Steckverbinder Zukunftssichere Steckverbindung dank Unternehmens-Kooperation

Autor / Redakteur: Reinhold Schäfer / Dipl.-Ing. (FH) Reinhold Schäfer

Ethernet-Steckverbinder für die Feldebene müssen auch für zukünftige, höhere Datenraten geeignet sein und hohe Sicherheit über 15 bis 20 Jahre bieten. Drei Steckverbinderhersteller entwickeln deshalb unter dem Namen Steadytec eine zukunftsweisende Verbindungstechnik im Bereich der Daten-, Energie- und Signalübertragung.

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Gehäuse, Stecker, Buchsen und Flansche sind aufgrund unterschiedlicher Hersteller und verschiedener Varianten oft nicht miteinander kompatibel. Um das Problem zu lösen, haben sich der Steckverbinderhersteller Weidmüller, Detmold, und Gebäudekabel-Spezialist Telegärtner Karl Gärtner GmbH, Steinenbronn, sowie die BTR Netcom GmbH, Blumberg, zu einer Kooperation entschlossen. Auf der Messe SPS/IPC/Drives 2005 haben sie die Steadytec-Kooperation bekanntgegeben. Ausschlaggebend für die Gründung war das Vorhaben, die Unzulänglichkeiten von Steckverbindern im Bereich Industrial Ethernet auszumerzen.

„Mit unserer Technologiemarke Steadytec einschließlich Kooperation ging es seit der Gründung ständig bergauf“, freut sich Torsten Janwlecke, Geschäftsführer bei der BTR Netcom GmbH in Blumberg. Die Marke soll dabei mit ihren Werten – zuverlässig, einfach, schnell, lösungsorientiert – für zukunftsweisende Verbindungstechnik im Bereich der Daten-, Energie- und Signalübertragung stehen.

Mit Steadytec bediene man alle relevanten Nutzergruppen, wie:

  • Ethernet TCP/IP (Variante V04),
  • Profinet (Variante V05) oder
  • Ethernet IP (Variante V01).

Eines der neuen Kooperationsprodukte sei eine Aufputzdose in Schutzart IP67 mit RJ-45-Anschlusstechnik für Cat.6A bis 10 Gbit.

Steffen Schmall, Telegärtner Karl Gärtner GmbH: „Wir bieten dem Markt zuverlässige Kupfer- und Glasfaser-Steckverbindungen, also eine zuverlässige Steckverbinder-Technik für die Daten- und Signalübertragung im industriellen Umfeld an.“ (Archiv: Vogel Business Media)

„Auch das Haus Telegärtner ist mit dem Verlauf der Kooperation sehr zufrieden“, sagt dazu Steffen Schmall, Geschäftsleiter Vertrieb bei der Telegärtner Karl Gärtner GmbH in Steinenbronn. Als neues „Kooperationsprodukt“ steuert Telegärtner einen 19“-Rangierverteiler bei. „Darüber hinaus kommen auch die neuen Hutschienenadapter mit RJ-45- oder LWL-Anschlusstechnik von uns“, ergänzt Steffen Schmall.

Kooperation ermöglicht neue Steckverbindungs-Produkte

Ulrich Wallenhorst, Weidmüller Interface GmbH & Co. KG.: „Unsere Steadytec-Kooperation hat die Aufbauphase erfolgreich hinter sich gebracht und befindet sich in einer sehr erfolgreichen Betriebsphase.“ (Archiv: Vogel Business Media)

Ulrich Wallenhorst, Direktor Technologie- und Innovationsmanagemet bei der Weidmüller Interface GmbH & Co. KG. in Detmold ist ebenfalls zufrieden: „Kooperationen unterliegen ja einem bestimmten Lebenszyklus. Unsere Steadytec-Kooperation hat die Aufbauphase erfolgreich hinter sich gebracht und befindet sich in einer sehr erfolgreichen Betriebsphase.“

Neue Kooperationsprodukte von Weidmüller sind die Anschlussdosen in Schutzart IP67 für Wand- oder Bodenmontage, wahlweise mit Steckverbinderanschlüssen der Varianten V01, V04 und V05 mit ein oder zwei Ports. „Ab Sommer dieses Jahres liefern wir die Steckverbinder-Variante 1 in Kunststoff“, konstatiert Ulrich Wallenhorst.

