China Market Insider LNG-Nachfrage in China soll sich bis 2030 nahezu verdoppeln
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Der Markt für Flüssigerdgas (LNG) und Erdgas in China öffnet sich weiter für ausländische Ölkonzerne. Der Staatsbetrieb Guangdong Energy hat gerade erst einen langfristigen Handelsvertrag mit der Mitsubishi Corporation unterzeichnet. Dies geht aus einem Bericht der Webseite „Shanghai Petroleum and Natural Gas Exchange“ hervor. Details über die Mengen oder Mechanismen der Preisbindung sind bislang nicht bekannt.

Peking/China – Neben der Mitsubishi Corporation unterschrieb am gleichen Tag auch BP einen ähnlichen Vertrag über An- und Verkäufe von Naturgas mit der ENN Group, einem privaten chinesischen Import- und Vertriebskonzern. Dieser Vertrag hat einen Umfang von 300.000 Millionen Tonnen Pipeline-Gas pro Jahr. Die Vereinbarung gilt für zwei Jahre ab Januar 2021. Das Gas soll im Dapeng-LNG-Terminal empfangen und regasifiziert werden.
Schon im April hatte die BP einen Import-Vertrag mit Foran Energy abgeschlossen. Und im vergangenen Monat machte Shell in China Schlagzeilen, als es erstmals zwei Schiffslieferungen kohlenstoffneutrales Erdgas an Chinas CNOOC Gas & Power Group lieferte.
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China Market Insider
Shell liefert erstmals kohlenstoffneutrales Erdgas nach China
Die Deals belegen ein deutlich gesteigertes Interesse internationaler Öl- und Gaskonzerne an Chinas LNG-Markt. Der wächst aufgrund der Coronakrise etwas langsamer als im vergangenen Jahr. Laut Prognosen zufolge 2020 nur um ca. 4 % gegenüber 10 % im Jahr 2019. Insgesamt prognostiziert die Internationale Energie-Agentur (IEA) für das laufende Jahr ein vierprozentigen Schrumpfen des globalen LNG-Marktes.
Langfristig sind die Prognosen für LNG in China gut, solange die Regierung in Peking an ihrer „grünen” Energiepolitik festhält. Noch stammt zwar mehr als die Hälfte der chinesischen Energie aus Kohlekraftwerken. Doch das ändert sich gerade. China hat angekündigt, den Anteil von Erdgas an seinem Energiemix von 6 auf 15 % im Jahr 2025 zu erhöhen. Die IEA hat daher für diese Periode ein jährliches Wachstum der LNG-Nachfrage in China von 28 bcm (28 Milliarden Kubikmetern) vorhergesagt.
Zwar gibt es unter Marktbeobachtern in China derzeit eine gewisse Sorge, China könne aufgrund der drohenden Massenarbeitslosigkeit in der Folge des Corona-Shutdowns Anfang dieses Jahres seine Energiepolitik nun wieder in Richtung Kohle verschieben. Mittel- und langfristig erscheint dies jedoch unwahrscheinlich, da der Umweltschutz, eine aktivere Klimapolitik und eine größere Diversifizierung des Energiemixes wichtige strategische Ziele Pekings sind.
Auch hat Peking ein Interesse daran, seinen LNG-Markt allmählich gegenüber dem Ausland zu öffnen, da die bisherige Konzentration in der Hand weniger Staatsbetriebe immer wieder Versorgungsengpässe verursacht. Die heimische Erdgasförderung und der Import über Pipelines aus Russland oder Burma können den Bedarf nicht mehr decken. Daher wird immer mehr importiertes LNG zur Überbrückung der Engpässe gebraucht, vor allem in den weit von den Pipelines entfernten Küstenprovinzen und im energiehungrigen Norden Chinas.
Schon im Jahr 2017 hat China Südkorea als den zweitgrößten LNG-Importeur der Erde abgelöst. Es ist auch keine Frage mehr ob, sondern nur noch wann China auch Japan überholt und damit zum weltgrößten LNG-Importeur wird. Chinas Zentralplanungsagentur NDRC sagt eine Wachstum des chinesischen Gesamtbedarfs an Erdgas von 237 bcm im Jahr 2017 auf 450 bcm im Jahr 2030 voraus - also fast eine Verdoppelung. Auch die Importe werden daher allen Vorhersagen zufolge weiter steigen.
„Chinas Markt für Erdgas ist ein Markt, den niemand mehr vernachlässigen kann”, kommentiert die „Shanghai Petroleum and Natural Gas Exchange”. Während der globale LNG-Markt schwer unter den andauernden Corona-Massnahmen leidet und nun sogar schrumpft, hängt die Zukunft der Erdgas-Industrie mehr denn je von energiepolitischen Entscheidungen in Peking ab.
* Henrik Bork, langjähriger China-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung und der Frankfurter Rundschau, ist Managing Director bei Asia Waypoint, einer auf China spezialisierten Beratungsagentur mit Sitz in Peking.. „China Market Insider“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der Vogel Communications Group, Würzburg, und der Jigong Vogel Media Advertising in Beijing.
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