Arzneimittelfälschungen Interpack: Verpackungsindustrie wehrt sich gegen Arzneimittelfälschungen

Autor / Redakteur: Dipl.-Ing. Sabine Mühlenkamp / Anke Geipel-Kern |

Die Arzneimittelverpackung so sicher wie möglich zu gestalten – das ist das erklärte Ziel der Aussteller auf der diesjährigen Interpack. Dies geschieht auf unterschiedlichen Wegen, etwa durch High-Speed-Kameras beim Verpackungsprozess, durch Originalitätssiegel, innovative Etiketten oder besonders schonende Abfüllverfahren.

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Falsche Pillen: Der Zoll zieht immer mehr gefälschte Arzneimittel aus dem Verkehr.
Falsche Pillen: Der Zoll zieht immer mehr gefälschte Arzneimittel aus dem Verkehr.
(Bild: BMG)

Rund 1,5 Milliarden Arzneimittelverpackungen wandern Jahr für Jahr allein in Deutschland über den Apotheker-Ladentisch. Immer häufiger ist der Ladentisch jedoch virtuell und befindet sich im Internet. 2009 hat der deutsche Zoll nach Angaben der EU 11,5 Millionen nachgemachte Arzneimittel aus dem Verkehr gezogen – 30 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge sind inzwischen selbst in den vermeintlich sicheren Regionen Europa und USA bis zu zehn Prozent aller Arzneimittel gefälscht.

In Deutschland liege, so Ulrike Holzgrabe von der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DphG), der Fälschungsanteil bei rund fünf Prozent. „Und das ist nur die Spitze des Eisbergs“, vermutet die Expertin. Der Versandhandel bietet Kriminellen die größte Angriffsfläche. Dieser boomt, speziell in Deutschland: Im vorigen Jahr stieg der Umsatz mit apothekenpflichtigen rezeptfreien Arzneimitteln laut Marktforscher ACNielsen um ein Viertel.

Jeder vierte Deutsche bezieht, so die Beratungsfirma GfK (Gesellschaft für Konsumforschung), inzwischen Medikamente über diesen Vertriebskanal. Dabei wird es für Verbraucher anscheinend immer schwieriger, seriöse Versandapotheken vom illegalen Versandhandel zu unterscheiden. Testkäufe des Zentrallaboratoriums Deutscher Apotheker bestätigen Fälschungsraten von 50 Prozent bei Arzneimitteln, die z.B. durch illegale Internetapotheken vertrieben werden.

Veranstaltungs-Tipp: Im Webinar "Arzneimittelsicherheit" am 03.05.2011 um 15:00 Uhr erfahren Sie Aktuelles zur geplanten Fälschungssicherheitslösung auf dem europäischen Pharmamarkt.

Serialisierung bietet Schutz

Eine eindeutige Kennzeichnung der Verpackung und ein geregelter Rückruf für bereits an Patienten abgegebene Arzneien sind Bestandteile des kürzlich vom EU-Parlament beschlossenen Gesetzes zum Patientenschutz, das jetzt in die nationalen Gesetzgebungen einfließen wird. Das könne laut Beschluss u.a. über Sicherheitsmerkmale auf der Verpackung erfolgen. Denkbar sei z.B. eine Serialisierungsnummer. So kann ein Datamatrix-Code neben der Artikelnummer GTIN (Global Trade Item Number) weitere Informationen verschlüsseln, wie die Chargennummer, das Verfallsdatum oder eine Seriennummer.

Er kann beim Hersteller aufgebracht, in der gesamten Versorgungskette gelesen und zuletzt beim Apotheker vor Abgabe des Produkts an den Patienten gescannt werden. Der Apotheker erhält dann über eine Datenbank die Informationen zur Echtheit des Medikaments. Damit ist der Weg jedes einzelnen Produktes an jeder Station, sei es z.B. Logistikdienstleister oder Großhandel, nachvollziehbar. In die Versorgungskette eingeschleuste Fälschungen fallen so spätestens in der Apotheke auf. Dass das Konzept auch praktisch funktioniert, zeigte bereits im vergangenen Jahr ein Praxistest des europäischen Verbands der Pharmazeutischen Industrie EFPIA.

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