China Market Insider Meerwasser-Entsalzung soll gegen Wassernot in chinesischer Petrochemie helfen
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Mit Meerwasser-Entsalzung versucht China, die Wassernot seiner petrochemischen Industrie zu bekämpfen. Die bislang größte Membran-Entsalzungsanlage Chinas ist gerade zur Versorgung eines Verbundstandortes in der Küstenprovinz Zhejiang in Betrieb genommen worden. 100.000 t Meerwasser sollen dort pro Tag in Nutzwasser für einen Raffinerie-Verbundstandort und in Trinkwasser veredelt werden.

Peking/China – Die Entsaltzungsanlage steht auf der Insel Yushan, einem Teil des Zhoushan-Archipels vor der Bucht von Hangzhou im Ostchinesischen Meer. Der gesamte Archipel ist sehr wasserarm, und doch ist hier einer der größten petrochemischen Verbundstandorte des Landes entstanden, am Standort einer Raffinerie der „Zhejiang Petroleum & Chemical Corporation” oder ZPC. Um den gewaltigen Wasserbedarf des Standortes zu befriedigen war Meerwasser die einzig denkbare Lösung, berichten chinesische Medien.
Die Membran-Entsalzungsanlage wird von der Firma Hangzhou Water Treatment betrieben, einer Tochter der China National Chemical Corporation oder kurz Chemchina. Wie in die meisten Entsalzungs-Projekten in China wird auch hier mit Membranen gearbeitet, um das Meerwasser in salzarmes Nutzwasser einerseits und eine zu entsorgende salzhaltige Lake andererseits zu trennen.
China setzt wegen seiner Wasserknappheit zunehmend auf die Entsalzungstechnologie, ähnlich wie etwa die Wüstenstaaten am arabischen Golf. Die von Kritikern als teuer und potenziell umweltschädlich kritisierte Form der Wassergewinnung gilt auf Inseln mit wenig eigenen Süßwasservorräten als einzige Chance, um die Ansiedlung von Industrie und die Entwicklung des Tourismus zu ermöglichen.
Auf Yushan sollen mit der Anlage neben dem ZPC-Chemiekomplex auch 50.000 Inselbewohner mit Trinkwasser versorgt werden. Die Entsalzungsanlage ist eine von mehr als 30 ähnlichen Projekten auf dem Zhoushan-Archipel, zu dem die Insel gehört. Landesweit will China seine Kapazität zur Entsalzung von Meerwasser bis zum Ende dieses Jahres Plänen zufolge auf 2,2 Millionen Tonnen pro Tag ausbauen, was in etwa einer Verdoppelung innerhalb der vergangenen vier Jahre entspricht.
Neben der petrochemischen Industrie und der Trinkwassergewinnung für Anwohner in trockenen Landesteilen gehören in China auch Kraftwerke und die Stahlindustrie zu den Abnehmern von Entsalzungsanlagen. Insgesamt werden nur etwa 1,2 % der gesamten Wasserversorgung Chinas durch Meerwasser-Entsalzung gedeckt, doch Chinas Zentralregierung will diesen Anteil stetig erhöhen. Die Technologie sei ein entscheidender Teil der Strategie Pekings geworden, um die „Frischwasserversorgung von isolierten Insel-Kommunen und wasserarmen Küstenstädten zu garantieren”, schreibt das Wirtschaftsmagazin Caixin.
Meerwasser-Entsalzungsanlagen in der Nähe von petrochemischen Verbundstandorten können einen Teil ihres Energiebedarfs aus der Hitze und dem Dampf ziehen, der bei den chemischen Prozessen anfällt. Die Befürworter der Technologie verweisen gerne auf diese Synergien. Kritiker hingegen, auch in China, verweisen auf die gewöhnlich hohen Stromkosten von Meerwasser-Entsalzungsanlagen, die gewöhnlich nicht profitabel operieren können und auf staatliche Förderung angewiesen sind.
120 Meerwasser-Entsalzungsanlagen in China, die überwiegende Mehrheit, arbeiten mit Membranen-Prozessen, bei denen oft auch die Umkehrosmose zum Einsatz kommt. 17 Entsalzungsanlagen nutzen MED-Destillierungs-Techniken („multi-effect distillation”), und nur ein oder zwei alternative Verfahren. Als größter Vorzug der Membran-Technologie gilt, dass sie als rein physikalischer Prozess keine Phasenänderung benötigt und daher auch keine Sekundärverschmutzung auslöst.
* Henrik Bork, langjähriger China-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung und der Frankfurter Rundschau, ist Managing Director bei Asia Waypoint, einer auf China spezialisierten Beratungsagentur mit Sitz in Peking.. „China Market Insider“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der Vogel Communications Group, Würzburg, und der Jigong Vogel Media Advertising in Beijing.
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