Notfallmanagement Nach Chemieunfällen sicher entscheiden

Redakteur: Marion Henig

Auf den Ernstfall vorbereitet: Wirtschaftswissenschaftler des KIT haben ein System zum strategischen Notfallmanagement entwickelt. Bei Gefahrguttransport-Unfällen unterstützt es beispielsweise die Einsatzkräfte bei schwerwiegenden Entscheidungen und seltenen Ereignissen.

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Im Umgang mit Gefahrgut müssen Einsatzkräfte häufig schwerwiegende Entscheidungen treffen. (Bild: Erysipel/Pixelio)
Im Umgang mit Gefahrgut müssen Einsatzkräfte häufig schwerwiegende Entscheidungen treffen. (Bild: Erysipel/Pixelio)

Türen und Fenster geschlossen halten oder die Anwohner evakuieren? Nach Chemieunfällen, wie im Fall des Mitte Mai in Müllheim entgleisten Güterzugs, müssen die Einsatzkräfte häufig schwerwiegende Entscheidungen treffen. Um dies zu erleichtern, hat das Institut für Industriebetriebslehre und Industrielle Produktion (IIP) des KIT mit Partnern aus ganz Europa das Informations- und Kommunikationssystem Diadem entwickelt. Die Entwickler haben es nun bei einem Workshop in Kopenhagen vorgestellt – und gemeinsam mit Anwendern getestet.

„Bei einem Chemieunfall geht es darum, Informationen zu sammeln – etwa: Gibt es eine Gaswolke und wohin zieht sie?“, sagt Tina Comes vom IIP. Davon hängt unter anderem die Entscheidung ab, ob die Anwohner evakuiert werden müssen. Hierzu können beispielsweise Informationen von Sensoren zur Gaserkennung und -beobachtung sowie aus entsprechenden Ausbreitungsmodellen einbezogen werden. Um die Information über die Gaswolke und ihre Ausbreitung zu verbessern, kann das System SMS an die Anwohner versenden, um bei ihnen Informationen einzuholen.

Bei strategischen Entscheidungen, so Comes, sei es auch notwendig sich detailliert mit den Risiken verschiedener Maßnahmen für alle Beteiligten auseinander zu setzen: „In der Praxis fehlen häufig präzise, sichere Informationen zu den möglichen Auswirkungen der Maßnahmen. Um dennoch belastbare Entscheidungen treffen zu können, sind Methoden der Entscheidungsunterstützung notwendig, die diese Unsicherheiten berücksichtigen.“ . Anwender können über einen Computer oder einen PDA (Personal Digital Assistant) auf das System zugreifen und Text, Sprache oder auch Karten eingeben oder abrufen. Die Europäische Union fördert das Projekt im siebten Forschungsrahmenprogramm.

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