Produkte trotz einheitlichen Plattformkonzepts flexibel einsetzbar

Die Steadytec-Steckverbindertechnik vereint in einem Baukastensystem Kupfer- und LWL-Technologie sowie unterschiedliche Kontakt-, Gehäuse-, Werkstoff- und Dichtungstechnik. (Archiv: Vogel Business Media)

Trotz des einheitlichen Plattformkonzepts soll darunter jedoch nicht die Flexibilität der Produkte leiden: „Anforderungen aus diversen Applikationen und Normen bestimmen die Vielfalt der Steckverbinder“, erklärt Steffen Schmall. „Unser Können ist es, diese Vielfalt mit einer möglichst geringen Anzahl von Einzelteilen herzustellen. Das ist uns mit unserem Baukastensystem gelungen. Zur Auswahl stehen RJ-45- oder Lichtwellenleiter-Einsätze.“ Dadurch ergebe sich eine Medienunabhängigkeit, die es dem Anwender ermögliche, Distanzen von wenigen Metern bis hin zu mehreren Kilometern unter verschiedenen Umgebungsbedingungen zu überbrücken.

„Wir bieten dem Markt zuverlässige Kupfer- und Glasfaser-Steckverbindungen, also eine zuverlässige Steckverbinder-Technologie für die Daten- und Signalübertragung im industriellen Umfeld an. Selbstverständlich lassen sich die Produkte auch in der Gebäudeverkabelung einsetzen.“ Steadytec ist nach Aussage von Steffen Schmall durchgängig vom Schreibtisch bis in die Produktionsanlage verwendbar.

Kooperationspartner stehen zu den Basisentscheidungen

Von Steadytec sind alle Beteiligten überzeugt. Auch Ulrich Wallenhorst stimmt dem zu: „Die Basisentscheidungen sind immer noch richtig und zwar in Bezug auf das Baukastensystem, die Kombination von Kupfer- und LWL-Technologie, die Miniaturisierung des Steckverbinders – schließlich ist unsere Variante 4 nicht größer als ein feldkonfektionierbarer M-12-Steckverbinder – sowie die verwendete Kontakt-, Gehäuse-, Werkstoff- und Dichtungstechnik.“

Die Variante 4 wurde für Ethernet TCP/IP, Variante 5 für Profinet und Variante 1 für Ethernet IP entwickelt. Bald wird es auch eine Variante 14 geben. Torsten Janwlecke begründet es: „Weil sich die Normen und Anforderungen permanent weiterentwickelt haben, wollen wir eine Variante 14 gemäß IEC 61076-3-117 mit Steadytec-Technik realisieren.“

Damit wolle man die Nachfrage nach Installationskonzepten abdecken, die die Anforderungen der Automatisierungsinitiative der deutschen Automobilhersteller (AIDA) erfüllen. „Die Anforderungen der internationalen Automobilindustrie haben uns bei der Konzeption für die raue Industrieumgebung bei allen Varianten beeinflusst. Anlagenverfügbarkeit, Robustheit, einfache Konfektionierbarkeit – das sind Forderungen der globalen Automobilindustrie“, erläutert Janwlecke.

Steadytec-Steckverbinder bewähren sich bei Daimler

Dabei hatte laut Janwlecke die deutsche AIDA nur bedingten Einfluss auf die Entscheidungen: „Da haben uns stärker die internationalen Anforderungen und Normen beeinflusst.“ Zum Beispiel setze die Daimler AG im Rohbau und der Endmontage im Sindelfinger Pkw-Aufbauwerk bei ihrer neuen Fahrzeugbaureihe Steadytec-Steckverbinder ein. Dort werden per Mausklick vom Schreibtisch aus die Daten direkt in die Schweißroboter übertragen.

Weitere Anwender sind Audi, BMW, Toyota, Seat und Fiat. GM habe sein Interesse bekundet.

„Mit unseren robusten Steckverbindern zielen wir ganz klar auf klassische Outdoor-Anwendungen“, ergänzt Steffen Schmall, „das können zum Beispiel Windkraftanlagen sein. Auch dort haben wir Steckverbinder im Einsatz oder stehen in Verhandlungen mit namhaften Herstellern.“ Das Gleiche gelte für Hersteller von Maschinen und Anlagen für die Lebensmittelindustrie. Weitere Anfragen kommen aus dem Marine- und Off-shore-Bereich. „Die Steadytec-Technik ist branchenübergreifend einsetzbar“, ist sich Steffen Schmall sicher.

