Corona und die Reinraumtechnik Was macht Covid-19 mit der Reinraumbranche? Wirkt das Virus als Treiber oder Bremser?

Von Anke Geipel-Kern

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Eigentlich wäre es ja ein Anachronismus, ausgerechnet eine Messe, bei der es um Hygiene geht, im Corona-Jahr zu canceln. Das dachte sich wohl auch der Veranstalter, die Messe Frankfurt. Noch im August hieß es, die Messe findet statt. Jetzt die Nachricht: Aus der Cleanzone wird ein Digitalevent. Wie sich Covid-19 insgesamt auf die Branche auswirkt, wird wohl erst 2021 zeigen.

Isolatortechnik schützt Arzneimittel und Mitarbeiter.
Isolatortechnik schützt Arzneimittel und Mitarbeiter.
(Bild: ©Tawesit, ©Proxima Studio - stock.adobe.com)

Viele Industriezweige klagen über Geschäftseinbußen und Umsatzeinbrüche, einzig die Pharmaunternehmen sind bisher von den durch Corona bedingten Verwerfungen verschont geblieben. Im Gegenteil: Impfstoffforschung und der steigende Bedarf an Arzneimitteln versetzen der Branche einen Schub und der Zulieferindustrie gleich mit.

Dazu passend auch im August die Nachricht der Messe Frankfurt, an der Cleanzone in diesem Jahr festhalten zu wollen. Als eine der wenigen wollte die Reinraummesse am 18. und 19. November im Corona-Jahr 2020 Flagge zeigen. Doch jetzt macht Corona dem Veranstalter einen Strich durch die Rechnung. Angesichts steigender Fallzahlen und Reisestopps aus dem Ausland macht die Messe Frankfurt einen Rückzieher und kündigt ein Digitalevent an.

Cleanzone mit digitalem Konzept

Aufgrund der Umstände könne die Cleanzone am Standort in Frankfurt im November ihrem Anspruch als internationalem Branchentreff nicht gerecht werden, erklärt Kerstin Horaczek, Group Show Director Technology bei der Messe Frankfurt. Um trotzdem einen internationalen Austausch zwischen Zulieferern und Anwenderindustrien im Herbst zu ermöglichen, soll die Messe nun digital stattfinden.

Die Messegesellschaft will Ausstellern die Gelegenheit geben, ihre Produkte multimedial zu präsentieren und sich mit ihren Kunden zu vernetzen. Die Besucher sollen die Möglichkeit zum Austausch mit Ausstellern erhalten, Produktvorführungen ansehen und interaktiv an Fachvorträgen teilnehmen können. Darüber hinaus gäbe es die Gelegenheit, den diesjährigen Preisträger des Clean­zone Awards zu wählen sowie die Preisverleihung live zu verfolgen, heißt es in der Mitteilung des Veranstalters.

Wer liefert was, wohin, zu welchem Preis

Unbestritten ist: Wissen um Hygiene, Kontaminationsschutz und Reinraumtechnik sollte momentan gefragt sein, ebenso Verbrauchsgüter wie Desinfektionsmittel, Mundschutz und Reinraumbekleidung. Diese Hersteller spüren Corona in mehrfacher Hinsicht, z.B. die Abhängigkeit von asiatischen Fertigungen. Wie eng verflochten die internationalen Lieferketten sind, wussten die Beteiligten schon immer. Doch welche realen Auswirkungen das im Krisenfall haben könnte, wurde erst während der Pandemie deutlich. Spürbar vor allem für die Cleanzone-Aussteller, deren Geschäft auf dem Verkauf von Verbrauchsmaterial für den Reinraum basiert.

Nicht nur Schutzmasken und Desinfektionsmittel waren zwischenzeitlich ein knappes und vor allem teures Gut, auch andere Reinraumartikel waren in der Hochphase der Pandemie aufgrund der großen Nachfrage am Weltmarkt deutlich teurer im Einkauf geworden – ein Umstand, den z.B. die Kunden von IAB spüren, die nun ihrerseits mehr für die Ware bezahlen müssen. Das auf Verbrauchsmaterialien im Reinraum spezialisierte Unternehmen vertreibt u.a. Wischtücher, Swaps, Reinigungsmittel und Kleidung.

Berg- und Talfahrt für die Reinraumtechnik

Weniger abhängig von der aktuellen Konjunktur sind die klassischen Hersteller von Reinraumsystemen und -konzepten, die ebenfalls auf der Cleanzone vertreten sind. Traditionell gehören sie zum Kern der interdisziplinär ausgerichteten Messe, denn nicht nur die Pharmabranche ist Abnehmer von Reinraumlösungen, sondern auch die Batterie- und Halbleiterfertigung. Einer der Spezialisten ist das Erdinger Unternehmen Spetec, seit 1999 mit Reinraumlösungen wie dem portablen Cleanboy am Markt. Vor drei Jahren hat das Unternehmen seinen 30. Geburtstag gefeiert und ist auf Wachstumskurs, dokumentiert durch den Neubau einer neuen Firmenzentrale in Erding-West, die letztes Jahr bezogen wurde.

Im Frühjahr wurde der Reinraumspezialist durch Corona kalt erwischt. Kurz nach Krisenbeginn im April/Mai seien die Auftragseingänge stark rückläufig gewesen, erklärt Geschäftsführer Friedhelm Rickert auf Anfrage. Im Juni erholten sich die Eingänge leicht und bereits im Juli/August/September konnten starke Auftragseingänge die Rückgänge vom April/Mai kompensieren. Unter dem Strich also, so Rickert, habe sich die Corona-Krise nur in geringem Umfang auf das Geschäft ausgewirkt.

Was Covid-19 insgesamt für die Branche bedeutet? Wenn die ersten Impfstoffe in die Produktionen drängen, wird es auf jeden Fall spannend – für alle Beteiligten.

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