Treibhausgasneutralität 2050 VCI begrüßt Klimaschutzziele der Europäischen Kommission

Redakteur: MA Alexander Stark

Im von der EU-Kommission angekündigten „Green Deal“ sieht der Verband der Chemischen Industrie (VCI) einen konstruktiven Gesamtansatz, um Wirtschaft, Gesellschaft und Politik in Europa nachhaltiger auszurichten. Wie der Verband mitteilte, unterstützt die deutsche Chemie insbesondere das Ziel der Kommission, bis zur Mitte des Jahrhunderts Treibhausgasneutralität in der EU zu erreichen.

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Der von Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen angekündigte European Green Deal beschreibt, wie Europa bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent werden kann.
Der von Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen angekündigte European Green Deal beschreibt, wie Europa bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent werden kann.
(Bild: Europäsiche Kommission)

Berlin; Brüssel/Belgien – VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup ist sich sicher, dass der kürzlich angekündigte Green Deal funktionieren kann, wenn Brüssel die Industrie als Partner und Lösungsanbieter für die großen Herausforderungen mit ins Boot holt. Falls stattdessen nur weitere Regulierungen kommen, geht der Plan nach Auffassung von Entrup schief. Gute Industriepolitik müsse Rückenwind für die Innovationsfähigkeit der Unternehmen schaffen, damit die EU schneller Fortschritte bei Klimaschutz, nachhaltiger Landwirtschaft und zirkulärem Wirtschaften mache. Eine Berücksichtigung des Innovationsprinzips für den Green Deal hält der VCI deshalb für zwingend erforderlich. Innovation würden mehr bringen als Regulation, so der Hauptgeschäftsführer weiter.

Große Entrup wies auf die jüngste Studie des VCI hin, nach der die deutsche Chemie bis 2050 technologisch CO2-Emissionen vollständig reduzieren kann. Nötig seien dazu, neben erheblichen Investitionen in alternative Produktionsmethoden, große Mengen grünen Stroms zu international wettbewerbsfähigen Preisen. Eine deutliche Erhöhung des EU-Klimaziels von derzeit 40 auf 55 % für 2030 erfordere aber zunächst zwingend eine Folgenabschätzung hinsichtlich möglicher Auswirkungen auf elementare Fragen wie Versorgungssicherheit oder Wettbewerbsfähigkeit. „Europa würde mit diesem Schritt einsamer Vorreiter im Klimaschutz. Die Welt wird uns aber nur folgen, wenn sich daraus kein wirtschaftlicher Bumerang entwickelt“, unterstreicht der Hauptgeschäftsführer des Chemieverbandes.

Circular Economy nimmt eine zentrale Funktion im Green Deal der EU ein. Auch aus Sicht der chemischen Industrie ist zirkuläres Wirtschaften ein wichtiges Konzept auf dem Weg zu einer nachhaltigeren, ressourcenschonenden und klimaneutralen Wertschöpfung. Der VCI appellierte an die EU, einen ganzheitlichen Ansatz für den Aufbau von Stoffkreisläufen zu unterstützen. Benötigt werde ein Konzept, das alle Beiträge zur Schonung von Ressourcen umfasst. Innovationen und Technologieoffenheit brächten die zirkuläre Wirtschaft besser voran als kleinteilige Regulierung, betonte der Hauptgeschäftsführer des VCI. Für das Ziel Treibhausgasneutralität in der Chemie seien große Fortschritte bei der Umstellung der Rohstoffbasis und zirkulärem Wirtschaften nötig, so die Ergebnisse der Studie des VCI zeigt. Die Nutzung von CO2, ein steigender Anteil Biomasse und die Verwertung von Kunststoffabfällen – zum Beispiel durch chemisches Recycling – sollen die fossile Basis der Branche für die Produktion von Grundchemikalien bis 2050 nahezu ersetzen.

Innovation ist aus Sicht des des Verbands auch ein entscheidender Treiber für eine moderne Landwirtschaft und Biodiversität. Deshalb fordert der VCI die EU – gemeinsam mit 23 anderen Organisationen aus der Agrar- und Ernährungswirtschaft – auf, das Gentechnikrecht der EU zu aktualisieren und so zügig wie möglich an den Stand der Wissenschaft anzupassen. Dabei geht es darum, die neuen Methoden des Gene-Editing (CRISPR/Cas9) für die Pflanzenzüchtung nutzbar zu machen. Derzeit sind sie durch das Urteil des EuGH für die Betriebe praktisch nicht mehr anwendbar. Die Entwicklung von widerstandsfähigeren Sorten, die besser mit Klimaextremen zurechtkommen, sei mit den neuen Züchtungsmethoden sicherer und zielgerichteter möglich, so der VCI. Darüber hinaus eröffneten die neuen Züchtungsmethoden die Chance, die genetische Vielfalt zu erweitern und diese Variation für eine größere Sortenvielfalt zu nutzen. Damit einhergehend vergrößerten sich die Möglichkeiten für eine nachhaltigere Landbewirtschaftung und einen effizienteren Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln.

Eine einfache Mengenreduktion der ausgebrachten Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel hält der VCI dagegen für ökologisch nicht zielführend. Durch verbesserte Prognose- und Applikationstechnik, insbesondere im Zusammenspiel mit der rasanten Digitalisierung der Landwirtschaft, würden diese Mittel zukünftig noch zielgerichteter ausgebracht. Gleichzeitig sorge die Pflanzenschutzmittelindustrie durch Forschung und Entwicklung sowie ihrer Produktverantwortung dafür, Risiken weiter zu reduzieren, die mit dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln verbunden sind.

Eine Zero-Pollution- oder „Null-Schadstoff“-Strategie betrachtet der VCI kritisch. Durch die bestehende EU-Gesetzgebung zu chemischen Produkten sind Mensch und Umwelt bereits umfassend geschützt, betont der Chemieverband.

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