Pharmerging Markets Pharmerging Markets – die Wachstumszentren verschieben sich
Jahrzehntelang wurde das Umsatzwachstum im Pharmabereich von den industrialisierten Ländern getragen, vor allem durch die USA. Diese werden deutlich an Dynamik einbüßen und hinter Staaten wie China oder Indien zurückfallen. Der Begriff der Pharmerging Markets war geboren. Mittlerweile wird diesen Pharmerging Markets zugetraut, die Hälfte des Marktwachstums in der Periode 2010 bis 2015 auf sich zu vereinen.
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In den Industriestaaten entsteht derzeit eine rapide Abflachung der Wachstumskurve aufgrund des stockenden Zustroms neuer Arzneimittel aus der Forschungs-Pipeline in Verbindung mit dem Erreichen der Grenzen der finanziellen Leistungsfähigkeit der Gesundheitssysteme. In den „Pharmerging Countries“ wird dagegen die Nachfrage nach Arzneimittel durch die wachsende Kaufkraft und durch die zunehmende Verbreitung von Zivilisationskrankheiten befeuert. Laut IMS-Health wird dieser gegenläufige Effekt zwischen den Ländergruppen dazu führen, dass die Pharmerging Countries ihren Anteil am Pharma-Weltmarkt von 18 in 2010 auf 28 Prozent in 2015 erhöhen werden.
Schwierige Märkte
Schaut man sich die treibenden Faktoren der Arzneimittelnachfrage in den Pharmerging Markets an, wird schnell klar, dass es sich um ein qualitativ anderes Wachstum handelt als das in der Vergangenheit gewohnte Wachstum in den Industrieländern. Nicht hochpreisige neue Arzneimittel sondern die Arzneimittelgrundversorgung breiter Bevölkerungsschichten zu niedrigen Kosten sorgen für die Dynamik.
Und auch die Arzneimitteltherapien zur Behandlung chronischer Zivilisationskrankheiten ist zu den in den Industrieländern üblichen Kosten von den Pharmerging Countries nicht zu stemmen. Kurz: Bei den Pharmerging Markets handelt es sich um sehr preissensitive Märkte, die oft auch eine aktive Importsubstitutionspolitik betreiben. Aus Sicht des Maschinenbaus existiert zudem in den wichtigsten Märkten Indien und China ein veritabler lokaler Maschinenwettbewerb bei Standardmaschinen.
Worin besteht das Potenzial?
Der Zuwachs der Nachfrage in den Pharmerging Markets bedingt einen erheblichen Ausbau der Produktionskapazitäten in diesen Ländern. Der deutsche Pharmamaschinenbau wird dabei vor allem von Investitionen internationaler Pharmakonzerne profitieren, die in der Pharmaproduktion weltweit einheitliche Qualitätsanforderungen stellen.
Die besten Chancen bestehen bei Investitionen zur Importsubstitution „schwierig herzustellender Arzneimittel“, da hier in der Regel noch kein lokales Maschinenangebot besteht. Aber auch im Bereich „einfach herzustellender Arzneimittel“ bieten sich Chancen, da führende lokale Pharmaunternehmen als vertrauensbildende Maßnahme oder auch aus Imagegründen gerne in westliche Maschinen investieren – zumindest, wenn der Standort für den Export produzieren soll.
Mittelständler sind erfolgreich
Bereits heute sind die kleineren Unternehmen der Branche hochspezialisiert und mit ihren Produkten weltweit erfolgreich. Nehmen Sie z.B. Driam, die mit einer eigenen Niederlassung im weltweit wichtigsten Pharmamarkt USA präsent sind und den schwierigen japanischen Markt zusammen mit einem Lizenzpartner bearbeiten. Das Unternehmen ist in über 30 Ländern über Handelspartner vertreten. Dabei segelt Driam im Windschatten der Bestandskunden und wird für Projekte weltweit durch die einschlägigen auf die Pharmaindustrie spezialisierten Planungsunternehmen angefragt.
Die eigentliche Herausforderung liegt in der Organisation des komplementären Supports der Vertriebspartner vor Ort, bei der Projektanbahnung, bei der Projektrealisierung und beim After-Sales-Service. Das Marktwachstum geht mit einer Verlagerung der Investitionsschwerpunkte und insgesamt mit einer zunehmenden regionalen Zersplitterung der Investitionsnachfrage einher.
Kleine Unternehmen tun sich schwerer mit dem Aufbau eigener Niederlassungen in den neuen Wachstumsregionen als unsere größeren europäischen Mitwettbewerber. Und auch die Zusammenarbeit mit lokalen Partnern ist gerade in den Wachstumsschwerpunkten China, Indien und Brasilien bekanntlich nicht gerade unproblematisch.
Dennoch: Obwohl kleine Mittelständler nicht alle Aufgaben übernehmen können, werden sie aufgrund ihrer Spezialisierung geschätzt. Mehr noch: Darin liegt durchaus ein strategischer Vorteil, den es zu behaupten gilt. Auch die kleinen Mittelständler sind erfahren genug, die sich bietenden Chancen in den Pharmerging Markets zu erkennen, und sind smart genug, diese erfolgreich zu nutzen.
* Der Autor ist Geschäftsführer der DRIAM Anlagenbau GmbH, Eriskirch, und stellvertretender Vorsitzender der VDMA-Fachabteilung Maschinen und Anlagen für Pharma und Kosmetik. E-Mail-Kontakt: info@driam.com
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