Export-Rückgang erwartet Russland-Krise setzt den deutschen Anlagenbauern weiter zu

Eine neue Umfrage des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) unter fast 260 Mitgliedsunternehmen zeigt, dass die Russland-Krise vielfältige Folgen für die hiesige Industrie hat. 94 % der Befragten gaben dabei an, von der Krise betroffen zu sein; zu spüren bekommen die Unternehmen das vor allem in Form von Auftragsrückgängen (83 %) und sinkenden Anfragen (70 %). Deshalb ist zu erwarten, dass die Exporte nach Russland in den kommenden Monaten stark zurückgehen werden.

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Auftragsrückgänge und sinkende Anfragen sind die häufigsten Probleme mit denen sich die deutschen Anlagenbauer aufgrund der Russland-Krise auseinandersetzen müssen.
Auftragsrückgänge und sinkende Anfragen sind die häufigsten Probleme mit denen sich die deutschen Anlagenbauer aufgrund der Russland-Krise auseinandersetzen müssen.
(Bild: Shestakoff/Fotolia.com)

Frankfurt a. M. – Auch die Schwierigkeiten, eine Finanzierung für den Export von Maschinen und Anlagen nach Russland zustande zu bekommen, werden immer größer. Gut die Hälfte aller befragten Unternehmen leidet darunter, dass westliche Banken bei Russlandgeschäften sehr zögerlich geworden sind, während die russischen Kunden sich Kredite von ihren Heimatinstituten aufgrund der hohen Zinsen kaum noch leisten können. „Der Mangel an Finanzierungen ist zur Zeit das größte Hemmnis“, erläutert Ulrich Ackermann, Leiter VDMA Außenwirtschaft.

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Etwas überraschend ist, dass Auftragsstornierungen (20 % der Befragten berichten davon) und Zahlungsausfälle (15 %) sich im Vergleich zur vorangegangenen Umfrage im Jahr 2014 nur ganz leicht erhöht haben. Deutlich stärker machen sich dagegen Verzögerungen in der Zollabfertigung und in der Exportkontrolle bemerkbar (22 %, beziehungsweise 24 %). Hier belastet vor allem die Klärung, ob es sich bei den gelieferten Maschinen und Komponenten um „dual-use“-Güter handelt, also Anlagen und Teile, die auch für militärische Zwecke genutzt werden könnten. Davon fühlen sich insbesondere die Hersteller von Werkzeugmaschinen betroffen.

Übernimmt China den russischen Markt?

In den Unternehmen wächst nun auch die Sorge, den russischen Markt an die Konkurrenz aus China dauerhaft zu verlieren. In den vergangenen zehn Jahren haben chinesische Unternehmen den deutschen Maschinenbauern bereits 10 % Marktanteil abnehmen können. Nun glaubt gut ein Drittel der Befragten, aufgrund der Krise und der Sanktionen weitere Kunden oder Aufträge an chinesische Wettbewerber verloren zu haben. „Es ist daher nur eine Frage der Zeit, bis China zum wichtigsten russischen Maschinenlieferanten wird“, sagt Monika Hollacher, Russland-Expertin im VDMA.

Die Verunsicherung sowohl der deutschen Maschinenbauer als auch ihrer russischen Kunden spiegelt sich auch in den Investitionsplanungen wider. Zwar geben 43 % der Befragten an, bislang noch keine besonderen Maßnahmen getroffen zu haben, um auf die Krise zu reagieren. Allerdings baut ein Fünftel der Unternehmen inzwischen Personal in Russland ab oder legt Projekte dort auf Eis. Mehr noch: Die Bereitschaft, sich in Russland mit einer eigenen Niederlassung oder gar einem eigenen Werk niederzulassen, ist deutlich gesunken. Nur 40 % der Befragten gaben an, bis 2017 sowohl Service als auch Vertrieb in Russland über eine eigene Niederlassung abwickeln zu wollen – ein Rückgang um 12 %punkte im Vergleich zur vorangegangenen Umfrage. Damit unterscheidet sich die jetzige Russlandkrise von derjenigen der Jahre 2008/09, als viele deutsche Maschinenbauer antizyklisch in dem Land investierten.

Aufgeben oder gar flüchten wollen die deutschen Maschinenbauer aber keineswegs. Lediglich 2 % der befragten Unternehmen geben an, sich vom russischen Markt zurückziehen zu wollen. Auf der gerade zu Ende gegangenen Moskauer Metalloobrabotka, der wichtigsten Werkzeugmaschinenmesse des Landes, präsentierten sich mehr als 100 deutsche Hersteller in einem gemeinschaftlichen Auftritt beziehungsweise mit eigenen Messeständen – ein deutliches Zeichen für die große Bedeutung dieser Partnerschaft. „Russland ist und bleibt ein Schlüsselmarkt für den deutschen Maschinenbau“, resümiert VDMA-Präsident Festge.

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