Prozessleitsysteme Mit Weiterentwicklungen bei Prozessleitsystemen will ABB weiter punkten
Im Zuge der zunehmenden Automatisierung von Produktionsanlagen bezeichnen nicht nur EMR-Ingenieure die Prozessleittechnik gerne als das Herz und Gehirn einer Anlage. Doch um für alle Phasen des Anlagenbetriebs gerüstet zu sein und bleiben, ist ein Updating oder Versions-Handling unumgänglich. Zur diesjährigen Hannover Messe hat ABB seine Prozesslietsysteme Freelance und 800xA mit neuer Hardware und Features weiter entwickelt.
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Höchste Effizienz über die komplette Lebensdauer einer Produktionsanlage und das Konsolidieren von Leitwarten, wer sich diesen zentrale Anwender-Forderungen in der Prozessindustrie stellt, der muss sein Prozessleitsystem kontinuierlich auf dem neuesten Stand halten. Bei ABB sieht man sich diesbezüglich mit der Weiterentwicklung seiner Prozessleitsysteme Freelance und System 800xA bestens gerüstet. Im Vorfeld der diesjährigen Hannover Messe präsentiert das Unternehmen neue Produktversionen der beiden Prozessleitsysteme. Darüber hinaus wird mit dem Ausbau des „Automation Sentinel“-Programms ein effektives Serviceinstrument angeboten, mit dem eine Produktionsanlage über den gesamten Lebenszyklus noch besser betrieben werden kann.
Controller mit doppelter Leistung
Neben zahlreichen Neuerungen, die in der ab der diesjährigen Hannover Messe verfügbaren neuen Freelance-Version enthalten sein werden, wird auch die Jahreszahl mit in den Namen eingehen: Im Zentrum der Neuheiten von Freelance 2013 steht, wie Gregor Kilian, verantwortlich für die Entwicklung der Prozessleittechnik bei ABB, formuliert, der leistungsfähige Controller AC 900F, der das verfügbare Hardware-Portfolio des Herstellers nach oben abrundet. Kilian: „Wie bei Freelance üblich, reiht sich der neue Controller kompatibel in die vorhandene Controllerhardware ein und sorgt mit doppelter Geschwindigkeit und doppeltem Speichervolumen gegenüber dem aktuell stärksten Modell AC 800F für ausreichende Leistungsreserven“. Der Controller bietet zudem die Möglichkeit des Redundanzbetriebs.
Im Detail verfügt der AC 900F zukünftig über vier Ethernet- und zwei serielle Schnittstellen. Die Ethernet-Schnittstellen werden für den Systembus und für Redundanz benötigt, die verbleibenden z.B. für Modbus TCP/IP oder das Fernwirkprotokoll IEC 60870 -104. Über die seriellen Schnittstellen werden die lokale Systemdiagnose oder beispielsweise Modbus RTU/ASCII klassisch angebunden. Auch sind zwei Profibuslinien anschließbar, die jeweils eine optionale Linienredundanz umfassen. Bis zu zehn Ein-/Ausgabe-Module können direkt an den Controller AC 900F angeschlossen werden. Der Umfang der direkt anschließbaren Modultypen wurde um drei neue Varianten erweitert, darunter ein gemischtes analoges Ein-/Ausgabe-Modul.
Gänzlich neu und ein im Leitsystembereich seltenes Feature ist ein SD-Karten-Schlitz, der es – wie bei SPSen – ermöglicht, Programme oder Programmänderungen per SD-Karte in den Controller zu laden, ohne die Engineering-Umgebung nutzen zu müssen. Dieser Prozess wird von dem neuen großen Display unterstützt, das optional direkt auf den AC 900F aufgesteckt werden kann. „Damit wird Freelance besonders auch für OEMs und Packaged Solutions attraktiv“, freut sich ABB-Manager Kilian.
Engineering-Tool überarbeitet
Umfassend in „Look and Feel“ überarbeitet wurde auch das Engineering-Tool Control Builder F, das nach Einschätzung der ABB-Entwickler das Konfigurieren noch einfacher und effizienter macht. Dabei wurde der Fokus auf einen Engineering-Workflow nach modernen Maßstäben gelegt. Der Arbeitsplatz wurde um ein Übersichtsbild ergänzt und ermöglicht die gleichzeitige Betrachtung mehrerer Programme, die zur besseren Übersichtlichkeit in Registerreitern abgelegt sind.
