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Lanxess strebt mit aggressivem Effizienzsteigerungsprogramm zu hohen Zielen. Nach tiefgreifender Restrukturierung befindet sich Lanxess jetzt auf Expansionskurs. Die weiteren ehrgeizigen Ziele will man unter anderem auch mit aggressiven Effizienzsteigerungsprogrammen erreichen. Debottlenecking und der Einsatz energiesparender Verfahren spielen dabei eine wichtige Rolle.
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Lanxess strebt mit aggressivem Effizienzsteigerungsprogramm zu hohen Zielen. Nach tiefgreifender Restrukturierung befindet sich Lanxess jetzt auf Expansionskurs. Die weiteren ehrgeizigen Ziele will man unter anderem auch mit aggressiven Effizienzsteigerungsprogrammen erreichen. Debottlenecking und der Einsatz energiesparender Verfahren spielen dabei eine wichtige Rolle.
Vom Abstellgleis zum ICE der internationalen Chemieproduzenten. Lanxess befindet sich seit seiner Abspaltung vom Bayer-Konzern vor knapp zwei Jahren auf gutem Weg zum Vorzeigekonzern der Branche. Um diesen Status zu erreichen, mussten das Unternehmen und mit ihm alle Mitarbeiter seit seiner Gründung ein tiefgreifendes Restrukturierungsprogramm durchlaufen.
Neben Personalabbau, Werksschließungen, der Konsolidierung von Produktionsanlagen und Infrastruktur haben sich die Unternehmenslenker um Konzernchef Axel C. Heitmann verstärkt auch der Optimierung von Abläufen und Prozessen innerhalb der Fertigung ebenso wie in der Verwaltung verschrieben.
Der messbare Erfolg basiert nach Aussage Heitmanns auf einer vierphasigen Unternehmensstrategie, in der bereits seit Januar 2005 Kosten-einsparungen in Höhe von 260 Millionen Euro auf den Weg gebracht wurden. Mit ambitionierten Zielen, aggressiven Effizienzsteigerungsprogrammen und ertragsorientierter Ressourcenallokation will man auch in den kommenden Jahren die Profitabilität weiter steigern und gleichzeitig auf Expansionskurs gehen. Durch gezielte Zukäufe wolle man die eigene Position weiter festigen und den Wertschöpfungskurs fortsetzen, so Heitmann. Dabei kann sich der Konzernchef auch Zukäufe in Größenordnungen von kleinen bis mittelgroßen Chemiegeschäften vorstellen.
Als treibende Kraft hinter den ambitionierten Zielen definiert Heitmann den wachsenden Wettbewerb, den Wandel der globalen Märkte und vor allem die Fragmentierung und Konsolidierung der Branche. „Und dabei spielt die Standortkonkurrenz Asiens eine herausragende Rolle, die gerade hier in Europa von wirklich existentieller Bedeutung ist“, erklärt Heitmann.
Unter den wichtigsten 50 Chemieunternehmen der Welt entwickelten sich mit atemberaubender Geschwindigkeit asiatische Player, die vor kurzem noch keine Rolle spielten. Als ähnlich alarmierend sieht Heitmann die gigantischen Ethylen-Kapazitäten, die derzeit im Mittleren Osten entstehen. Bis zum Jahr 2010 prognostizieren Experten ein Anwachsen auf 27,5 Millionen Tonnen – rund zehn mal mehr als noch vor zwanzig Jahren. Wie die Commoditisierung in der Chemieindustrie auf die Margen drücke, verdeutlicht Heitmann an der Entwicklung der Polystyren-Produktion: Seit 1990 sei die durchschnittliche Größe der Fertigungsanlagen von 85 000 auf 145 000 Jahrestonnen gestiegen. In ein bis zwei Jahren werde sich diese nochmals verdoppelt haben, während sich der Preis pro Tonnen in diesem Zeitraum fast halbiert habe, so Heitmann.
Um in diesem Wettbewerbsumfeld zu bestehen, soll auch im Segment Chemical Intermediates weiterhin die Produktivität gesteigert werden. Außerdem will man den Trend zum Outsourcing konsequent nutzen sowie sich ertragsstarke Qualitätssegmente in wachsenden Märkten suchen, sprich das China-Geschäft ausbauen. Hintergrund: Während sich das Commodity-Geschäft in China zwischen 2003 und 2015 mehr als verdoppeln soll, ist für das Spezialitätengeschäft im selben Zeitraum ein Wachstum um mehr als das Dreifache zu erwarten. Eine schnelle Anpassung von Produktionskapazitäten sieht Heitmann denn auch als wichtigen Erfolgsfaktor an.
Debottlenecking als Erfolgsrezept
Welche Bedeutung in diesem Zusammenhang den Faktoren Innovation und verfahrenstechnische Kompetenz zukommen, verdeutlicht Dr. Ulrich Koemm, das dafür zuständige Vorstandsmitglied. So habe sich das Team der Technischen Verfahrensentwicklung („Technical Process Management“) in den knapp zwei Jahren seit der Ausgliederung von Bayer mit mehr als 70 Projekten beschäftigt, die auf eine Steigerung der Prozesseffizienz abzielten.
