Hannover Messe 2010

Leichter Aufwind für die Prozessautomatisierung

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Statement Dr.-Ing. Gunther Kegel, Geschäftsführer Pepperl und Fuchs (Bild): WirelessHART – „Wir brauchen einen Standard“

Dr.-Ing. Gunther Kegel, Geschäftsführer Pepperl und Fuchs hält WirelessHART für einsatzreif, bemängelt allerdings die mangelhafte Geräteintegration und die inkompatiblen Batterien. (Lesen Sie sein Statement auf Seite 2) (Bild: Pepperl und Fuchs)
Dr.-Ing. Gunther Kegel, Geschäftsführer Pepperl und Fuchs hält WirelessHART für einsatzreif, bemängelt allerdings die mangelhafte Geräteintegration und die inkompatiblen Batterien. (Lesen Sie sein Statement auf Seite 2) (Bild: Pepperl und Fuchs)
WirelessHART ist einsatzreif! Der erste Namur-Feldtest hat eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass die drahtlose Kommunikation auch für die Prozessautomation geeignet ist und dort eine Reihe sehr sinnvoller Anwendungen finden wird. So ist z.B. die Nachrüstung von Prozesssensorik im Außenbereich häufig mit enormen Zusatzarbeiten für Kabelverlegung, Trassenbau oder sogar Tiefbauarbeiten verbunden. Hier ist WirelessHART eine kostengünstige Alternative. Prozesssensoren auf bewegten Anlagenteilen (wie z.B. auf dem Rechen eine Kläranlage) werden heute über Schleifringe kontaktiert. Diese Schleifringe sind wartungsintensiv und haben eine beschränkte Lebensdauer. Weitere Prozesssensoren erfordern gleichzeitig eine bauliche Erweiterung des Schleifkontakts.

Anwender bestätigen der Technik also nicht nur eine gute Funktionsfähigkeit, sondern zeigen schon jetzt eine Reihe von Anwendungen auf, in denen WirelessHART einen echten Kostenvorteil bietet. Was die Endkunden allerdings bemängeln, ist die unzureichende Einbindung der komplexen Geräte in das Leitsystem und die inkompatiblen Batterien verschiedener Hersteller. Das Thema Geräteintegration ist nicht neu und die Hersteller arbeiten bereits an einem vereinheitlichten Standard zur Geräteintegration – FDI. Es wird interessant, den Fortschritt der FDI-Entwicklung auf der Hannover Messe zu verfolgen. Das Thema „Batterie“ ist neu, aber vollkommen berechtigt. Da die Batterielebensdauer eines WirelessHART-Gerätes etwa fünf Jahre nicht überschreitet, ist ein Batteriewechsel unerlässlich.

Wird der Anwender eine Technologie akzeptieren, die ihn zwingt, 30 bis 40 verschiedene Batterietypen für den Service vorzuhalten? Man darf gespannt sein, wie die Hersteller auf derlei Anforderungen reagieren; erste Ergebnisse werden sicher schon in Hannover präsentiert werden. Gleichzeitig warnt die Namur die Hersteller erneut, zwei Standards im Wettbewerb zu entwickeln, die keinen ausreichend abgrenzbaren Kundennutzen schaffen. Zurzeit vergleicht man mit WirelessHART und ISA100 nicht etwa Äpfel mit Birnen, sondern eher einen kleinen Apfel mit der Zeichnung eines größeren Apfels. WirelessHART-Geräte sind installiert und die Gerätebasis wächst ständig, während ISA100 noch immer nur als Papierversion existiert. Deren Umfang reicht über die relativ schmale Definition von WirelessHART weit hinaus. Während WirelessHART vor allem für die Applikation „Monitoring“ definiert wurde, will die ISA100 mehr. „Control“, „Control-in-the-field“, ja sogar „Safety“ oder „Emergency Shutdown“ sind in den unteren Schichten des ISA100-Stacks vorgesehen. Wie auch immer eine Zusammenführung der Standards aussieht – eine hundertprozentige Rückwärtskompatibilität zur installierten WirelessHART-Basis scheint unumgänglich zu sein. Wie werden die Hersteller auf die deutlichen Worte reagieren? Auch hier wird es in Hannover erste Antworten geben.

* Die Autorin arbeitet als freie Redakteurin für PROCESS.

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