Steckverbinderkooperation für Turbo-Ethernet gerüstet

Auch für ein zukünftiges, schnelleres Ethernet, das oftmals als Turbo-Ethernet bezeichnet wird, (mit Datenraten von 10 Gbit) ist die Technik geeignet, meint Torsten Janwlecke: „Auf jeden Fall mischen wir bei 10-Gbit-Ethernet mit, und zwar auf Basis des RJ-45-Standards.“

Gänzlich neu sind Verkabelungslösungen für 10-Gbit-Ethernet nicht, sie sind bereits seit einigen Jahren auf dem Markt und werden überwiegend in der Bürokommunikation und in Rechenzentren verwendet. „Was 10-Gbit-Ethernet für den Maschinenbau interessant macht, ist der anhaltende Einzug von breitbandigen Anwendungen in Fertigungsnetzen, insbesondere die optische Bildverarbeitung bei Maschinen und Anlagen“, erläutert Janwlecke, „denn neben dem Trend zur vollautomatisierten Produktion wird auch die abschließende Prüfung der Werkstücke zunehmend automatisiert.“

Turbo-Ethernet eröffnet neue Möglichkeiten in der Industrieautomation

Auch Steffen Schmall, ist von der 10-Gbit-Ethernet-Technik überzeugt: „Mit Twisted Pair und Standard-RJ-45-Steckverbindern lassen sich in der Industrieautomation kostengünstig breitbandige Datennetze realisieren.“ Denn davon abweichende Lösungen würden einige Fragen aufwerfen:

  • Stellen sich Hersteller und Anwender mit einer alternativen Lösung zu RJ 45 nicht zwangsläufig auch außerhalb der Spezifikationen der maßgeblichen Nutzerorganisationen?
  • Investieren sie in eine Sonderlösung, die vielleicht teurer ist, als eine am Markt stark verbreitete RJ-45-Lösung?
  • Möchten sich Anwender an ein bestimmtes System und einen bestimmten Hersteller binden, ohne die Möglichkeit einer Second-Source zu haben?
  • Finden Anwender bei diesem System auch die IE-Geräte, die sie wirklich benötigen, oder müssen sie marktübliche RJ-45-Geräte zeit- und kostenaufwändig über Adapterlösungen anschließen?

Ulrich Wallenhorst gibt Antworten auf diese Fragen: „Wollen Hersteller und Anwender diese Probleme umgehen und auf Zukunftssicherheit, Flexibilität, Kosteneffizienz und Standards in der Installation setzen, dann ist der Einsatz von Cat.6a-Komponenten die erste Wahl.“ Ein überragender Vorteil sei dabei, dass die Kategorie 6a voll kompatibel zu Bestandsinstallationen ist, weil sie auf dem weit verbreiteten RJ45-Steckgesicht beruht.

Hochwertige RJ45-Schnittstelle stellt Kompatibilität sicher

Realisiert werde eine „hochwertige“ RJ-45-Schnittstelle. „Damit ist Kategorie 6a kompatibel zu allen gängigen Switchen und Netzwerkkarten von 10 Mbit/s bis 10 Gbit/s“, stellt Wallenhorst fest.

„In der Informationstechnologie ist aktuell das Gros der Cat.6a-Anwendungen zu finden“, bestätigt Janwlecke, „das sind Kupferkabel in Rechenzentren, in Gebäuden und der Office-Umgebung.“ In der Gebäude- und Werkshallenverkabelung wird Wert auf eine Verbindungstechnik gelegt, die höhere Bandbreiten zulässt und die mindestens für die nächsten zehn Jahre dem Stand der Technik genügt. „Dort sind vorwiegend Class-F-Verkabelung (entspricht Kategorie 7) zusammen mit Gigabit-Steckverbindern vorfindbar“, erläutert Janwlecke.

Das Bewusstsein und die Akzeptanz von 10-Gbit-Ethernet-Steckverbindern sind laut Janwlecke dort vorhanden. Voraussetzung sei aber, dass sie die einschlägigen Normen für anwendungsneutrale Kommunikationsanlagen erfüllen. „In der Industrie gibt es dagegen noch wenige Anwendungen, die über Fast Ethernet (100 Mbit/s) hinausreichen“, schränkt Janwlecke ein. „In der Regel sind das Video- und Bildübertragungen zum Beispiel bei der Qualitätssicherung in der Produktion. Dazu kommen noch Neuanlagen, die auf Jahre zukunftssicher ausgelegt sein sollen.“

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