Joint Venture Definition Was ist ein Joint Venture und wie funktioniert es?

Von Andrea Lackner

Joint Ventures in der Chemieindustrie sind nichts Außergewöhnliches. Egal ob Dow Chemical und Saudi Aramco beim Bau des Sadara-Chemiekomplexes, Total, Borealis und Nova Chemicals beim Bau eines Ethan-Dampfcrackers oder auch das schon seit 2000 bestehende Petrochemie-Joint-Venture zwischen Shell und CNOOC – große Unternehmen schließen für ein gemeinsames Vorhaben eine Kooperation miteinander ab. Grund für PROCESS das Thema aufzugreifen und zu erklären was ein Joint Venture eigentlich ist und wie es funktioniert.

Was genau bedeutet eigentlich ein Joint Venture, welche Arten gibt es und was sind die Vor- und Nachteile. Unser Beitrag gibt einen Überblick.
Was genau bedeutet eigentlich ein Joint Venture, welche Arten gibt es und was sind die Vor- und Nachteile. Unser Beitrag gibt einen Überblick.
(Bild: kritchanut - Fotolia)

Joint Venture ist der englische Begriff für „Gemeinschaftsunternehmen“ bzw. „gemeinsames Vorhaben“. Es bezeichnet eine Kooperation zwischen mehreren unabhängigen Unternehmen zur Umsetzung eines gemeinsamen Zieles, bei dem Führungsverantworung und finanzielles Risiko gemeinsam getragen werden.

Die Gründung eines Joint Ventures

Um ein Joint Venture zu gründen, müssen sich mindestens zwei eigenständige Unternehmen zum Zweck der Realisierung eines gemeinsamen Ziels zusammenschließen. Die Rahmenbedingungen des Zusammenschlusses werden in einem so genannten Joint Venture Vertrag festgehalten.

Bestandteile eines Joint Venture Vertrages sind:

  • Das Unternehmenskonzept
  • Die Gesellschaftsform
  • Die Finanzierung
  • Die Kapitalbeteiligung der einzelnen Partner
  • Die Gewinn-, Risiko-, und Verlustverteilung der Partner
  • Die Aufteilung der Managementaufgaben auf die Partner
  • Die Gesellschaftsorgane

Verschiedene Arten von Joint Ventures

Joint Ventures können nach verschiedenen Kriterien unterschieden werden. Typischerweise werden dafür die Parameter Kooperationsform, Branchenausrichtung und räumliche Dimension herangezogen.

... nach Kooperationsform

  • Equity Joint Venture: Das Equity Joint Venture ist die klassische Form des Joint Ventures, bei der zwei oder mehrere Unternehmen ein gemeinsames Unternehmen mit eigener Rechtsform gründen.
  • Contractual Joint Venture: Das Contractual Joint Venture ist hingegen ein loser Zusammenschluss von Unternehmen auf Vertragsbasis, bei dem kein rechtlich selbstständiges Unternehmen gegründet wird.

... nach Branchenausrichtung

  • Horizontales Joint Venture: Das horizontale Joint Venture besteht aus Unternehmen derselben Branche, z.B. zwei Autohersteller.
  • Vertikales Joint Venture: Beim vertikalen Joint Venture sind Unternehmen aus verschiedenen Wertschöpfungsstufen desselben Produktes beteiligt, z.B. ein Gummiproduzent und ein Hersteller von Autoreifen.
  • Konzentrisches Joint Venture: Das konzentrische Joint Venture besteht aus Unternehmen ähnlicher / verwandter Branchen, z.B. ein Autoproduzent und ein Motorradproduzent.
  • Konglomerates Joint Venture: Beim konglomeraten Joint Venture kooperieren Unternehmen fremder Branchen miteinander, z.B. ein Autoproduzent und ein Hersteller von Kindersitzen.

... nach räumlicher Dimension

  • Domestic Joint Venture: Das Domestic Joint Venture wird von Unternehmen mit Sitz im selben Land gebildet.
  • International Joint Venture: Beim International Joint Venture kooperieren Unternehmen aus verschiedenen Ländern miteinander.

Rechtsformen von Joint Ventures

Die Rechtsform eines Joint Ventures ist abhängig von den jeweiligen gesetzlichen Regelungen des Landes, in dem das Joint Venture seinen Unternehmenssitz hat.

In Deutschland können Joint Ventures sowohl den Status einer Personengesellschaft haben als auch den Status einer Kapitalgesellschaft. Oftmals handelt es sich dabei um GmbHs oder AGs.

Vorteile und Nachteile eines Joint Ventures

Zu den Vorteilen eines Joint Ventures zählen:

  • Aufteilung des unternehmerischen Risikos auf verschiedene Partner
  • Nutzung lokaler Marktkenntnisse des Partners
  • Know-How Transfer zwischen den Partnern
  • Bessere Ausnutzung von Ressourcen
  • Stärkung der eigenen Marktposition

Die Nachteile eines Joint Ventures sind:

  • Hoher Koordinationsaufwand
  • Komplexe Entscheidungsprozesse
  • Interkulturelle Konflikte
  • Know-How Abfluss

Beispiele bekannter Joint Ventures aus der Chemie- und Pharmaindustrie:

Weitere Beispiele bekannter Joint Ventues:

Nokia Siemens Networks US LLC

2006 gründeten Siemens und Nokia gemeinsam ein Joint Venture unter dem Namen „Nokia Siemens Networks US“ mit Hauptsitz in Helsinki. Ursache für den Zusammenschluss war die zugespitzte Konkurrenzsituation durch den vorhergehenden Zusammenschluss von Alcatel und Lucent.

Caradigm UK Ltd.

„Caradigm UK“ ist das 2011 gegründete Joint Venture von Microsoft und General Electric mit Sitz in Washington. Ziel des Joint Ventures ist die Verbesserung des weltweiten Gesundheitssystems durch die Implementierung von IT-Systemen.

HorizonNuclear Power Ltd.

Unter dem Namen „HorizonNuclear Power“ stecken ursprünglich die beiden Energiekonzerne RWE und E.ON. 2009 gegründet, verschrieb sich das britische Joint Venture der Produktion neuer Kernkraftwerke in Großbritannien. 2012 wurde das Joint Venture von dem japanischen Unternehmen Hitachi gekauft.

Andrea Lackner
Andrea Lackner
(Bild: Bild: Lackner)

Über die Autorin

Andrea Lackner arbeitet als Buchhaltungsexpertin für das Rechnungsprogramm Debitoor. Sie unterstützt das Team bei der Erstellung von Fachbeiträgen rund um die Themen Unternehmensgründung, Rechnungsstellung und Buchhaltung.

* Autorin: Andrea Lackner

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