Innovationsfunktion
Medien sind aktuell vielfach noch in einem Zeitalter der maschinellen Massenproduktion verfangen. Deren Grundlage, eine Sache gut und effizient herzustellen und zu verteilen ist das Beispiel der Information. Das hat zwei Effekte. Durch die Digitalisierung ist die Verbreitung von Informationen leichter und günstiger geworden, Mobile Reporting leistet ebenso einen Beitrag, so dass Informationen, Breaking News im Sekundentakt produziert werden. Das macht die journalistische Leistung austauschbar. Durch andere Medien aber auch durch Unternehmen, die selbst zu Sendern werden. Dies führt zudem zu einem Preiswettbewerb.
Der Preis steht im Mittelpunkt und nicht der Wert einer Nachricht. Der Wert eines journalistischen Leistungsangebotes ist aber nicht pauschal, sondern höchst individuell bemessen. Wert, Nutzen ist eine individuelle Kategorie, wie Martin Kornberger, Wirtschaftswissenschaftler an der Copenhagen Business School, unterstreicht. Gefragt sind in der digitalen Welt individuelle Produkte, die vor allem durch Vernetzung hergestellt werden können. Die Norm verliert an Bedeutung. Noch sind Medien in einem alten Denken verfangen, worin Reichweite mit Relevanz verwechselt wird, wie es der Tech-Blogger Sascha Pallenberg auf den Punkt bringt.
Relevant werden journalistische Leistungsangebote, wenn sie beim Rezipienten Nutzen erzeugen. Nutzen entsteht dann, wenn journalistische Leistungsangebote die Rezipienten in die Lage versetzen, differenzierte Bewertungen vornehmen zu können, ihre Rezipienten irritieren können. Nur so können Innovationen entstehen. Dazu müssen sich die Medien, ob Fach- oder Massenmedien, zumindest in dem Teil, in dem sie Wissen bereitstellen wollen, der Individualisierung und der Personalisierung stellen. Eine Produktionswirtschaft, die sich der Personalisierung verweigert oder das Individuum nicht vorstellen kann, wird verschwinden.
Nicht Reichweite, sondern Relevanz, nicht Information, sondern Wissen sind die Leitplanken im digitalen Zeitalter. Das fordert einen kompetenten, kreativen, konstruktiven, kritischen und kommunikativen Journalismus. Entsteht beim Rezipienten Nutzen, so ist dieser auch bereit, dies zu entlohnen. Ob das dann einheitlich geschieht oder gestaffelt nach dem jeweiligen Nutzen sei dahingestellt. Vielleicht hilft hier auch ein Blick auf den angloamerikanischen Journalismus, der viel meinungsfreudiger ist, Freigabeprocedere bei Interviews etc. kaum oder nicht kennt.
Stimmungsfunktion
Es fehlt noch die letzte Medienfunktion für Entscheider: der Gefühlsraum. Oben wurde der Effekt von Digitalisierung beschreiben, der in Individualisierung und damit auch in eine Isolation führt. Diese braucht den Gegenpol der Gemeinschaft. Diese Funktion können Medien, Fachmedien durch ihren schärferen Zielgruppenzuschnitt besser als Massenmedien, durch das Bilden von Communities erfüllen. Für Entscheiderinnen und Entscheider bieten Medienangebote auch einen Raum für Vergewisserung, Sinnstiftung oder Stimmungsregulation. Dies kann über Onlinecommunities oder Events gerade auch von Fachmedien geleistet werden, da der Kontakt zu den Rezipienten traditionell enger ist.
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