Abgasreinigung Niederlande testet innovative Adsorber-Technologie
In den Niederlanden wird erstmals eine neuartige Lösung getestet, mit der sich Stickoxide aus Industrieabgasen zu Düngemittel verarbeiten lassen. Die dabei eingesetzte Adsorptionstechnologie stammt vom österreichischen Unternehmen Krajete, die das patentierte Verfahren zuvor mit großen europäischen Automobilherstellern optimiert und getestet hat.
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Pasching/Österreich – Wenn uns Abgase aus Industrieschornsteinen geht, liegt die Aufmerksamkeit derzeit vor allem auf CO2. Dabei ist Stickoxid (NOx) als ein Vorläufer von Feinstaub und dem klimaschädlichen Ozon nicht weniger schädlich. Komplexe Technologien zu seiner Reduktion gibt es zwar, dass es aber auch ganz einfach geht, hat Krajete gemeinsam mit europäischen Autobauern bewiesen. Das patentierte Verfahren des Unternehmens wird ihre Adsorptionstechnologie für den Einsatz „am Schornstein“ in industriellen Anlagen in den Niederlanden optimiert – und als Basis für die Düngemittelproduktion genutzt.
Herzstück der Technologie ist ein Adsorber auf Basis von Aluminiumsilikat. Dank einer chemischen Affinität bindet dieses Material unter bestimmten Bedingungen NOx. „Doch diese Bindung ist schwach“, erläutert Alexander Krajete, CEO von Krajete. Das macht sich das österreichische Unternehmen zunutze. Denn so kann das gebundene Stickoxid auch leicht wieder gelöst werden. Geringe Hitze oder Unterdruck reichen aus, um das eigentlich wertvolle Rohmaterial „Stickoxid“ hochkonzentriert zu gewinnen und für die Düngermittelproduktion zu verwenden.
Den Vorteil dieses „Waste to Value“-Prinzips hat nun ein Unternehmen aus den Niederlanden als erstes erkannt. Das Land ist nach den USA größter Agrarexporteur der Welt und leidet unter großen NOx-Emissionen bei gleichzeitig enormen Düngemittelbedarf. Ideale Voraussetzung für Transition Hero, die Technologie von Krajete für den Einsatz in großindustriellen Anlagen zu optimieren. Das Unternehmen begleitet Firmen auf deren Weg hin zu umweltverträglichen Prozessen und zählt u.a. Coca-Cola, Eneco und DSM zu seinen Klienten. „In den Niederlanden liegen derzeit Investitionen in Milliardenhöhe auf Eis, weil sie wegen der NOx-Emissionen keine Genehmigung erhalten“, sagt Stef Clevers, Direktor von Transition Hero. „Bei einem unserer Kunden haben wir es mit Gasströmen von 50.000 m3/h bei einer NOx-Konzentration von 200 mg/m3 zu tun.“
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Für diese Mengen an NOx wird nun das das Volumen und die Geometrie des Adsobers angepasst. Das stellt technisch keine große Herausforderung dar, wie Alexander Krajete erklärt: „Unser – patentiertes – Know-how ist die ganz spezifische Beschaffenheit des verwendeten Aluminiumsilikats. Dieses liegt dann in Form von Kugeln mit geringem Durchmesser vor, die sich flexibel für die Befüllung unterschiedlicher Geometrien einsetzen lassen. Und genau das erlaubt es uns, den Adsorber in Größe und Form an verschiedene Bedürfnisse anzupassen. Egal ob Auspuff oder Schornstein.“ Diese Anwendungsvielfalt hat bereits auch das Interesse von Firmen aus den USA und Großbritannien geweckt.
Neben der Anpassungsflexibilität profitiert die Adsorber-Technologie aber vor allem von der Möglichkeit, gebundenes NOx wiederzugewinnen und zu nutzen – im Falle von Transition Hero für Düngemittel. Dazu wird der Adsorber um einen Downstream-Anteil ergänzt, in dem mithilfe von heißem Gas NOx gelöst und mit Wasserdampf zu Vorstufen für Stickstoffdünger (salpetrige Säure und/oder Salpetersäure) reagiert. Ein Prozess, der bei laufendem Betrieb regelmäßig wiederholt wird. „Da kommt uns die hohe Robust- und Wartungsfreiheit des Adsorbers zugute“, meint Alexander Krajete „Die haben wir mit mehreren großen Autoherstellern in Feldversuchen in Heilbronn und Prag bewiesen. Nur wenige Stunden Wartung in 1,5 Jahren machen unsere Technologie zusätzlich attraktiv.“
Das Potenzial des Adsorbermaterials geht nach Unternehmensangabe aber weit über die Bindung schädlichen NOx hinaus. So wird der Einsatz zur Eliminierung weiterer klimaschädlicher Gase derzeit entwickelt.
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