Pharmaverpackung Vom Zulieferer zum Partner
Marktbeobachter raten ob des Wettbewerbsdrucks zur engeren Zusammenarbeit zwischen Herstellern und Zulieferern. Sie könne die Effizienz entscheidend steigern. In der Verpackungsproduktion findet das zum Teil bereits statt, wie die internationale Unternehmensgruppe Edelmann beweist. Auf der Interpack stellt sie ihre Pharma-Services im Rahmen ihrer „Concepts“ vor.
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Die Veränderungen sind immens. In den letzten drei Jahren liefen in der Pharmaindustrie Patente für Blockbuster mit einem Umsatzvolumen von rund 48 Milliarden Euro aus. Dieses und nächstes Jahr werden weitere 21 Milliarden Euro dazukommen. Kostendruck und veränderte Auflagen in der Arzneimittelzulassung machen den Unternehmen zusätzlich zu schaffen.
Bei einer Umfrage der Unternehmensberatung Roland Berger bescheinigten drei von vier der teilnehmenden Hersteller der Branche eine Strategiekrise. 78 Pro-zent der Befragten sind daher der Meinung, dass die Geschäftsmodelle der Pharmaunternehmen auf den Prüfstand müssen.
Auch die Boston Consulting Group kommt in einer Studie zum Schluss, dass die meisten Supply Chains in der Pharmaindustrie den neuen Anforderungen nicht mehr gerecht werden.
Nahezu alle großen internationalen Unternehmensberatungen haben die Pharma Supply Chain ins Visier genommen. Ein Schluss, zu dem sie kommen: Sie muss sich verändern, und zwar schnellstmöglich. Eine engere Zusammenarbeit der Beteiligten entlang der Lieferkette, so die Experten von Pricewaterhouse Coopers, macht die Abläufe wesentlich effizienter. Das betrifft vor allem Disziplinen wie Entwicklung, Herstellung und Vertrieb.
Punktgenaue Entwicklung
Allein im Verpackungsbereich lassen sich Standardprozesse durch Integration von Pharma- und Verpackungsherstellern maßgeblich optimieren. „In dem sich verändernden Pharmamarkt erkennen auch wir als Pack-aging-Partner neue Anforderungen hinsichtlich kürzerer Time-to-Market, automatisierter Prozesse und internationaler Präsenz“, sagt Monika Schermanski.
Sie ist Vertriebsleiterin Pharma bei der internationalen Verpackungsgruppe Edelmann, deren Kernkompetenz Verpackungslösungen für Health Care, Beauty Care und Consumer Brands sind. Services für eine effiziente Supply Chain zählt der Verpackungshersteller zu den zentralen Bestandteilen seines Geschäftsmodells. Mit speziellen Pharma-Services zeigt Edelmann, wie die Verpackungsbranche die Pharmaindustrie wirkungsvoll unterstützt.
Schon die Phase der Verpackungsentwicklung erfordert ein hohes Maß an Flexibilität. Wichtigste Anforderung ist die kurze Time-to-Market, um ein Arzneimittel oftmals innerhalb weniger Wochen nach seiner Zulassung vertriebsbereit zu machen.
Edelmann arbeitet dafür eng mit den Auftraggebern zusammen. In einem eigenen Kompetenzcenter entstehen so maßgeschneiderte Lösungen. Die Auswertung von Interviews potenzieller Anwender des Produkts oder auch die Verfügbarkeit von 2500 eigenen Basisentwürfen für Faltschachteln dienen dazu, in kürzester Zeit Verpackungen zu entwickeln, die genau auf die Anforderungen von Produkt, Anwender sowie Produktions- und Logistikabläufe abgestimmt sind.
Bedarfsgerecht liefern
Die für die Pharmaindustrie typischen Bedarfsschwankungen erfordern in der Verpackungsfertigung von jeher einen hohen Grad an Flexibilität. Eine IT-gesteuerte Abwicklung von Bestell-, Produktions- und Lieferprozessen erschließt signifikante Zeitvorteile, wenn die System- und Software-Barrieren niedrig sind.
