Kommentar zur Zukunftsstrategie der BASF BASF – Volle Fahrt gen China
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Quo vadis, BASF?! Im Laufe der letzten Jahre kam diese Frage immer wieder auf. Nach der Bilanzpressekonferenz des Chemieriesen und einem angekündigten Stellenabbau in Deutschland dürfte diese Frage recht eindeutig geklärt sein. Kurz vor der Veranstaltung vermeldeten die Ludwigshafener ebenfalls einen überraschenden Vorstandswechsel. Saori Dubourg werde das Unternehmen verlassen, so der Konzern. Sie gilt als Kritikerin der China-Strategie von BASF-Chef Martin Brudermüller.

„Ich glaube, es ist dringend notwendig, dass wir vom China-Bashing wegkommen und mal etwas selbstkritisch auf uns gucken“, wird Martin Brudermüller im Oktober 2022 von der Tagesschau zitiert. Wen der BASF-Chef mit „wir“ meint, lässt sich nur erahnen. Dass er damit aber sich selbst und „sein“ Unternehmen meint, darf zumindest angezweifelt werden. Nach frischen Milliardenverlusten durch die Quasi-Enteignung von Wintershall Dea in Russland, zweifelt Brudermüller nicht an der Großinvestition für den chinesischen BASF-Verbundstandort in Zhanjiang. Nach Ludwigshafener Vorbild soll dort ein Anlagenkomplex für rund zehn Milliarden Euro entstehen – die erste Anlage ist seit September 2022 in Betrieb – der Zweite nach Nanjing.
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China Market Insider
Neuer BASF-Verbund nimmt letzte Hürde vor Beginn der Produktion
Ein Zurück ist jetzt, nach der Genehmigung und nachdem erste Anlagen gebaut wurden sowie im Bau sind, auch nur noch schwer vorstell- und vermittelbar. Also Augen zu und durch und hoffen, dass die Großinvestitionen in einem weiteren autokratisch regierten Land nicht zum nächsten Abschreibungsbumerang werden.
Angesprochen, mit Bezug auf den Totalverlust in Russland, antwortet der Konzernlenker in der Bilanzpressekonferenz: „Ja, im schlimmsten Fall ist der Totalausfall auch in China denkbar, aber das würde bedeuten, dass das gesamte weltweite Wirtschaftssystem nicht mehr funktioniert, dann wäre plötzlich alles anders.“ – klingt wie eine Wette auf die Zukunft. Eine Zukunft, mit der sich Brudermüller wohl nicht mehr als Konzern-Chef beschäftigen muss, denn nach der Hauptversammlung 2024 ist er 63 Jahre alt und wird voraussichtlich seinen Posten räumen.
Bequemer dürfte es in den nächsten Jahren auch nicht werden. Mit Investitionsgarantien, zumindest für China, ist es nach jüngsten Entscheidungen der politischen Verantwortungsträger in Deutschland wohl vorbei – bisher eine willkommene Versicherung für Großkonzerne wie VW und BASF. Milliardenabsicherung für Risikoinvestitionen von Konzernen auf Kosten der Steuerzahler soll zukünftig kein Stilmittel mehr für eine zukunftsgerichtete und nachhaltige Wirtschaftspolitik sein. Auch die Abhängigkeiten von autoritär regierten Staaten ist kein tragendes Zukunftskonzept, weder gesellschaft- noch wirtschaftlich. Für diese Erkenntnis hat die Regierung schon zu lange gebraucht.
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Zehn-Milliarden-Euro-Investition
BASF erteilt Genehmigung für den Bau von Verbundstandort Zhanjiang
Der Behördenapparat brauche im Paragrafen-Dschungel auch zu lange, um Genehmigungsverfahren einzuleiten oder die richtigen Rahmenbedingen für den Standort zu schaffen. Überbordende Regulierung auf der einen, eine noch nicht geglückte Energiewende auf der anderen Seite sorgen wahrlich nicht für Jubelstürme seitens der Wirtschaft. Die u. a. auch dadurch gestiegenen Energiepreise tun ihr Übriges und traktieren im hohen Maße die stark gebeutelten energieintensiven Industrien.
„Die Folgen der Energiepreiskrise werden dieses Jahr bei den Unternehmen wahrscheinlich stärker zu Buche schlagen als 2022“, prognostiziert Brudermüller gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung – dadurch entstehe ein massiver Standortnachteil. Dem kann man schwerlich widersprechen, aber ist Aufgabe, Flucht und der Weg des geringsten Widerstandes da wirklich die richtige und mutige Entscheidung?
Vielleicht gibt es in der Zukunft und mit neuer Führungsspitze die Chance den zuletzt eingeschlagenen Kurs des deutschen Vorzeigechemieunternehmens zumindest ein Stück weit zu korrigieren. Was am Standort Deutschland alles möglich war und ist beweisen die Aniliner mit ihrer langjährigen Erfolgsgeschichte ja selbst.
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