Synchron-Reluktanzmotor Synchron-Reluktanzmotor für mehr Energieeffizienz

Autor / Redakteur: Daniel Gontermann / Dr. Jörg Kempf

Mit dem Deutschen Industriepreis, dem PROCESS Innovation Award 2012 in der Kategorie Pumpen/Kompressoren sowie dem PROCESS User Award 2012 hat der Synchron-Reluktanzmotor SuPremE von KSB in diesem Jahr gleich drei Preise abgeräumt. Der Beitrag stellt den Sparfuchs unter den Antrieben vor und zeigt seine Stärken an Hand eines Praxisbeispiels. Tipp: In einem PROCESS-Webinar der Reihe „Energieeffizienz“ erfahren Sie, wie Sie ganz einfach Ihr Lastprofil ermitteln und mit dem neuen Motor Kosten sparen.

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(KSB)

Die Norm IEC 60034 mit ihren IE-Klassen schreibt die Messung der Wirkungsgrade nur im Nennpunkt vor. In der industriellen Realität laufen aber viele Motoren im Teillastbereich. Wird ein Asynchronmotor mit einem Frequenzumrichter kombiniert, ist der Wirkungsgrad bei abgesenkter Drehzahl bis zu 30 Prozent kleiner als auf dem Typenschild angegeben. Ein Synchronmotor hingegen weist auch bei abgesenkter Drehzahl und Belastung einen fast konstant hohen Wirkungsgrad auf. Unter Praxisbedingungen ist der Effizienzvorteil gegenüber Asynchronmotoren also größer, als die bloße Betrachtung der Nennpunkte nahelegt.

Das Angebot energiesparender Motoren ist groß. In der Regel handelt es sich um Asynchronmotoren, deren Wirkungsgrad bei 100 Prozent Drehzahl und 100 Prozent Drehmoment auf erhöhtem Niveau (IE2) oder Premium-Niveau (IE3) liegt, allerdings bei Regelung über einen Frequenzumrichter nicht konstant bleibt.

Der Erfolg des Asynchronmotors und die hohe Marktdurchdringung gehen mit dem Vorteil der Netzanlauffähigkeit dieser robusten Maschinen einher. Für den Anlauf sind keine zusätzlichen technischen Hilfsmittel erforderlich. In zunehmendem Maße werden Asynchronmotoren zum Beispiel bei Pumpen, Lüftern und Kompressoren mit Drehzahlreglern kombiniert, die im Prozess bis zu 60 Prozent Energie sparen können. Die Netzanlauffähigkeit ist dann überflüssig.

Genau dann bergen Synchronmotoren noch mehr Sparpotenzial. Bei konventionellen Synchronmotoren müssen Hersteller für die guten Effizienzwerte jedoch in Kauf nehmen, dass Magnete mit hoher Leistungsdichte eingesetzt werden müssen. Je höher die Nennleistung, desto mehr Magnetmaterial wird erforderlich. Ab etwa 4 kW Leistung wird die benötigte Menge so groß, dass der Mehrpreis sich nur schwer über die Energieeinsparung amortisiert.

Üblicherweise handelt es sich zudem um Magnetwerkstoffe auf Basis so genannter Seltener Erden – insbesondere Neodym-Eisen-Bor mit Dysprosium-Anteil, die aufgrund der Verfügbarkeit als kritische Rohstoffe eingestuft sind und deren Gewinnung in den Ursprungsländern eine große Umweltbelastung darstellt.

Eine wirtschaftliche und umweltfreundliche Alternative

Magnetfreie Synchron-Reluktanzmotoren umsteuern dieses Problem. Die 2009 erstmals vorgestellten und seit März dieses Jahres von KSB in Serie produzierten Synchron-Reluktanzmotoren sind trotz der dramatischen Preissteigerungen bei Hochleistungsmagnetwerkstoffen eine wirtschaftliche und umweltfreundliche Alternative zum geregelten Asynchronmotor. Seine durch ganzheitliche Bilanzierung über 15 Jahre Betriebszeit ermittelte Gesamtumweltwirkung in kg CO2-Äquivalent liegt bei einem 7,5-kW-Motor mit 16 550 kg deutlich unter der eines IE3-Asynchronmotors (28 710 kg) und eines IE4-Permanentmagnet-Motors mit 17 560 kg, für den es jedoch bis heute keinen Recyclingprozess gibt.

Da zum Betrieb der innovativen Synchron-Reluktanzmotoren aufgrund des hochpräzisen Regelalgorithmus im speisenden Drehzahlregler keine zusätzlichen Sensoren erforderlich sind, erreicht der Motor die gleiche Zuverlässigkeit wie ein Asynchronmotor. Durch die niedrigen Wärmeverluste im Rotor ist die Lebensdauer der Lager sogar leicht erhöht. Durch die zum Asynchron-Normmotor kompatiblen Hauptabmessungen und Befestigungspunkte sind die neuen Synchron-Reluktanzmotoren ohne Mehraufwand überall dort wirtschaftlich einsetzbar, wo heute die eigentlich netzanlauffähigen Asynchronmotoren über Drehzahlregler betrieben werden. In zahlreichen Anwendungen haben sich die neuen Motoren seit März 2012 bewährt.