Eine Überarbeitung hat auch die Darstellung der Variablen- und Taglisten erfahren. Diese lassen sich jetzt ähnlich wie in üblichen Tabellenkalkulationsprogrammen bedienen und ermöglichen einfaches Sortieren, Kopieren, Einfügen usw. Dabei lassen sich auch ganze Passagen in MS Excel exportieren und nach Bearbeiten wieder importieren.
Workflowmanager Batch auch für kleinere Batch-Anwendungen
Schon im Verlauf des Jahres 2012 wurde Freelance mit dem leistungsfähigen Workflowmanager Batch erweitert. Eine Lösung, die neben der klassischen Batch-Funktionalität auch MES-Funktionalitäten bereitstellt. Als weiterer Baustein wird für Freelance ein Formulierungspaket geschnürt, mit dem einfache Batch-Applikationen ohne zusätzliche Softwarepakete komplett in Freelance abgebildet werden können. Auch diese Produkterweiterung ist vor allem für Packaged Solutions, OEMs und kleinere Batch-Anwendungen im Bereich Chemie und Nahrungsmittelindustrie relevant.
Bei System xA kann man Software online nachladen
System 800xA als leistungsfähigstes Leitsystem von ABB hat mit mittlerweile über 8000 Installationen weltweit die führende Stellung von ABB in der Prozessleittechnik weiter ausgebaut. Das mit der Version 5.1 eingeführte Konzept der Feature Packs nutzt die Fähigkeit von System 800xA aus, Software online nachladen zu können. Somit kann der Anwender die neuen Funktionalitäten nutzen, ohne die Anlage einer kompletten Software-Revision zu unterziehen. Damit wird das Software-Wartungsprogramm Sentinel noch interessanter, das diese Feature Packs bei planbaren Kosten zur Verfügung stellt. Mit dem jüngst freigegebenen Feature Pack 4 wird die Virtualisierung der Bedien-Clients ergänzt, es werden neue IO-Module mit halber Baubreite unterstützt und ein neuer Funktionsbaustein-Editor vorgestellt.
Electrical Integration im Fokus
In Hannover wird vor allem auf das Thema Electrical Integration, das heißt der integrierten Bedienung von Energieautomation und Prozessautomation, eingegangen, die für Anwender aus der Prozessindustrie ein häufig ungenutztes Potenzial für Optimierungen darstellt. Mit der Einführung der IEC 61850 ist die Integration deutlich vereinfacht und wird im neuesten Feature Pack durch die Bereitstellung von Typicals für die Repräsentation der elektrischen Ausrüstung erleichtert.
Absicherung gegen Angriffe aus dem Netz
Der Aspekt der Anlagensicherheit umfasst heutzutage neben der Absicherung gegen abnormale Prozesszustände mit zertifizierten Systemkomponenten auch die Absicherung gegen Angriffe aus dem Netz. Der erste Aspekt wird bei ABB mit dem Begriff „High Integrity (HI)“ adressiert. Hier stehen SIL3-zertifizierte Controller zur Verfügung, die nach Aussage von ABB-Mitarbeitern einen "am Markt unerreichten Integrationsgrad haben". Für Anwender, die noch kein System 800xA im Einsatz haben, soll die HI-Lösung ab sofort auch stand-alone angeboten werden.
Der zweite Aspekt der Anlagensicherheit, der auch als Cyber Security oder Software-Integrität bezeichnet wird, spielt - wie Leittechnik-Experte Kilian formuliert – bei ABB-Leitsystemen bereits während der Entwicklungsphase eine entscheidende Rolle. So wird vor jeder Freigabe neuer Produkte und Versionen ein ausführlicher Test mit Verifikationstools wie Achilles, MU8000 und Nessus durchgeführt, um potenzielle Sicherheitslücken vor der Freigabe zu eliminieren.
Mit einer für System 800xA zertifizierten Lösung von Industrial Defender kann darüber hinaus die Sicherheit der gesamten Installation erhöht werden. Der Automatisierungskonzern bietet hierzu auch Services an, die dem Kunden helfen, den Sicherheitsstatus festzustellen und zu erhöhen.
Performance im Blick
Das „Automation Sentinel“-Programm wird um die Komponente My ControlSystem erweitert. Dies ist eine webbasierte Kommunikationsplattform zwischen ABB und dem Endkunden, die sowohl dem Endkunden als auch dem ABB-Experten relevante Informationen zum Systemzustand der Installation geben kann. Somit werden die Informationen konkret auf Version und Umfang der installierten Komponenten zugeschnitten und Performance-Einbußen können erkannt werden. „Automation Sentinel ist für unsere Kunden wie ein Rundum-Sorglos-Paket oder eine Life-Cycle Policy“, verspricht Kilian.
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