Digital Plant Kongress

Motto des dritten Digital Plant Kongresses: „Standardisierung und Datenintegration“

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Heiner Temmen (Evonik Industries) forderte vor dem Hintergrund, dass CAE-Applikationen vielfach einen langen Lebenszyklus haben – zum Teil länger als zehn Jahre – ein komplettes Umdenken: Die bisherigen klassischen Ansätze seien nicht mehr erfolgsversprechend. „Dem modularen Konzept fehlen Möglichkeiten zum Informationsaustausch und zur Datenintegration, dem monolithischen Konzept mangelt es an Flexibilität sowie häufig auch an Vollständigkeit und damit auch an Möglichkeiten zum Informationsaustausch.“

Zukünftige Architekturen sollten als Hauptmerkmale Integrierbarkeit und Flexibilität aufweisen. Standardisierte Datenaustauschmodelle, wie sie zurzeit im Dexpi-Projekt erarbeitet werden, spielten dabei eine wesentliche Rolle, so Temmen. An die Anbieter der Planungs-Tools ging der Appell, dass sich die Unternehmen in Zukunft über Inhalte und Leistung positionieren müssen, nicht über proprietäre Schnittstellen.

Bei der virtuellen Inbetriebnahme die Erwartungen nicht zu hoch schrauben

Unter einer virtuellen Inbetriebnahme versteht man das Einspielen, Erproben und Ändern von Planungsdaten auf einer virtuellen Maschine, bevor die erfolgreich getesteten Programme auf die reale Maschine übertragen werden. Dass diese Vorgehensweise ihre Vorteile hat, ist unbestritten. Warum hapert es dennoch mit der Marktdurchdringung? Für Oliver Stern vom RIF – Institut für Forschung und Transfer liegt das häufig an der zu hohen Erwartungshaltung.

Die Vorstellung, die virtuelle Inbetriebnahme gewährleiste mit einem geringeren Aufwand eine schnellere Inbetriebnahme funktioniere gerade beim ersten Projekt eben nicht – deshalb sterben solche VIBN-Projekte vielfach bereits sehr früh.

Sein Rat lautet, die Erwartungshaltung nicht in den Himmel wachsen zu lassen.

Das erste Projekt sollte nicht zu komplex sein. Weniger sei oft mehr – nicht jede Komplexität sollte ins Modell aufgenommen werden. Oft sei es möglich, den Detailierungsgrad zu reduzieren – die Funktion darzustellen erfordere nicht immer die exakte Darstellung aller Komponenten. Ideal sei es, die virtuelle Inbetriebnahme an einer älteren, bereits bestehenden Anlage zu üben.

Axel Franke (BASF) und Ralph-Harry Klaer (Bayer Technology Services) präsentierten ein Positionspapier zum Thema ‚Laserscanning‘ – jedoch nicht in Form eines Vortrags, sondern in einem sehens- und hörenswerten Di-alog mit den Teilnehmern. Als Hauptakteur war Klaer insbesondere daran interessiert, Statements zu praktischen Erfahrungen zu sammeln. Provokant stellte er zur Diskussion: „Wir haben intelligente Werkzeuge – muss ei-gentlich auch der Anwender intelligent sein?“

Fakt ist: Der Aufwand zur Nutzung von Laserscans ist nicht zu unterschätzen. Mithilfe der Punktwolke kann man zwar Leitungen und Bögen usw. gegen Bauteile aus der Datenbank oder Bibliothek zuordnen – das funktioniert aber nicht bei komplexeren Bauteilen wie Armaturen, Pumpen usw. Da muss der Planer schon kreativ mitdenken. Ein Ausweg ist dann vielfach der Abgleich der Punktwolke mit einem älteren P+ID. Automatisiert sei das nicht möglich.

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