Wasser sparen bei der Handhygiene Hygienisch Händewaschen – mit immer demselben Wasser

Autor / Redakteur: Stephanie Schnydrig* / Dr. Ilka Ottleben |

Wasser, mit dem wir die Hände gewaschen haben, ist kaum verschmutzt. Trotzdem spülen wir es auf Nimmerwiedersehen den Abfluss hinunter. Eine neuartige Technologie ermöglicht nun, dieses Wasser wiederzuverwenden. Das spart Wasser, beugt aber vor allem auch Infektionskrankheiten in strukturschwachen Ländern vor.

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Wasser, mit dem wir die Hände gewaschen haben, ist kaum verschmutzt. Trotzdem spülen wir es auf Nimmerwiedersehen den Abfluss hinunter.
Wasser, mit dem wir die Hände gewaschen haben, ist kaum verschmutzt. Trotzdem spülen wir es auf Nimmerwiedersehen den Abfluss hinunter.
(Bild: ©Volodymyr Shevchuk - stock.adobe.com)

Dübendorf/Schweiz – Jedes Jahr sterben laut WHO rund vier Millionen Menschen an Durchfallerkrankungen oder Atemwegsinfektionen. Vor allem in schwach entwickelten Ländern liegt der Grund zumeist in der fehlenden Hygiene – regelmäßiges Händewaschen würde das Problem merklich entschärfen. Doch wie soll das funktionieren, wenn weder Zugang zu sauberem Wasser noch Leitungssysteme existieren?

An einer Lösung forscht der Eawag-Abteilungsleiter und ETH-Professor Eberhard Morgenroth mit seinem Team aus UmweltingenieurInnen im Rahmen des Blue Diversion Autarky Projekts. Nun entwickelten sie eine Technologie, die erlauben soll, Grauwasser – also leicht verschmutztes Abwasser, das beim Duschen, Baden und Händewaschen anfällt – immer und immer wieder zu benutzen. Und zwar ohne dass dieses durch eine zentrale Kläranlage fließen muss.

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Zwar gebe es bereits kommerzielle Technologien, um Grauwasser vor Ort so aufzubereiten, dass man es später für die Toilettenspülung wiederverwenden kann, sagt Morgenroth. Doch für alles andere erreiche man bis heute nicht die nötigen hygienischen Standards.

Recyceltes Grauwasser: Weniger Bakterien als im Zürcher Trinkwasser

Anders sieht es bei der Wasserrecyclinganlage aus, an der Morgenroth und sein Team seit rund sieben Jahren gemeinsam mit Mikrobiologen, Sozialwissenschaftlerinnen, Stadtplanern und Industriedesignerinnen getüftelt hat: Das Grauwasser ist nach mehreren Reinigungsschritten geruchsfrei und farblos und enthält sogar weniger Bakterien als das Zürcher Trinkwasser.

Das Herzstück der Anlage ist eine feinporige Membran aus Kunststoff, die Krankheitserreger zurückhält – eine sogenannte Ultrafiltrationsmembran. Darauf leben Bakterien, die die Exkrementen- und Urinrückstände im gebrauchten Wasser abbauen. Das Problem: Das Handwaschwasser enthält kaum Nährstoffe. Deshalb „hungern“ die Bakterien nach kurzer Zeit und können ihre Arbeit nicht mehr gut verrichten – die Abbauquote sinkt auf 85 Prozent. Das fanden die Forschenden in einer kürzlich erschienenen Studie heraus. Die Lösung ist einfach aber effektiv: „Wenn wir die Seife mit Nährstoffen versetzen, etwa mit Stickstoff und Phosphor, arbeiten die Bakterien einwandfrei und bauen fast 100 Prozent der Rückstände ab“, sagt Morgenroth.

Nach der Membranprozedur bindet ein Aktivkohlefilter die restlichen organischen Stoffe aus dem Wasser. Als letzter Schritt wird aus den gelösten Salzen mithilfe einer Elektrolysezelle Chlor produziert, das das Wasser langfristig desinfiziert.

Das Konzept des Blue Diversion Sanitär-Systems erklärt dieses Video, (c) Eawag:

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