Biokraftstoffe und E-Fuels Bioenergie-Branche wettert gegen All-Electric - und hat Rückendeckung in Teilen der Politik

Von Dominik Stephan

Ohne Bio-Kraftstoff, E-Fuels und Wasserstoff wird die Verkehrswende nichts – dass die Bioenergie-Branche so redet ist nicht sehr überraschend. Doch auch Teile der Politik machen sich für Technologieoffenheit stark und fordern eine Abkehr von der einseitigen All-Electric-Ausrichtung.

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Die bayerische Biosprit-Schmiede: Clariants Sunliquid-Pilotanlage in Straubing.
Die bayerische Biosprit-Schmiede: Clariants Sunliquid-Pilotanlage in Straubing.
(Bilder: Clariant)

Der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes Bioenergie, Artur Auernhammer, betont die Notwendigkeit einer unmittelbaren Treibhausgasminderung im Verkehrsbereich, um die deutschen Klimaziele zu erreichen - und mahnt zugleich, dass batterieelektrische Fahrzeuge alleine für die ambitionierten Vorhaben im Rahmen der sogenannten Verkehrswende nicht ausreichen würden. Sein dringender Appell: Ohne erneuerbarer Kraftstoffe, von Biokraftstoffen über E-Fuels bis hin zu Wasserstoff, würde es nicht gehen.

Wenig erstaunlich, dass der Bioenergie-Experte so redet - doch ins gleiche Horn stößt auch Daniela Kluckert, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Digitales und Verkehr: "Wir brauchen alles, was zur Treibhausgasminderung im Verkehrssektor führt, ohne die Mobilitätsbedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger und der Wirtschaft einzuschränken“, so die Pankower Politikerin, die die Erreichung der Klimaziele als „Herkulesaufgabe“ in allen Sektoren bezeichnet.

Und tatsächlich: Nachhaltige Biokraftstoffe stellten 2020 mit mehr als 13 Millionen Tonnen vermiedenen CO2-Emissionen den weit überwiegenden Anteil der Treibhausgasminderung im Verkehr und werden absehbar für Emissionsminderungen im Fahrzeugbestand unverzichtbar sein, wie Auernhammer betont.

Technologieneutralität beim Klimaschutz

Auch der Europaabgeordnete und stellvertretende Vorsitzende des Verkehrsausschusses Jens Gieseke sprach sich am Rande des Fachkongress „Kraftstoffe der Zukunft“ klar gegen ein de-facto Verbot des Verbrennungsmotors ab 2035 aus. Er fordert stattdessen ein Anrechnungssystem für erneuerbare Kraftstoffe und plädiert angesichts der aktuell in Brüssel laufenden Verhandlungen zum “Fit for 55”-Paket für Technologieneutralität beim Klimaschutz im Verkehr.

Gieseke warnt dabei ausdrücklich davor, angesichts der großen Herausforderung bei der Transformation allein auf Elektromobilität zu setzen. Ein „All-electric“-Ansatz hätte zudem negative Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und würde anstelle einer fossilen eine strombasierte Abhängigkeit forcieren.

Bio-Kraftstoffe und E-Fuels stehen bereit!

Die Vertreter aus der Biokraftstoffbranche sind sich einig: Das Ambitionsniveau der gesetzlichen Klimaschutzvorgaben müsse angehoben werden. Markteingeführte Biokraftstoffe und synthetische Kraftstoffe stünden bereits jetzt für ihren Einsatz bereit. Eine Debatte über eine Priorisierung von E-Fuels versus Biokraftstoffe sei daher hinfällig. Beide Technologien müssen weiter gefördert und genutzt werden - jede besitze eigene Stärken und innovative Biokraftstoffe werden auch in Zukunft benötigt.

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Als Konsens müsse eine nachhaltige Mobilität sowohl durch den Ausbau der Ladeinfrastruktur als auch durch die Bereitstellung von nachhaltigen Biokraftstoffen und erneuerbaren Kraftstoffen im ländlichen Raum sowie für Flotten einfacher und nutzerfreundlicher gestaltet werden. Ebenso müsse der Beimischungsanteil von Biokraftstoffen angehoben werden, um die vorhandenen Potentiale als sofort wirksamer Klimaschutz zu nutzen.

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