Namur-Hauptsitzung 2014

Herausforderung Modularisierung – Mit Intelligenz punkten

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Daher lautet seine Forderung: „Wir brauchen eine stärkere Verschmelzung von IT und Automatisierung. Wir sind bei der Integration bereits weit gekommen. Und ich wage mal zu behaupten, dass wir selbst Windows erfolgreich integriert haben“, fügte Krauß scherzhaft hinzu. Dabei betonte er die Notwendigkeit des Umdenkens, dass man auch Methoden annehmen muss, die bisher in der Prozessautomatisierung fremd waren. Zu groß ist die Marktmacht der kommerziellen IT. Schließlich macht Process Control nur 1 % der IT aus. „Die Automatisierung ist Trittbrettfahrer der IT und nicht umgekehrt.“ Für Krauß ist auch die Idee eines Leitsystems in der Cloud zu offensichtlich, um mittelfristig nicht umsetzbar.

Modularität – längst gelebte Praxis

Der Sprung von der Cloud in die Realität gelang Andreas Schadt, Spiratec, der mit einigen Beispielen belegte, dass modulare Prozesstechnologie schon längst gelebte Praxis ist. Während in der Chemieindustrie dezentrale Intelligenz nur in den Nebenanlagen vorhanden ist, ist sie in der Pharmaindustrie längst in den Hauptprozessen angekommen. „Mehr noch: In der Biotechnologie sind viele dieser Einheiten bereits mobil und werden nach Gebrauch sogar weggeworfen“, so Schadt.

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Die Realität in der Chemie ist jedoch eine andere: Zwar gibt es viele Module mit eigener Steuerung, aber der Aufwand ist so hoch, dass man sich in vielen Fällen dafür entscheidet, die Steuerung nicht zu verwenden, weil es keine Standardisierung gibt und der Aufwand zu hoch ist. Die Kopplung von Funktionseinheiten ans PLS ist insbesondere für den Mittelstand eine große Herausforderung. „Diese Vorgehensweise funktioniert zwar irgendwie, aber es ist sehr mühsam und aufwändig“, so die Erfahrung von Schadt. Er forderte, die in der IEC 61512 (SP88) vorhandenen Lösungen und Standards zu nutzen, um bei der Modularisierung voran zu kommen.

Dagegen werden in den Branchen Chemie, Pharma und Nahrungs-/Genussmittel sogenannte Package Units (PU´s) mit eigener Steuerung bereits in verschiedenartiger Ausprägung als Module eingesetzt. „Es gibt inzwischen Projekte, wobei 50 bis 70 % über dezentrale Systeme abgedeckt sind und wo es kein Leitsystem im eigentlichen Sinne mehr gibt. Das Batchsystem wird zum Koordinationssystem, welches Equipment bzw. Module mit dezentraler Intelligenz steuert“, so Schadt. Umgekehrt heißt das: Das klassisch monolithische Prozessleitsystem wird dabei aufgetrennt und verschiedene Steuerungen unterschiedlicher Lieferanten bilden den gesamten Herstellungsprozess in entsprechender Zusammenschaltung ab.

Namur-Datencontainer – es ist vollbracht!

Nicht nur bei modularen Anlagen ist dabei die Frage entscheidend, wie bekomme ich schnell und vor allem fehlerfrei Daten von einem System ins andere? Es werden immer wieder in der Engineering-Phase, aber auch während des Betriebs von Anlagen eine Vielzahl von elektronischen Systemen verwendet, beispielsweise für Erstellung und Pflege von R&I-Schemata, PLT-Stellen, Rohrleitungen sowie PLS-Software. Um diesen Datentransfer dauerhaft und zwischen allen Werkzeugen zu ermöglichen, sind standardisierte Schnittstellen erforderlich. Eine mögliche Antwort darauf gab Dr. Thomas Tauchnitz in seinem Vortrag. Bereits auf der Hauptsitzung 2013 wurde ein Ansatz vorgestellt, mit dem eine solche Standardisierung schnell, schrittweise, objektorientiert und kooperativ erreicht kann. Das Stichwort hieß „Namur-Datencontainer“.

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