Siemens Comos Software Conference 2012 Pharma im Mittelpunkt der Comos Software Conference 2012

Redakteur: Frank Jablonski

Es gehört zur Eigenart der Gattung Software sich ständig weiterzuentwickeln. Das gilt auch für die Planungssoftware Comos. Vor einigen Jahren von Siemens übernommen, findet jetzt der schrittweise Ausbau und die Annäherung an andere Siemens-Komponenten statt. Der folgende Beitrag zeigt die wichtigsten Neuerungen für die Prozessindustrie.

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Christoph Jauslin, Chef der Engineering IT-Abteilung bei Novartis Pharma ist überzeugt von der Arbeitserleichterung mit elektronischem Dokumentenmanagement: "In Zukunft werden wir die jüngsten Informationen an jedem Arbeitsplatz und zu jeder Zeit verfügbar haben."
Christoph Jauslin, Chef der Engineering IT-Abteilung bei Novartis Pharma ist überzeugt von der Arbeitserleichterung mit elektronischem Dokumentenmanagement: "In Zukunft werden wir die jüngsten Informationen an jedem Arbeitsplatz und zu jeder Zeit verfügbar haben."
(Bild: PROCESS)

Berlin - Im Radialsystem V, einem ausrangierten Pumpwerk aus dem 19. Jahrhundert, hat am 18. und 19. April das jährliche internationale Anwendertreffen von Siemens Comos stattgefunden. Nachdem erst vor kurzem die neue Version des Siemens Prozessleitsystems PCS7 vorgestellt wurde, stand in Berlin jetzt die Planung von Anlagen im Vordergrund. Obwohl diese Aussage nicht mehr so ganz stimmt: Ausgehend von der ehemals reinen Rohrleitungsplanungssoftware hat sich die jetzt vorgestellte Version der Software deutlich weiterentwickelt.

So sprechen die Verantwortlichen bei Siemens Comos auch von einer "Enterprise-Plattform mit integriertem Daten- und Dokumentenmanagement". Das bedeutet, dass die im Planungsablauf erzeugten Daten von der verfahrenstechnischen Entwicklung über die Ausarbeitung der Mechanik und Elektrotechnik sowie der Automatisierung der Anlage auch für den Betrieb und Instandhaltung zur Verfügung stehen und bei z.B. Wartungsarbeiten schnell zugänglich sind.

Berichte aus der Praxis

Wie genau die Nutzung der Software in der Praxis aussieht, vermittelten Anwender und Siemens-Experten in Vorträgen und Workshops. Highlight-Vortrag aus Sicht der Prozessindustrie war Christoph Jauslin, Chef der Engineering IT-Abteilung bei Novartis Pharma. Diese Besetzung passte auch daher gut, da die Software nun spezielle Lösungen für die pharmazeutische Industrie bietet.

Mit der um die neuen Module ergänzten Software können Unternehmen, die einer Regulierung durch Behörden unterliegen beispielsweise die Qualifizierung pharmazeutischer Anlagen über alle Engineering- und Betriebsphasen hinweg durchführen. Hierzu werden standardisierte Vorlagen verwendet, die automatisch Dokumentenstrukturen erstellen und bestimmte Funktionen und Prüfmechanismen integrieren.

So zeigt sich Jauslin bei seiner Vorstellung eines "Best Practices Pharmaceutical Industry" erfreut, dass neben der Einhaltung der Dokumentationspflichten und der Nachweis der Compliance "deutlich kürzere Projektlaufzeiten und Kosteneinsparungen" mit der neuen Software möglich waren.

Auch das Thema Mobile darf natürlich nicht fehlen. So stellt der bekennende Apple-Fan Andreas Geiss in seinem Vortrag die Comos-App vor, eine Anwendung für das iPad, mit dem per Touch Screen auf Informationen über den Projekt-Status abgerufen werden können oder Anmerkungen zu einzelnen Gewerken möglich sind.