Das sei gleichbedeutend mit einer effizienteren Nutzung von Rohstoffen und bringe handfeste wirtschaftliche Vorteile. Koemm: „Dazu gehört auch die Möglichkeit der Kapazitätserweiterung ohne bzw. mit sehr niedrigem Investitionsaufwand.“ Koemm verspricht sich von einem strategischen Debottlenecking der Anlagen entscheidende Vorteile. Derzeit laufen Unternehmensweit diverse Kapazitätserweiterungen: So soll bereits Ende des laufenden Jahres die Produktionsanlage für Chloropren-Kautschuken in Dormagen mit erhöhtem Ausstoß aufwarten.
Dafür stellte man über 15 Millionen Euro zur Verfügung. Fast zeitgleich laufen Maßnahmen zur Erhöhung der Produktionskapazität der Basischemikalie m-Kresol in einer Leverkusener Anlage. Sie soll bis Ende des ersten Quartals 2007 um 15 Prozent mehr produzieren können. Und das sei erst der Anfang, heißt es aus der Geschäftseinheit, denn in naher Zukunft sollen Kapazitäten auch anderer Basischemikalien in dieser Form erweitert werden.
Darüber hinaus kündigte Vorstandsmitglied Koemm jüngst weitere Anpassungen an. Demnach soll auch im Bereich Butylkautschuk eine Kapazitätserweiterung von 50 000 Jahrestonnen für mehr Ausstoß sorgen. Koemm ergänzt: „Die Erfolge unserer verfahrenstechnischen Maßnahmen erlauben es uns, sparsam mit Ressourcen umzugehen. Wir werden nur die Energie einsetzen, die unsere Verfahren wirklich benötigen. Dies ist auch entscheidend für unsere Wettbewerbsfähigkeit.“
Für Dr. Hans-Georg Schmitt, Leiter des Geschäftsbereichs Basischemikalien, steht die Automatisierung und die Kapazitätserweiterung der Anlagen auf World-Scale-Formate ganz oben auf der Prioritätenliste. Schmitt erklärt, warum: „Nur World-Scale-Anlagen können im Hinblick auf Investitions-, Fix- und variable Kosten wettbewerbsfähig sein.
Ein hoher Automatisierungsgrad ist nicht nur der Schlüssel zu niedrigen Personalkosten, sondern auch zu verbesserter Prozess- und Produktqualität sowie Anlagensicherheit“. Abgesehen von zwei World-Scale-Unternehmen in Deutschland und den USA sei die Mehrzahl der heutigen Lanxess-Wettbewerber in Asien angesiedelt, so Schmitt. Lanxess selbst betreibt derzeit im Segment Basischemikalien 14 Produktionsanlagen an vier Standorten in Deutschland und eine Anlage in den USA. Schmitt ist – angesichts aller eingeleiteten Maßnahmen – zuversichtlich, dass „wir aufgrund unserer modernen Produktionsanlagen in Deutschland auch mittel- bis langfristig mit asiatischen Produzenten von Basischemikalien erfolgreich konkurrieren können.“
Der Aromatenverbund an den Lanxess-Standorten biete schließlich eine Reihe von Vorteilen, die sich aus seiner integrierten Produktionsstruktur und einem effizienten Logistik-Netzwerk ergeben würden. Diese und andere Erfolgsfaktoren haben nach Ansicht von Schmitt dazu geführt, dass man die Gesamtproduktivität in Tonnen je Mitarbeiter in Folge erhöhter Absatzmengen und Personaleinsparungen seit dem Jahr 2000 um nahezu 60 Prozent steigern konnte.
Unternehmensweit klingen diese Zahlen ebenso positiv. So ist nach Angaben von Konzernchef Heitmann die Produktivität im Gesamtunternehmen um rund 41 Prozent gestiegen, im Geschäftsgebiet Synthesekautschuk gar um satte 76 Prozent erhöht worden. Insgesamt wurden dafür rund 70 Projekte umgesetzt. Mit der Konzentration auf die Weiterentwicklung von Produkten, Anwendungen und Produktionsverfahren traut man sich bei Lanxess offenbar eine maximale Wertschöpfung bei minimalem Investitionsaufwand zu. Die Chancen, diese Ziele auch zu erreichen, stehen gut. Die Leverkusener haben derzeit 114 Projekte in der Pipeline, die im Jahr 2011 für einen Umsatz von 700 Millionen Euro gut sein könnten.
Lanxess-Chef Heitmann gibt sich jedenfalls selbstsicher und blickt optimistisch in die Zukunft. Die bereits geleistete Restrukturierung bezeichnet er als eine interne Revolution. In der kurzen Zeit sei es gelungen, eine völlig neue Unternehmenskultur und Markenidentität zu schaffen. Möglichen Zukäufen sieht er vor dem eigenen Erfahrungsschatz daher auch gelassen entgegen: „Die Restrukturierung von Chemiegeschäften ist unsere zentrale Stärke. Wir haben Kompetenz darin bewiesen, Wertschöpfung aus schlecht gemanagten Chemie-Assets zu holen.“
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