Organ-on-a-Chip-System Künstliches Hautmodell statt Tierversuche: Evonik investiert in Start-up aus Singapur

Quelle: Pressemitteilung

Der Spezialchemiekonzern Evonik investiert in das Start-up Revivo Biosystems und will so die Entwicklung eines künstlichen 4D-Hautmodells fördern, das eine Alternative zu Tierversuchen bieten soll.

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Die Technologie von Revivo Biosystems nutzt ein Modell menschlicher Haut für Testverfahren.
Die Technologie von Revivo Biosystems nutzt ein Modell menschlicher Haut für Testverfahren.
(Bild: Revivo Biosystems/Evonik)

Essen – Um die Entwicklung und Kommerzialisierung eines künstlichen 4D-Gewebemodells der menschlichen Haut zu unterstützen, investiert Evonik in Revivo Biosystem. Mit der Entwicklung des Start-ups können chemische, kosmetische und pharmazeutische Substanzen getestet werden. Die Technologie bietet eine Alternative zu Tierversuchen und ist zudem schneller, zuverlässiger und kosteneffizienter, heißt es in einer Pressemitteilung.

Das Organ-on-a-Chip-System von Revivo simuliert, wie menschliche Haut und zu testende Substanzen miteinander interagieren. Hierfür wird im Labor gezüchtetes Hautgewebe oder eine menschliche Hautprobe in das System eingebracht und unter Zugabe von Nährstoffen und Reagenzien vermessen. Die Technologie erzeugt dabei eine Mikro-Umgebung für die Hautmodelle, die neben dem Aufbau auch die Funktionsweise der menschlichen Haut berücksichtigt. Anders als in anderen Modellsystemen kann zum Beispiel auch der Blutfluss nachgebildet werden. Dadurch können sowohl lokale als auch systemische Wirkungen der auf die Haut aufgetragenen Substanzen analysiert werden. Auf diese Weise können etwa Wechselwirkungen von Pflegeprodukten und der Haut besser gemessen werden. Das bietet eine kosteneffiziente Möglichkeit für Untersuchungen, die bei Zulassungsverfahren für neue Substanzen vorgeschrieben sind.

Das System von Revivo ermöglicht nicht nur Untersuchungen unter realistischen Bedingungen, es automatisiert auch das Test- und Probeentnahmeverfahren.
Das System von Revivo ermöglicht nicht nur Untersuchungen unter realistischen Bedingungen, es automatisiert auch das Test- und Probeentnahmeverfahren.
(Bild: Revivo Biosystems)

Viele Verbraucher bevorzugen Substanzen, die nicht an Tieren getestet wurden, und die Gesetzgeber entsprechen diesem Wunsch. Mehr als 40 Länder haben Gesetze zur Einschränkung oder zum Verbot von Tierversuchen für Kosmetika erlassen, darunter Australien, Indien, Israel, die Türkei und Großbritannien. In der Europäischen Union sind Tierversuche für kosmetische Inhaltsstoffe seit 2004 verboten und seit 2016 dürfen Daten aus Tierversuchen, die in anderen Ländern durchgeführt wurden, nicht mehr für Zulassungsverfahren verwendet werden. Es wird ebenfalls nach Alternativen zu Tierversuchen für die Prüfung von Chemikalien und Arzneimitteln gesucht.

Evonik erforscht tierfreie Biomaterialien und Zellkulturkomponenten auch im unternehmenseigenem Kompetenzzentrum in Singapur. Das Projekt ging aus dem im März 2021 abgeschlossenen Projekthaus Tissue Engineering hervor, das unter anderem die künstliche Herstellung von Gewebe im Bereich der regenerativen Medizin bearbeitet hat.

Revivo Biosystems ist das erste Direktinvestment von Evonik in Singapur. 2018 hat Evonik ein Venture-Capital-Büro in Shanghai eröffnet, um die schnell wachsende und innovative Start-up-Szene in Asien zu erschließen. Evonik Venture Capital eröffnet dem Konzern den Zugang zu disruptiven Technologien und innovativen Geschäftsmodellen und unterstützt bei der digitalen Transformation.

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