Die Produktvielfalt im Supermarkt nimmt immer weiter zu. Deshalb sehen sich Lebensmittelproduzenten mit häufigen Produktwechseln und stetig kleiner werdenden Losgrößen konfrontiert. Hier besteht nur, wer flexibel reagieren kann. Auch beim Rüsten und Reinigen.
Wer früher einen Butterkeks kaufte, wusste genau wie dieser aussah – goldgelb und mit 52 Zähnen. Heute gibt es ihn als Minis, mit Schokolade, mit weniger Zucker und auch ohne Zähne. Verbraucher*innen wollen Produkte, die auf ihre individuellen Bedürfnisse optimal zu geschnitten sind. Darauf stellen sich Lebensmittel- und Getränkehersteller zunehmend ein. Sie bauen ihre Produktvielfalt aus und entwickeln Rezepturen und Formen ebenso wie Abpackungen immer weiter. Zwangsläufig nehmen auch die Losgrößen ab. Damit die Produktion flexibel und effizient auf wechselnde Anforderungen reagieren kann, gilt es Rüst- und Reinigungszeiten zu senken.
Externes und internes Rüsten
Das Potenzial, das in Rüst- und Reinigungszeiten schlummert, haben viele Technologieausrüster bereits erkannt und optimieren ihre Komponenten, Produktions- und Verpackungsanlagen konsequent auf schnelle Formatwechsel und eine Reinigungs- und Wartungsfreundlichkeit. Aber auch die Hersteller haben einige Stellschrauben zur Verfügung, um das Rüsten und Reinigen zu beschleunigen.
Wie lang dauert eigentlich der Rüstvorgang? Gibt es Schwankungen bei der Rüstzeit? Arbeiten alle Mitarbeiter nach definierten Standards? Lassen sich die Prozesse vereinfachen? Wer Antworten und Lösungen auf diese Fragen sucht, dem raten Lean-Management-Experten wie Prof. Dr. Frank Balsliemke von der Hochschule Osnabrück, alle Tätigkeiten in externes und internes Rüsten zu unterteilen. Dabei gelten als externes Rüsten Maßnahmen, die bei noch laufender oder bei wieder laufender Maschine durchgeführt werden können. Dazu zählen beispielsweise der Transport ebenso wie die Vor- und Nachbereitung von Wechselteilen oder Werkzeugen. Auch Reinigungsmittel können bereits vorbereitet werden, während die entsprechende Maschine noch läuft. Zum internen Rüsten wiederum gehören alle Handlungen, die nur bei Maschinenstillstand durchgeführt werden können. Das umfasst den Wechsel von Leitungen, Förderbändern und anderen Maschinenteilen. Aber auch die Umstellung einer Abfüllanlage auf eine andere Behältergröße oder die Reinigung des Maschineninneren gehören dazu.
Rüstschritte optimieren
Nun da bekannt ist welche Maßnahmen zum externen und internen Rüsten gehören, müssen diese auch entsprechend getrennt werden. Im nächsten Schritt sollte geprüft werden, welche internen Rüstschritte in externe umgewandelt werden können. Anschließend oder aber auch gleichzeitig sollten alle Rüstprozesse optimiert werden. Dafür gibt Prof. Balsliemke Produktionsleitern die EKUV-Analyse als Werkzeug an die Hand:
Eliminieren von Verschwendung: suchen, gehen, warten
Kombinieren von Rüstschritten: parallele Tätigkeiten, Nutzung beider Hände, technische Unterstützung
Umstellen der Bewegungsabläufe: Reihenfolge der Tätigkeiten, Anordnung der Maschinen und Werkzeuge
Vereinfachen: Arbeitshöhe optimieren, natürliche Schwerkraft für Bewegungen nutzen
Ausgangspunkt der Analyse ist die Beobachtung des Rüstvorgangs durch eine qualifizierte Gruppe. Jeder einzelne dieser Gruppe sollte dabei eine bestimmte Aufgabe übernehmen – allgemein beobachten, den Rüstprozess erfassen, Laufwege beobachten oder filmen. Darauf aufbauend lassen sich standardisierte Rüstprozesse entwickeln und einüben. Anschließend können die Mitarbeiter diese sukzessive optimieren. Denn jeder Zeitgewinn zählt.