Energieeffizienz für die Prozesswärme Sparen um jeden Preis: Die Industrie verordnet sich Energie-Diät

Von Dominik Stephan

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Energieeffizienz bleibt der beliebteste Weg, Erdgas zu sparen: In Zeiten der Energiekrise und knapper Budgets besinnen sich die Firmen aufs Sparen und erzielen damit zum Teil beachtliche Erfolge. Nur – ewig wird das nicht funktionieren. Kommen dann die großen Elektrifizierungsprojekte oder zehrt die Branche ihre Substanz auf?

Die Industrie ist in der Klemme: Weil das Geld knapp ist, muss sie sparen - aber dadurch fehlt das Budget für Investitionen in alternative, effizientere Technologien.
Die Industrie ist in der Klemme: Weil das Geld knapp ist, muss sie sparen - aber dadurch fehlt das Budget für Investitionen in alternative, effizientere Technologien.
(Bild: frei lizenziert / Pixabay)

Der Energieeffizienz-Index (EEI) steigt weiter, der Investitionsindex ist weiter zurückgegangen während der Bedeutungsindex weiter steigt und auch der Produktivitätsindex setzt seinen Anstieg fort. Die Erkenntnisse des des Instituts für Energieeffizienz in der Produktion (EEP) der Universität Stuttgart zeigen das Dilemma der Industrie deutlich: Energieeffizienz ist wichtig wie nie, gleichzeitig fehlt das Geld für große Effizienzprogramme, da Unternehmen Investitionen zurückstellen und Budgets eindampfen.

Die Lieblingslösung zumindest der deutschen Firmen: Sparen. Die viel geschmähte schwäbische Hausfrau wird zum Role Model in der Energiekrise, so die Effizienz-Experten. Das mag erst einmal gut klingen, bedeutet es doch weniger Rohstoffverbrauch und Emissionen. Zugleich bedeutet das Sparen der Firmen höhere Kosten für Kundenbranchen und Verbraucher, da ein Großteil der Unternehmen eigene Mehrkosten durchaus weiter geben will oder muss.

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Wer jetzt denkt, dass die Industrie im großen Stil in neue, effizientere Technologien investiert, könnte sich täuschen. Rund ein Drittel der Unternehmen bleibt untätig und plant keine Investitionsmaßnahmen. Umgekehrt geben rund 40 Prozent dieser Firmen mehr als 75 Prozent ihrer Energiemehrkosten oder sonstige Mehrkosten bereits an ihre Kunden weiter.

Strom ist Energie der Wahl für die, die es sich leisten können

Wer kann, elektrifiziert: Das EEP fand heraus, dass Unternehmen statt Öl und Gas auf Strom setzen - auch die Biomasse gerät darüber hinaus ins Hintertreffen. Derzeit setzen allerdings nur 22 Prozent der Unternehmen setzen eine Wärmepumpe ein, um Prozesswärme zu erzeugen.

Beliebter ist da schon das Thema Energiemanagement: Etwa die Hälfte der Unternehmen plant oder hat bereits eine digitalisierte Erfassung ihrer Energieverbrauchsdaten eingeführt und überwacht ihren elektrischen Verbrauch – eine Grundvoraussetzung, um weitere Energie einsparen zu können, so das EEP.

Nicht auf der Agenda stehen allerdings größere Ausgaben: Die Investitionsbereitschaft der Industrie seit mindestens zwei Jahren rückläufig, erklärt Prof. Alexander Sauer, Direktor des EEP: „Der Grund dafür liegt scheinbar in der Pandemie und der Energiekrise. Die hohen Energiepreise und die damit verbundene Unsicherheit lösen offensichtlich Bedenken hinsichtlich neuer Investitionen aus und spiegeln sich in einem niedrigeren Investitionsindex wider.“

Noch sind Effizienz-Projekte in der Pipeline. Noch...

Jetzt wird noch abgefrühstückt, was in besseren Jahren geplant und bewilligt wurde: „Wir zehren bei den Energieeffizienzsteigerungen von den investitionsintensiven Jahren", so Sauer.

Das geht eine Weile, aber nicht ewig: "Wenn die derzeit wieder vermehrt adressierten geringinvestiven Maßnahmen umgesetzt sind, wird es vermutlich wieder höhere Investitionen in Energieeffizienz benötigen, um signifikante Fortschritte zu erzielen“, resümiert so der Professor. Ob die Budgets schneller zurückkommen als die Firmen abwandern? Wir werden es erleben.

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