Frauen in Führungspositionen Tendenz rückläufig: Trotz Fachkräftemangel stagniert der Anteil weiblicher Führungskräfte
Trotz Fachkräftemangel ist der Anteil weiblicher Führungskräfte in Unternehmen der Nahrungs- und Genussmittelindustrie nach wie vor stagnierend oder tendenziell sogar rückläufig. Dies ist das Ergebnis der diesjährigen TOPOS-Studie. Zwar zählen alle Betriebe, die im Rahmen der Studie befragt wurden, die Erhöhung der Frauenquote zu ihren Zielen – konkrete Maßnahmen wurden jedoch nur in knapp neun Prozent der Unternehmen definiert.
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Nürnberg – Die Diskussion um mehr Frauen in Führungspositionen ist in der freien Wirtschaft seit Jahren ein Dauerthema – auch in Unternehmen der Nahrungs- und Genussmittelbranche. Doch obwohl das Thema nicht an Aktualität verliert, ist kaum eine Entwicklung erkennbar. Wie die aktuelle TOPOS-Studie in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Erfurt zeigt, ist der theoretische Wunsch nach mehr weiblichen Führungskräften zwar gegeben – in der Praxis schlagen sich diese Pläne jedoch wenig nieder. Die größten Hindernisse für mehr Frauen in Führungspositionen scheinen die schwierige Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie mangelndes Selbstbewusstsein weiblicher Fachkräfte zu sein.
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Female Engineering
Nachgefragt: Wie steht es wirklich um die Initiative der Industrie zur Förderung des Frauenanteils?
„Angesichts des derzeitigen Fachkräftemangels, der wie fast alle Branchen auch die Nahrungs- und Genussmittelindustrie betrifft, sollten Unternehmen das Potenzial weiblicher Fach- und Führungskräfte eigentlich als große Chance begreifen“, betont Studieninitiator Carl Christian Müller von der TOPOS Personalberatung angesichts der Ergebnisse der aktuellen Studie. „Umso ernüchternder, dass der Anteil sogar eher sinkt, anstatt zu steigen.“
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Beruf
Frauen in Mint-Berufen immer noch Seltenheit
Unter dem Titel Wege zur gezielten Rekrutierung weiblicher Führungskräfte in der Nahrungs- und Genussmittelindustrie befragten vier Masterstudentinnen der Fachrichtung Business Management der FH Erfurt Unternehmen aus Deutschland, Österreich, Luxemburg und den Niederlanden hinsichtlich ihrer Bestrebungen, den Anteil von Frauen in Führungspositionen zu erhöhen. Gleichzeitig zielten die Umfrage sowie einige persönliche Interviews auf Teil zwei der Studie ab, die Charakterisierung der idealen Bewerberin.
Vereinbarkeit von Beruf und Familie vs Vollzeitarbeit als Führungskraft
Woran es bei der Rekrutierung mehr weiblicher Führungskräfte haken könnte, machen die Ergebnisse der aktuellen Umfrage deutlich. Als wichtigste und erfolgversprechendste Maßnahmen nannten die meisten befragten Unternehmen das Angebot flexibler Arbeitszeiten sowie weiterer Rahmenbedingungen, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern. Gleichzeitig legt jedoch der Großteil der Betriebe großen Wert darauf, dass Führungskräfte Vollzeit arbeiten – obwohl aktuell 47 Prozent der weiblichen Führungskräfte in den befragten Unternehmen in Teilzeit tätig sind. Gleichzeitig werden längere Auszeiten – beispielsweise Elternzeiten – als eines der größten Hindernisse für Frauen auf dem Weg in die Führungsetage gesehen.
Dass nach wie vor ein gesellschaftliches Umdenken nötig zu sein scheint, was allerdings lediglich der Meinung von 20 Prozent der befragten Unternehmen entspricht, unterstreichen die Ergebnisse der Studie hinsichtlich der größten Hindernisse für Frauen. So kristallisieren sich immer noch Vorurteile gegenüber weiblichen Führungskräften sowie mangelndes Selbstbewusstsein von Frauen mit Aufstiegspotenzial als die Gründe heraus, die als hauptsächliche Hürden wahrgenommen werden. „Auch die Tatsache, dass nur 60 Prozent der befragten Unternehmen eine finanzielle Gleichstellung zu männlichen Kollegen bieten, zeigt deutlich, dass das Mindset sich hier kaum weiterentwickelt hat“, so Prof. Steffen Schwarz von der FH Erfurt, der die Befragung von Masterstudierenden der Fachrichtung Business Management wissenschaftlich begleitet hat.
Wie überholt die Vorurteile gegenüber Frauen in Führungspositionen sind, macht schließlich die Charakterisierung der idealen Bewerberin durch die befragten Betriebe deutlich. Der Grund: Klassische und geschlechtsunabhängige Kriterien wie Berufserfahrung, Führungskompetenz und Branchenkenntnisse stehen in der Wunschliste an erster Stelle, ebenso wie entscheidende Soft Skills – Verantwortungsbewusstsein, Zuverlässigkeit, Belastbarkeit und Teamfähigkeit. Noch dazu gewinnt der Aspekt des Cultural Fit zunehmend an Bedeutung – gerade, wenn es um Führungspositionen geht.
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