich dann alle Intelligenz in die Cloud verschiebt, wird so nicht funktionieren. Intelligenz wird es variabel verteilt in der Feldebene, in den Kommunikationskomponenten wie einem Edge Device und in der Cloud geben. Es wird – je nach Anwendung – frei verschiebbare Softwaremodule für alle verschiedenen Funktionalitäten geben. Dafür braucht es Engineering Tools, die einem sagen, welche Intelligenz an welcher Stelle am sinnvollsten eingesetzt werden kann. Es wird auch zukünftig eine Welt mit Hardware, Software und Engineering Tools geben.