Exklusivsynthese Saltigo – in zehn Jahren vom Sorgenkind zum Musterknaben

Autor Anke Geipel-Kern

Wer Auftragsherstellung betreibt, braucht nicht nur Preisbewußtsein sondern muss flexibel und schnell sein. Die Lanxesstochter Saltigo hat sich einen guten Namen mit festen Kundenbeziehungen erarbeitet und macht sich nun zum Geburtstag ein besonderes Geschenk: 60 Millionen Euro investiert der Exklusivsynthesespezialist in neue Produktionsstrassen.

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Saltigo-Chef Wolfgang Schmitz (rechts) geht in Ruhestand. Nachfolger wird zum 1. April Dr. Torsten Derr.
Saltigo-Chef Wolfgang Schmitz (rechts) geht in Ruhestand. Nachfolger wird zum 1. April Dr. Torsten Derr.
(Bild: Saltigo, Hanne Engwald)

Leverkusen – Saltigo-Chef Wolfgang Schmitz absolviert seinen letzten Pressetermin mit der gewohnten Präzision und in entspannter Atmosphäre. Sein Ruhestand steht nach 41 Dienstjahren unmittelbar bevor und er hat gute Gründe zufrieden zu sein. Er hinterlässt seinem Nachfolger Dr. Torsten Derr ein gut bestelltes Haus und den Vorstandsbescheid über eine 60 Millionen schwere Investition am Standort Leverkusen. Das Engineering steht und bald rücken die Bagger an, um die Reaktoren für die zwei geplanten neuen Produktionsstraßen zu setzen.

Nicht immer konnte der Chef der Lanxesstochter so beruhigt in die Zukunft blicken.

„Wir haben uns die Wettbewerbsfähigkeit nach und nach erarbeitet, zum Teil auch durch schmerzliche Maßnahmen,“ erklärt Schmitz. Der Preisdruck in der Exklusivsynthese ist gnadenlos und seit die preisgünstigen Asiaten den Markt überschwemmen, ist internationale Wettbewerb noch härter geworden. Die Kunden aus der Agro- und Feinchemie stehen unter hohem Wettbewerbsdruck und geben diesen ein zu eins an ihre Lieferanten und Partner weiter.

Syntheseoptimierungen als Schlüssel zur guten Kundenbeziehung

Doch in den letzten zehn Jahren hat sich Saltigo eine Kundenbasis von 150 Unternehmen erarbeitet. Weltweit arbeiten mehr als 1200 Menschen für das Unternehmen, die in insgesamt zehn Produktionsbetrieben an den beiden Standorten in Leverkusen und Dormagen jährlich eben so viele Kundenprojekte bearbeiten.

Mit 20 % trägt Saltigo zum Umsatz des Lanxess-Segments Advanced Intermediates bei, das waren in 2015 rund 1,8 Milliarden Euro Umsatz.

Dreiviertel des Umsatzes basieren auf Geschäften mit der Agrochemie, das restliche Viertel entfallen auf Pharmawirkstoffe und Feinchemikalien. Mit allen Blue-Chip-Kunden arbeite man zusammen, betont Schmitz: Wetterfeste Beziehungen sind das, die zum großen Teil über lange Jahre Bestand haben und von großer Kontinuität gekennzeichnet sind. „Wir steigen in der Regel nach der Patenterteilung ein, der Kunde übergibt uns ein Technical Package, auf dessen Basis wir dann die Synthese entwickeln,“ berichtet der Saltigochef.

Dabei entstehen Wirkstoffe und Zwischenprodukte für Pflanzenschutzmittel und Medikamente sowie Chemikalien für eine Vielzahl von Anwendungen, darunter etwa der Insektenabwehr-Wirkstoff Saltidin.

Bereits bekannte Syntheseverfahren passen die Verfahrenstechniker dabei in den Anlagen von Saltigo je nach benötigter Produktmenge und -qualität an und optimieren auch – wenn möglich bzw. erforderlich. Nicht zuletzt seien derartige Optimierungen nachhaltig am Geschäftserfolg von Saltigo und deren Kunden beteiligt. „Mit unserer langjährigen Erfahrung in der Prozessentwicklung und -optimierung heben wir uns auch aus Sicht unserer Kunden von vielen Wettbewerbern ab“, betont Schmitz.

Der Kunde als Partner

Auch Saltigo profitiert von der partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit den Kunden. Gerade das Agrochemie-Geschäft, dessen Anteil am Gesamtumsatz in den zehn Jahren seit der Gründung auf rund 75 Prozent angewachsen ist, hat sich zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt. „Hier wachsen wir in Teilen schneller als der Markt und schauen auch zuversichtlich in die Zukunft, selbst wenn die Nachfrage im globalen Agrochemiemarkt 2015 von einer Atempause geprägt war“, erklärt Schmitz.

Auch der Unternehmensgewinn hat sich sehr erfreulich entwickelt. „Die Ertragskraft hat sich seit der Gründung des Unternehmens deutlich verbessert“, sagt Schmitz. Die gute Geschäftsentwicklung basiert auf Know-how und Erfahrung, auf proprietären Syntheseverfahren sowie einem breiten Spektrum an Technologien und Produkten. „Ganz wesentlich schätzen unsere Kunden das hoch effiziente Projektmanagement – ein Garant für Transparenz, Liefersicherheit, Termintreue und Kostendisziplin“, weiß Schmitz.