So verfügt Edelmann über alle gängigen Programme und Formate, um praktisch jedem Kunden eine IT-Anbindung zu ermöglichen. Aufträge werden beim Verpackungshersteller per SAP bearbeitet. In der Druckvorstufe können die Druckdaten pharmazeutischer Verpackungen via Secure file transfer protocol sowie über andere kundenspezifischen Verbindungsvorgaben an den Verpackungshersteller übertragen werden.
IT-Sicherheit ist bei Edelmann fester Bestandteil der Qualitätspolitik. Alle Abläufe erfolgen nach hohen Sicherheitsvorgaben, alle Arbeitsplätze, von denen aus die Produktion gesteuert wird, sind mittels Intrusion Detection gegen unberechtigte Zugriffe von außen abgesichert.
Der wichtigste Anteil an der Lieferkette lässt sich ebenfalls mit automatisierten, vernetzten Prozessen entscheidend optimieren. Die Lagerstände machen mehr als60 Prozent der Supply-Chain-Kosten aus.
Über ein Vendor-Managed-Inventory(VMI)-Projekt werden diese vom Verpackungszulieferer mit verwaltet. Im Rahmen gemeinsam abgestimmter Bedingungen zwischen Pharmahersteller und Edelmann können Auflagen jederzeit kurzfristig beim Verpackungshersteller abgerufen oder verändert werden. Kunden bestellen dabei ihre Verpackungen nicht mehr selbst, sondern geben Edelmann Einblick in ihre Produktionspläne.
Eine beim Hersteller geplante Fertigung von beispielsweise 100 000 Einheiten eines Grippepräparats für den europäischen Markt kann so umgehend eine entsprechende Verpackungsproduktion bei Edelmann auslösen. Ohne gezielten Kundenauftrag erfolgt die Lieferung dann als just-in-time inventory control, also mit fertigungssynchroner Lagerkontrolle.
Parameter wie Lagerbestand beim Kunden, Ware im Transit oder Work in Process berücksichtigt Edelmann automatisch. Auch Out-of-Stock-Situationen können so vermieden werden.
Internationale Verfügbarkeit
Zusätzliche Synergien bietet Edelmann über seine Kompetenz als Systemhersteller. Die Gruppe liefert von Faltschachteln und Packungsbeilagen bis hin zu Linern und Einsätzen alles aus einer Hand. Als Generalunternehmer entwickelt Edelmann diese und bringt sie in einem wirtschaftlichen Prozess zusammen.
Mit ihrem internationalen Produktionsnetzwerk verfügt die Gruppe darüber hinaus über Fertigungskapazitäten in den Märkten ihrer Kunden. An elf seiner 13 Produktionsstandorte in sieben Ländern bearbeitet Edelmann Verpackungsaufträge der Pharmaindustrie, fünf Werke davon sind reine Pharmastandorte.
„Wir sind Partner international agierender Unternehmen“, sagt Monika Schermanski von Edelmann. „Da ist es für uns nur folgerichtig, in den Märkten unserer Kunden vor Ort zu sein und auch dort just-in-time liefern zu können.“ Und das wird schon bald mehr denn je gefragt sein.
Den Beratern von Roland Berger zufolge werden Emerging Markets bis 2016 insgesamt 40 Prozent am globalen Pharmamarkt ausmachen. Das wird nicht ohne Folgen bleiben. In der Roland-Berger-Studie gaben Pharmahersteller an, dass sie künftig mit ihrer Verwaltung (44 Prozent), ihrer Forschung und Entwicklung (43 Prozent) und ihrem Verkauf (51 Prozent) in diesen Wachstumsmärkten präsent sein werden. Vor Ort setzen sie auf effiziente Produktion und Verkaufsmaßnahmen. Damit dies gelingt, sind lokale Partner gefragt. ●
* Die Autorin arbeitet als Redakteurin für das Redaktionsbüro Faktum, Heidelberg. E-Mail-Kontakt Edelmann: o.eschbaumer@edelmann.de
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