Biokraftstoff Zellulose-Ethanol Süd-Chemie legt Grundstein für bis dato größte deutsche Zellulose-Ethanol-Anlage
Die Süd-Chemie, ein Konzernunternehmen der Schweizer Clariant, hat in Straubing den Bau der bislang größten deutschen Anlage zur Herstellung des klimafreundlichen Biokraftstoffs Zellulose-Ethanol aus Agrarreststoffen gestartet.
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Straubing, München – Im Beisein von Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil fand Ende Juli die Grundsteinlegung für das von der Bayerischen Staatsregierung und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte CleanTech-Zukunftsprojekt statt. Die in unmittelbarer Nähe des bayrischen BioCampus Straubing entstehende Anlage soll ab Ende 2011 vor allem aus Weizenstroh aus der Straubinger Umgebung, dem landwirtschaftlichen Zentrum der sogenannten Kornkammer Niederbayerns, jährlich bis zu 1000 Tonnen Zellulose-Ethanol herstellen. Am Standort werden in den kommenden drei Jahren etwa 20 neue Arbeitsplätze entstehen.
Dr. Günter von Au, Vorstandsvorsitzender der Süd-Chemie, sagte: „Mit der Investition in den Bau der Demonstrationsanlage gehen wir einen großen Schritt hin zur Kommerzialisierung unseres sunliquid-Verfahrens und damit zur Markteinführung eines nachhaltigen Verfahrens zur Herstellung klimafreundlicher Kraftstoffe. Unser Dank gilt allen lokalen und überregionalen Partnern sowie unseren Förderern auf Seiten der Politik, insbesondere der Bayerischen Staatsregierung und dem BMBF. Mithilfe unserer Straubinger Demonstrationsanlage werden wir eine Zukunftstechnologie Made in Germany auf dem Weltmarkt ganz nach vorne bringen.“
Das sunliquid-Verfahren
Seit 2009 wird das von der Süd-Chemie entwickelte sunliquid-Verfahren bereits erfolgreich im Pilotmaßstab getestet. Es handelt sich dabei um ein innovatives, biotechnologisches Verfahren, um aus Pflanzenreststoffen wie Getreide oder Maisstroh Bioethanol herzustellen. Der Bau der Demonstrationsanlage stellt den notwendigen Zwischenschritt für die Planung energie- und kosteneffizienter Produktionsanlagen mit optimalen Treibhausgaseinsparungen dar.
In dem vollständig integrierten Verfahren liefern hochoptimierte rohstoffspezifische Biokatalysatoren hohe Ausbeuten bei stabilen Prozessbedingungen. Dabei bietet die prozessintegrierte Produktion der Biokatalysatoren Flexibilität und reduziert Produktionskosten. Durch einen neuen Hefeorganismus können im nächsten Schritt sowohl C5- als auch C6-Zucker in Ethanol umgewandelt werden, was die Ausbeute nochmals um etwa 50 Prozent erhöht. Erstmals wird in der Straubinger Anlage auch ein neues von der Süd-Chemie entwickeltes Aufreinigungsverfahren zum Einsatz kommen, welches maßgeblich dazu beiträgt, dass die gesamte benötigte Prozessenergie aus dem nicht verwertbaren Reststoff Lignin gewonnen werden kann.
Das Projekt umfasst ein Gesamtvolumen von rund 28 Millionen Euro. Diese setzen sich aus Investitionen in Höhe von 16 Millionen Euro und begleitenden Forschungsmaßnahmen von knapp 12 Millionen Euro zusammen. Diese und weitere im Zusammenhang mit dem Projekt stehende Forschungsvorhaben werden von der Bayerischen Staatsregierung und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit jeweils rund fünf Millionen Euro unterstützt.
„Ein Weg aus dem Dilemma“
Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil erklärte: „Biokraftstoffe der ersten Generation werden aus essbaren Teilen der Pflanzen hergestellt, dadurch kommt es zur Konkurrenz zwischen Teller und Tank. Die Technologie von Süd-Chemie zeigt einen Weg aus diesem Dilemma: Sie nutzt die nicht essbaren Teile der Pflanze. Zudem ist diese Technologie noch klimafreundlicher. Daher habe ich mich persönlich für die Zellulose-Ethanol-Anlage in Straubing eingesetzt und dafür gesorgt, dass Bayern fünf Millionen Euro für begleitende Forschungsvorhaben bereit stellt.“
Bundesforschungsministerin Annette Schavan sagte: „Das knappe Erdöl verstärkt durch nachwachsende Rohstoffe zu ersetzen, ist ein erklärtes Ziel der Nationalen Forschungsstrategie Bioökonomie 2030. Deshalb fördern wir die Entwicklung von Bioraffinerien, die aus landwirtschaftlichen Abfällen und Nebenprodukten wie Stroh wertvolle Chemierohstoffe oder Biokraftstoff herstellen können. In den nächsten sechs Jahren stehen insgesamt 2,4 Milliarden Euro Fördermittel für die Bioökonomie-Forschungsstrategie zur Verfügung, die im November 2010 von der Bundesregierung beschlossen wurde.“
Dr. Andre Koltermann, Leiter der strategischen Forschung und Entwicklung der Süd-Chemie, ergänzte: „Als Biokraftstoff der zweiten Generation weist Zellulose-Ethanol hohe Treibhausgaseinsparungen von bis zu 95 Prozent auf. Zudem bietet Zellulose-Ethanol ein hohes Potenzial, um nachhaltig die Abhängigkeit vom Erdöl durch die lokale Produktion eines erneuerbaren Energieträgers zu reduzieren.“
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