Enge Einbindung von Microsoft-Komponenten in Comos 10

Als weltweit tätigem Unternehmer waren Jauslin und anderen Rednern ein Punkt besonders wichtig: Die gemeinsame Arbeit an Projekten von verschiedenen Standorten weltweit. Eine gewerke- und unternehmensübergreifende Zusammenarbeit unterstützt das System, indem das Daten- und Dokumentenmanagement überarbeitet wurde. Eine Nutzung des Microsoft-Programms Sharepoint stellt sicher, dass auch verschiedene Personen gleichzeitig am Projekt arbeiten können. Axel Lorenz, Vizepräsident Siemens Process Automation ist überzeugt: "Engineering becomes simultaneously!"

Zwar kann das System mittlerweile auch mit Datenmengen im Gigabyte-Bereich umgehen, aus Performance-Gründen werden jedoch mehrere Server dezentral installiert. Patricia Torres, Prozess Ingenieurin beim Engineering-Unternehmen Tebodin, beschreibt es so: "Sie haben die Wahl: entweder verfügen Sie über eine außergewöhnlich hohe Bandbreite oder platzieren den Server in der Mitte der beteiligten Ingenieure, die sich dann per Kabel verbinden - so haben wir es meist gemacht. Die dritte Version funktioniert bei kleineren Projekten. Hier wird über das Netz gemeinsam auf den Server zugegriffen."

Darüber hinaus wird in der neuen Version Comos 10 einiges an Microsoft-Technologie "verbaut". So ist beispielsweise das Tabellenkalkulationsprogramm Excel ebenfalls Bestandteil des Paketes.

Seit der Siemens-Übernahme wird Comos vermehrt zum Anlagenmanagement genutzt

Dass die neue Version Comos 10 auch noch nach der Planungszeit interessante Anwendungen bietet, bestätigten Nutzer am Rande der Veranstaltung: "Ich habe keine Zeitverschwendung mehr bei der Suche in Archiven und greife ständig auf einen As-Built-Zustand der Anlage zu." lautet eine Aussage. Ein anderer Nutzer findet es gut, dass er alle Daten an seinem Arbeitsplatz hat und dass eine "normierte Schnittstelle geschaffen wurde". Positiv erwähnt wird zudem der Aspekt, dass nicht mehr auf "fünf oder sechs Systemen geschult werden muss, sondern nur auf einem."

Doch die Anwender nutzen die Gelegenheit der Konferenz auch, den Siemens-Entwicklern ihre Wünsche mit auf den Weg zu geben. So freut sich Jauslin offensichtlich über die gelungene Schnittstelle zu dem Siemens Prozessleitsystem PCS7, aus Novartis-Sicht betont er jedoch, dass auch "eine offene Schnittstelle zu Fremdsystemen benötigt wird, nicht nur zu PCS 7".

Andere Anwender schreiben den Siemens-Entwicklern die Themen Implementierung von Comos FEED and PDMS in die Standard Engineering Datenbank, Asset Management in Comos oder das Trend-Thema Cloud Engineering in die Hausaufgabenhefte.

Hintergrund: Was ist Comos?

Comos ist ein Engineering-Programm für die Anlagenplanung und Prozessentwicklung, deckt aber mittlerweile den gesamten Anlagen-Lebenszyklus ab. Nach dem Produkt-Design setzt der Comos-Lebensweg an: Nach dem Anlagendesign folgt das Basic- und Detail-Engineering, anschließend Installation und Kommissionierung. Danach geht die Nutzung in den Betrieb und die Instandhaltung der Anlage über.

Auf der einheitlichen Datenbank setzen verschiedene einzelne Produkte auf. Für den Prozess sind das FEED, P&ID, PipeSpec, Isometric und 3D Integration. Der Bereich der Automatisierung wird durch EI&C, Logical und Fluids abgedeckt und der Bereich des Anlagenbetriebs durch MRO, Shutdown, Portable&Direct, Inspection sowie PQM. Der Aufbau der Software unterstützt den Anwender bei der Integration des Programmes in die IT-Landschaft, wie ERP-Systeme, DCS oder PDMS (3D-Planung).

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