Großprojekte Impulse für den Anlagenbau: Großprojekte im Mittelpunkt der CAPEX 2013

Redakteur: Dominik Stephan

Stuttgart 21, Elbphilharmonie und Flughafen BER – bei Großprojekten läuft nicht immer alles rund. Deswegen stand die Capex 2013 in Düsseldorf im Zeichen des Projektmanagement.

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(Bild: PROCESS)

„Sie können jede Anlage bauen – Wenn sie erst einmal steht, wird jemand Änderungen verlangen“ fasste ein Teilnehmer das Dilemma zahlloser Projekte im Anlagenbau zusammen. Wie sich große Investitionsprojekte auch in Zeiten klammer Kassen und kurzer Zeitrahmen erfolgreich abschließen lassen, war Hauptthema der Capex 2013 – Unter dem Motto“Großprojekte erfolgreich managen“ hatte TA Cook ins Düsseldorfer Hilton geladen. Etwa 50 Teilnehmer aus Prozessindustrie und Anlagenbau nutzten die Gelegenheit zu Austausch und Diskussion.

Es geht um viel Geld: Etwa 300 Milliarden € setzt der Großanlagenbau pro Jahr weltweit um, ergab eine neue Studie des VDMA – vorgestellt von Klaus Gottwald in Düsseldorf. Nachdem nach koreanischen Firmen nun aber auch chinesische Anlagenbauer ein Stück vom Kuchen abhaben wollen, wird der Markt für Europäer immer enger. Der Marktanteil Westeuropa fiel in nur sechs Jahren zwischen 2006 und 2012 um acht Prozent auf nur noch 37 Prozent. Deutschland kann mit 17 Prozent immer noch den zweiten Platz hinter den USA behaupten, doch wie lange noch? Entspannung scheint nicht in Sicht, bedenkt man dass 97% der Unternehmen davon ausgehen, dass der Druck sich verstärken wird.

Vogel-Strauß-Taktik keine Option für Großprojekte

Doch der Vogel-Strauß ist keine Option: Wie große Projekte international und lokal erfolgreich gestemmt werden können, dafür gab es in insgesamt neun Vorträgen wichtige Impulse aus der Praxis. Vom Chemieriesen BASF bis zu Pharmakonzernen wie Merck öffneten die Vortragenden ihre Trickkästchen und ließen sich etwas in die Karten schauen.

Gerade weil in Europa ein Projekt im seltensten Fall auf der grünen Wiese neu geplant werden kann, wird das Projektmanagement elementar wichtig: Dr. Andreas Harald Gondorf, Projektleiter der Petrochemiespezialisten Ineos, erklärte am Beispiel des Aus-, Um- und teilweisen Neubau einer bestehenden Anlage in einem komplexen Verbundsstandort wie auch komplexe Projekte in bestehende Strukturen eingebunden werden können. „Teile und herrsche!“ rät Dr. Gondorf – Durch das „Zerlegen eines komplexem Projekts in einzelne Einheiten“. Einzelne Teilprojekte, insbesondere gut abgeschlossene die wenig Synergie erforderten, könne man außer Haus vergeben – Bei sensiblen Aspekten sei aber ein In–House–Management unumgänglich

Zu klein sollten die Projekte die man an Fremdfirmen vergibt aber auch nicht sein, erklärt der Referent: “Kleine Projekte beim Kontraktor führen schnell zu niedriger Priorisierung.” Also bleibt das Mangement von Projekt und Personal eine der wichtigsten Kompetenzen des Projektleiters.

Gut, wenn man dann auf die richtigen Fachkräfte zurückgreifen kann – und wenn nicht? “Man kann nur versuchen, fehlende Kompetenz durch Ausbildung auszugleichen, so Dr. Gondorf. Und rät, zur Aus- und Weiterbildung gerade junger Beschäftigter auch die jeweiligen Spezialitäten der Vertragspartner zu nutzen.

Gegen die Wissenserosion – Punkten mit Kompetenz

Auch Dr. Harald Richter, Leiter SE-EC des Pharmakonzerns Merck fürchtet um die Kompetenzen seiner Mitarbeiter: „Ein Kollateralschaden von Verschlankungsprozessen ist häufig die Erosion von Wissen!“ Aber nicht weniger fürchtet er um die Kompetenzen seines Controllings: Kritische Randbedingungen, wie dies, dass Projektkosten nicht normalverteilt sind, fänden zu wenig Beachtung. So sei eine vernünftige Risikovorsorge ebenso wenig selbstverständlich wie Puffer für ‚Early Changes‘.

Das Projekt- Ein Jammertal? Nicht ganz: Immerhin zeigte die Capex an zahllosen Beispielen aus der Praxis auf, wie Anlagenbetrieber und Dienstleister jeden Tag überall auf der Welt Groß- und Megaprojekte erfolgreich stemmen. Gerade die breit aufgestellten deutschen Unternehmen könnten in diesem schwierigen Umfeld punkten. Und noch einen Trost hatte auch Matthias Holzenkamp von Management Engineers, die die eingangs erwähnte Studie zusammen mit dem VDMA vorstellte: Wer Technologieführer ist, verspüre weniger Konkurrenzdruck. Anpacken statt Kopf-in-den-Sand sei der einzige Weg, den Herausforderungen zu begegnen.

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