China Market Insider Wird die globale API-Industrie neu geordnet?

Von Henrik Bork

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Chinas API-Produzenten bereiten sich auf härtere Zeiten vor. Kurzfristig sei keine massive Abwanderung von Kapazitäten aus China zu erwarten, langfristig drohe aber durchaus eine Neuordnung des globalen API-Marktes, heißt es in einer umfangreichen Analyse des chinesischen Pharma-Fachmediums “Zhongguo Yiyao Bao”.

Mit dem Format „China Market Insider“ berichtet PROCESS regelmäßig über den chinesischen Chemie- und Pharmamarkt.
Mit dem Format „China Market Insider“ berichtet PROCESS regelmäßig über den chinesischen Chemie- und Pharmamarkt.
(Bild: ©sezerozger - stock.adobe.com)

Peking/China – Die Debatte um eine Neuordnung der Wertschöpfungsketten in der Pharma-Industrie ist in China wieder aufgeflammt, seit das Coronavirus weltweit die Angst vor Engpässen bei API (Active Pharmaceutical Ingredients) geschürt hat.

40 % aller API, die weltweit zu Medikamenten weiterverarbeitet werden, kommen derzeit aus China. Da sich die Produktion vieler APIs aus Kosten- und Umweltschutzgründen oft nur noch in China oder Indien rechnet, war in den vergangenen zehn Jahren ein immer größerer Teil der Produktion auch dorthin verlagert worden. Im vergangenen Jahre exportierten chinesische API-Hersteller mehr als zehn Millionen Tonnen der Stoffe in 189 Länder und Regionen, was einen Zuwachs von 8,83 % im Vergleich zum Vorjahr bedeutete.

Kurzfristig werde sich daran trotz der politischen Debatten im Zuge der Coronakrise wenig ändern, denken chinesische und westliche Analysten übereinstimmend. Im Gegenteil, kurzfristig wird die Abhängigkeit anderer Weltgegenden von API-Importen eher noch steigen, unter anderem durch die Fabrikschließungen und Quarantänemaßnahmen in diesem Jahr.

„Aufgrund der Epidemie könnte die globale Bedeutung der API-Industrie Chinas in den kommenden ein oder zwei Jahren weiter wachsen“, sagt das chinesische Pharma-Blatt voraus. Erst langfristig könne sich der weltweite API-Markt ausbalancieren, und darauf müsse sich die Industrie in China nun vorbereiten, heißt es weiter.

„Langfristig, wenn europäische, amerikanische und indische Maßnahmen zur Unterstützung ihrer heimischen API-Industrie graduell vertieft und wirksam werden, dann werden wir Veränderungen im globalen API-Wertschöpfungskette sehen“, schreibt China Pharmaceutical News.

Besonders bei der US-Regierung unter Präsident Trump gibt es derzeit Bestrebungen, einen Teil der API-Produktion „heimzuholen“. Die US-Regierung hat kürzlich einen ersten Großvertrag im Wert von 354 Millionen Dollar (rund 319 Millionen Euro) zur API-Produktion an ein heimisches Konsortium namens Phlow vergeben. Phlow wird mit der Produktion von fünf kritischen „Generics“ wie Antibiotika, Schmerzmittel und Sedativen für Patienten an Ventilatoren beginnen und soll allmählich Kapazitäten zur Herstellung wichtiger API im US-Staat Virginia aufbauen.

Auch in Europa und Indien, das rund 70 % seiner API aus China importiert, gibt es ähnliche Debatten und erst Schritte zur Verlagerung von API-Wertschöpfungsketten. So hat etwa Sanofi eine Integration seiner API-Fabriken in Europa angekündigt, eigenen Angaben zufolge um „die ernste Abhängigkeit Europas von APIs aus Asien“ besser auszubalancieren.

Die indische Regierung hat staatliche Investitionen in Höhe von 140 Millionen Dollar (rund 126 Millionen Euro) zur Errichtung dreier „Bulk drug parks“ angekündigt. Und im März verabschiedete Delhi ein Stimulusprogramm über 1,3 Milliarden Dollar (rund 1,2 Milliarden Euro), mit dem heimische Hersteller zur Produktion von 53 kritischen API bewogen werden sollen.

Chinesische Hersteller sehen diese Bemühungen vorerst mit Gelassenheit, unter anderem weil Indien nicht bloß chinesische API importiert, sondern auch einen Großteil sämtlicher zur Produktion von API benötigten Chemikalien in China einkauft. Auf die Schnelle werde es daher nicht einfach sein für Indien, sich von seiner Abhängigkeit von chinesischen APIs freizumachen, glaubt das chinesische Fachmedium.

* Henrik Bork, langjähriger China-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung und der Frankfurter Rundschau, ist Managing Director bei Asia Waypoint, einer auf China spezialisierten Beratungsagentur mit Sitz in Peking.. „China Market Insider“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der Vogel Communications Group, Würzburg, und der Jigong Vogel Media Advertising in Beijing.

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