Nachhaltigkeit World Energy Review: So sah die Energiebranche 2020 aus

Von Anke Geipel-Kern

Die Energiewirtschaft hatte, wie viele andere Branchen auch, mit Disruptionen zu kämpfen. In seinem „Energy Review“ zeigt bp, wie sich das in Zahlen ausdrückt.

Zum 70. Mal veröffentlicht bp seinen „World Energy Review“. Die Zahlen aus dem letzten Jahr sind wegen der Pandemiesituation unter besonderen Gesichtspunkten zu betrachten.
Zum 70. Mal veröffentlicht bp seinen „World Energy Review“. Die Zahlen aus dem letzten Jahr sind wegen der Pandemiesituation unter besonderen Gesichtspunkten zu betrachten.
(Bild: bp)

Der Ölkonzern bp hat am 8. Juli 2021 zum 70. Mal den „Statistical Review of World Energy” veröffentlicht. In dem Dokument liefert der Konzern Zahlen und Analysen zur Lage der Energieindustrie des vergangenen Jahres. Auf den ersten Blick wirken die Zahlen positiv.

Im Jahr 2020 sank der durch Energienutzung verursachte CO2-Ausstoß weltweit um 6,3 Prozent. Der weltweite Energiebedarf ging um 4,5 Prozent zurück. Seit dem Ende des 2. Weltkriegs waren diese beiden Werte nicht mehr so niedrig. Der Ölkonsum sank um 9,3 Prozent. Das entspricht einem Rückgang von 9,1 Mio. Barrels pro Tag. Einen Bedarfseinbruch dieser Größenordnung gab es auf dem Ölmarkt noch nie. Der Bedarf an Erdgas sank um etwa 2 Prozent. Auch die Kohle verlor an Bedeutung. 405 TWh oder 4,4 Prozent weniger Energie wurde im Jahr 2020 aus Kohle gewonnen, verglichen mit 2019.

Rekordwachstum bei erneuerbaren Energien

Während fossile Energieträger an Bedeutung verloren, konnten die erneuerbaren Energien ein Rekordwachstum verzeichnen. 358 TWh mehr Energie wurden letztes Jahr aus erneuerbaren Quellen gezogen. Dieser Zuwachs teilt sich vorwiegend auf Wind- und Solarstrom auf. Einer der größten Treiber des Ausbaus ist China. Die Volksrepublik hat ihre Windenergieproduktion innerhalb eines Jahres fast verdreifacht.

Der Ausbau von Wind- und Solarenergie hat im Jahr 2020 an Fahrt aufgenommen. Bei der Windenergie liegt China mit Abstand vorne.
Der Ausbau von Wind- und Solarenergie hat im Jahr 2020 an Fahrt aufgenommen. Bei der Windenergie liegt China mit Abstand vorne.
(Bild: bp)

Aber, und leider gibt es ein großes „Aber“ zu beachten: Das Jahr 2020 ist kein guter Referenzwert für die Entwicklung des Energiemarktes. Die Pandemie und die daraus resultierenden Veränderungen unseres Lebens, haben die Zahlen beeinflusst. Wenn es kaum Flugreisen gibt und die Menschen vorwiegend zu Hause bleiben, geht der Ölbedarf automatisch zurück. Die Produktion nahm in vielen Bereichen stark ab. Fabriken, die stillstehen, stoßen keine Emissionen aus. Menschen, die im Lockdown zu Hause sind, nutzen keine Transportmittel. Sie brauchen möglicherweise mehr Strom. Doch der zusätzliche Bedarf aus den Privathaushalten glich den fehlenden Energiebedarf aus der Industrie nicht aus.

Ein echter Strukturwandel fehlt noch

Diese Entwicklungen fanden pandemiebedingt statt. Ein echter Strukturwandel blieb aus Je besser wir das Virus kontrollieren und wieder zur Normalität zurückkehren können, desto wahrscheinlicher ist ein erneuter Anstieg der Emissionen und des Konsums fossiler Energieträger. Außerdem ist laut bp der Rückgang bei der Kohle trügerisch. Denn der Energiegewinn aus Kohle war im letzten Jahr ungefähr auf dem Niveau des Jahres 2015. Der Rückgang wirkt nur signifikant, da die Zahlen für das Jahr 2019 hoch waren.

Trotzdem können die Entwicklungen aus dem Krisenjahr helfen zu verstehen, wohin der Weg gehen sollte. Das Niveau der Einsparungen an Emissionen und dem fossilem Konsum im Jahr 2020 müssten wir weiterführen, wenn wir die Ziele des Pariser Klimaabkommens erreichen wollen.

Kohle sinkt, die Erneuerbaren steigen. Um die Klimaziele von Paris zu erreichen, müsste das aber schneller gehen.
Kohle sinkt, die Erneuerbaren steigen. Um die Klimaziele von Paris zu erreichen, müsste das aber schneller gehen.
(Bild: bp)

„Der Report zeigt in erster Linie, wie ernst die Lage ist und wie weit wir noch vom Ziel entfernt sind. Er zeigt aber auch, wie viel Potenzial da ist, Klimaschutz umzusetzen“, kommentiert Nigel Topping, High Level Champion for Climate Action der UN-Klimawandelkonferenz, die Ergebnisse des Reports.

Die Redakteurin der Financial Times und Anthropologin, Gillian Tett, sagt: „Viele Unternehmen sind aktuell noch wie Fische im Wasser, die das Meer nicht sehen können. Denn um das große Ganze zu überblicken müssten sie aus dem Wasser kommen.“ In der Industrie gäbe es eine kognitive Blockade, neue Wege zu gehen.

Insgesamt waren sich Tett, Topping, Paul Bodnar, Global Head of Sustainable Investing bei Blackrock, und Giulia Chierchia, Vice President Strategy & Sustainability bei BP, in ihrer Diskussionsrunde einig, dass es noch an konkreten Handlungen fehlt. Man hätte in den letzten Jahren zwar beobachten können, dass immer mehr Länder und Unternehmen Klimaneutralität auf ihre Agenda nehmen. Die Theorie wurde häufig nicht in der Praxis umgesetzt.

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