Schiefergas Der Schiefergasboom in den USA ist noch lange nicht zu Ende

Redakteur: Anke Geipel-Kern

Seit dem 1. August 2013 leitet Karsten Radtke die Uhde Corporation of America, einem Business Partner der ThyssenKrupp Uhde GmbH. Uhde Corporation of America profitiert von der wirtschaftlichen Entwicklung und hat zwei Büros in Greenwood Village, Colorado und Bridgeville, Pennsylvania.

Anbieter zum Thema

Karsten Radtke, Leiter Uhde Corporation of America. „Kunden wählen uns wegen unserer technologischen Kompetenz aus und begrüßen es, dass wir als integrierter Technologie-/Lizenzgeber auf der einen und als spezialisierter EPC-Kontraktor auf der anderen Seite Gesamtlösungen anbieten können.“
Karsten Radtke, Leiter Uhde Corporation of America. „Kunden wählen uns wegen unserer technologischen Kompetenz aus und begrüßen es, dass wir als integrierter Technologie-/Lizenzgeber auf der einen und als spezialisierter EPC-Kontraktor auf der anderen Seite Gesamtlösungen anbieten können.“
(Bild: ThyssenKrupp Uhde)

PROCESS: Herr Radtke, Ende des Jahres 2012 war das Thema Schiefergas in aller Munde. Wie schätzen Sie mittlerweile den Markt in den USA ein?

Radtke: Die Euphorie ist nicht abgeklungen. In den USA herrscht die Regel vor: „no investor wants to be the first one, everyone wants to be the first one second“. Nach der ersten Welle der Pioniere, die in viele Kraftwerks- und Chemieanlagen bereits investiert haben, entfaltet sich nun ein immer weiter wachsender Kundenkreis. Wir erwarten auf Basis der auch langfristig moderaten Gaspreise den Neubau von etlichen Chemieanlagen. ThyssenKrupp Uhde kommt traditionell aus dem gasbasierten Chemieanlagenbau und bringt jahrzehntelange Erfahrungen mit solchen Anlagen aus anderen Regionen der Welt, wie z.B. dem Mittleren und Nahen Osten in die USA. Deshalb sieht sich Uhde Corporation of America hier ideal aufgestellt.

PROCESS: Bislang hat vor allem das Ammoniak- und Düngemittelgeschäft von ThyssenKrupp Uhde vom Schiefergasboom profitiert. Was kommt jetzt?

Radtke: Wir sind über alle gasbasierten Technologien mit unserem proprietären Uhde Steam Reformer für Wasserstoff und Ammoniak/Harnstoff bereits jetzt sehr erfolgreich. Gerade bei Düngemitteln gilt für uns: wir wollen stets unsere eigenen Rekorde brechen. Zusätzlich sehen wir aufgrund der bereits genannten hohen Ölpreise ein großes Interesse an gasbasierter Kraftstofferzeugung (GTL). ThyssenKrupp Uhde bietet hier das großtechnisch erprobte Methanol-to-Gasoline (MTG)-Verfahren an, wofür wir seit über 30 Jahren erfolgreich mit Exxon Mobil zusammenarbeiten. Auch Fischer-Tropsch-Anlagen werden zurzeit in den USA geplant und könnten für uns ebenfalls eine Rolle spielen.

PROCESS: Die klassische Raffinerie-Route ist durch die niedrigen Gaspreise in den USA unattraktiv geworden. Was bedeutet das technologisch?

Radtke: Wird anstelle von Erdöl zunehmend Erdgas als Feedstock für die Petrochemie eingesetzt, dann muss das Erdgas zunächst fraktioniert werden und die entstehenden Ethan- und Propanfraktionen können dann zur Erzeugung der gewünschten Endprodukte genutzt werden: Steam Cracker werden dann mit Ethan gefahren und erlauben so die Herstellung vieler Produkte, die auch von ThyssenKrupp Uhde angeboten werden.

PROCESS: Welche konkreten Chancen bietet das Uhde Corporation of America?

Radtke: Wir verfügen über die notwendigen Technologien, die in Anlagen z.B. für die PE-, LDPE- oder HDPE-Produktion zum Einsatz kommen. Aber auch die Dehydrierung des Propans mit der Uhde-eigenen Propandehydrierungs (PDH)-Technologie zur Erzeugung von Propylen und weiteren Folgeprodukten wie PP und PO wird jetzt in den USA eingesetzt.

PROCESS: Das STAR-Verfahren steht für die Propandehydrierung weltweit im Wettbewerb mit den beiden US-amerikanischen Anbietern, UOP und CBI (Lummus). Womit überzeugen Sie?

Radtke: Das STAR-Verfahren (Steam Active Reforming) basiert auf ThyssenKrupp Uhdes jahrzehntelanger Erfahrung mit Planung und Bau von Steam Reformer-basierten Anlagen. Der Katalysator im STAR-Prozess ist ebenfalls proprietär. Welches Verfahren das beste ist, entscheidet der Kunde. Aber es gelingt uns, technologisch zu überzeugen und uns gegen die Wettbewerber durchzusetzen. Erst vor wenigen Tagen haben wir einen Auftrag für unser STAR-Verfahren für eine neue PDH-Anlage hier in den USA gewonnen. Dies ist bereits unser vierter PDH-Auftrag nach diesem Verfahren. Wir sind also über unsere Technologiepalette bestens für die USA aufgestellt. Langfristig werden sich nur die, sowohl von CAPEX- als auch von OPEX-Seite her, attraktivsten Verfahren durchsetzen. Dieser Aufgabe haben wir uns verschrieben.

PROCESS: Sie setzen also voll auf Ihre Technologiekompetenz, um sich gegen die US-amerikanischen Großanlagenbauer durchzusetzen?

Radtke: Kunden wählen uns wegen unserer technologischen Kompetenz aus und begrüßen es, dass wir als integrierter Technologie-/Lizenzgeber auf der einen und als spezialisierter EPC-Kontraktor auf der anderen Seite Gesamtlösungen anbieten können. Unser aktueller Erfolg in den USA unterstreicht dieses Konzept: Wir konnten uns gegen die US-amerikanischen Großanlagenbauer durchsetzen, weil Kunden unsere Technologie zur Entscheidungsgrundlage gemacht haben.

(ID:42299638)