Um Saltigo schnell und nachhaltig erfolgreich aufzustellen, waren seit der Unternehmensgründung zahlreiche grundsätzliche Weichenstellungen notwendig. Besonders zu Beginn wurden Betriebe geschlossen, Stellen abgebaut und Organisationsstrukturen verändert.

Der Umbau des Unternehmens zu einem marktorientierten Exklusivsynthese-Dienstleister für unterschiedliche Branchen wurde schon in den ersten beiden Jahren des Bestehens von Investitionen in Millionenhöhe begleitet. So wurde vor allem die Wettbewerbsfähigkeit auf den globalen Märkten gesteigert. Dazu hat die Fokussierung auf die beiden Kundensegmente Agrochemikalien sowie Feinchemie inklusive Pharma entscheidend beigetragen.

Seit 2008 auf Wachstumskurs

2008 schaltete Saltigo bereits auf Wachstum um. Das Unternehmen investierte in den Aufbau einer hochmodernen Produktionsanlage für die Herstellung von pharmazeutischen Wirkstoffen und Zwischenprodukten, die den strengen regulatorischen Anforderungen der „Current Good Manufacturing Practice“ (CGMP) entspricht und inzwischen mehrfach erfolgreich auditiert wurde, unter anderem von der US-amerikanischen „Food and Drug Administration“ (FDA).

Nur ein Jahr später startete ein Investitionsprojekt mit einem Schlüsselkunden aus der Agrochemie mit einem Volumen von rund 50 Millionen Euro. Dem folgte im Jahr 2012 eine strategische Fokussierung auf die Agrochemie und hier insbesondere auf Projekte mit – für diese Branche – großen Produktionsvolumina von bis zu 5.000 Tonnen pro Jahr.

2013 verlegte Saltigo seinen Unternehmenssitz von Langenfeld nach Leverkusen, um näher an das integrierte Produktionsnetzwerk zu rücken und damit auch organisatorisch noch flexibler und schneller zu werden. Im gleichen Jahr wurden rund 20 Millionen Euro in den Ausbau der Feststoffisolierung am Standort Leverkusen investiert.

2015 ließ Saltigo seiner ein Jahr zuvor aufgestellten „Vision 2020“ Taten folgen und kündigte Investitionen in Höhe von rund 60 Millionen Euro an, unter anderem für zwei neue Produktionsstraßen im Zentralen Technikum Organisch (ZeTO) in Leverkusen. Die Planungen dafür haben bereits begonnen, der Baubeginn ist für Mitte dieses Jahres vorgesehen. Ende 2017 soll die Produktion anlaufen. Die Gesamtinvestitionen an den Saltigo-Standorten summieren sich in den zehn Jahren seit Gründung des Unternehmens auf rund 360 Millionen Euro, davon fast 300 Millionen Euro allein in das integrierte Produktionsnetzwerk am Standort Leverkusen.

Saltidin stark gefragt

Angesichts der in den vergangenen Wochen insbesondere in Brasilien stark gestiegenen Nachfrage hat Saltigo durch eine Reihe von verschiedenen Maßnahmen die Kapazität an seinem Standort in Dormagen für den Insektenabwehr-Wirkstoff Icaridin (Markenname Saltidin) fast verdoppelt und die Versorgung sichergestellt.

In dem südamerikanischen Land grassiert derzeit das Zika-Virus besonders stark. Das Virus steht im Verdacht, für Fehlbildungen bei Ungeborenen verantwortlich zu sein. Die US-amerikanische Seuchenschutzbehörde CDC (Centers for Disease Control and Prevention) empfiehlt bei unvermeidlichen Reisen in betroffene Gebiete Mückenabwehrmittel unter anderem mit dem Wirkstoff Icaridin für schwangere und stillende Frauen.

Der Wirkstoff Icaridin wird von zahlreichen Herstellern weltweit in Insektenabwehrmitteln eingesetzt. Erst Mitte Februar hatte Saltigo bekannt gegeben, dass der Absatz dieses Produkts in diesem Jahr gegenüber 2015 um voraussichtlich 50 Prozent gesteigert wird. Zur langfristigen Sicherung des weltweiten Bedarfs plant Saltigo kurzfristig zusätzliche Investitionen in den weiteren Ausbau der Kapazitäten.

Stabwechsel bei der Saltigo-Geschäftsführung

Am 1. April 2016 beginnt für Saltigo ein weiteres Kapitel der Unternehmensgeschichte. Exakt am Tag des Gründungsjubiläums übernimmt Torsten Derr, derzeit noch Leiter der Lanxess-Vorstandsinitiative „Commercial & Supply Chain Excellence“, die Geschäftsführung der Saltigo GmbH. Wolfgang Schmitz, der das Unternehmen seit 2007 leitet, geht nach 41 Jahren aktiver Tätigkeit in der chemischen Industrie in den Ruhestand.

„Saltigo wird auch künftig eine führende Rolle in der Exklusivsynthese von Agro- und Feinchemikalien spielen“, kündigt Derr bereits an. „Wir werden mit unserer Expertise, unserer Flexibilität, unserer Innovationskraft und unserem erfolgreichen Projektmanagement auch weiterhin Mehrwert für unsere Kunden schaffen und damit unsere Marktposition behaupten und ausbauen.“

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