China Market Insider Analyse Hohe Investitionen – China setzt auf Ethylen aus Ethangas

Von Henrik Bork

Anbieter zum Thema

Mit mehr Ethylen aus Ethangas hofft China, seine Abhängigkeit von Rohölimporten und ausländischen Prozesstechnologien zu verringern. Zwei neue Anlagen für das Steamcracking von Ethan sind im August in China in Betrieb genommen worden, berichtet PROCESS (China). Gemeinsam haben sie die Kapazität, rund 1,8 Millionen Tonnen Ethan-Gas pro Jahr in den begehrten Feedstock für Polyethylen umzuwandeln.

Mit dem Format „China Market Insider“ berichtet PROCESS regelmäßig über den chinesischen Chemie- und Pharmamarkt.
Mit dem Format „China Market Insider“ berichtet PROCESS regelmäßig über den chinesischen Chemie- und Pharmamarkt.
(Bild: ©sezerozger - stock.adobe.com)

Peking/China – Während die BASF und andere ausländische Produzenten in China vorwiegend das Naphta-Cracking zur Herstellung von Ethylen nutzen, habe das Steamcracking von Ethan für China eindeutige Vorteile, schreibt PROCESS in Peking. So seien die Rohmaterialkosten um rund 30 Prozent niedriger. Auch hat China Zugriff auf viel Ethangas, entweder aus natürlichen Vorkommen oder als Nebenprodukt aus anderen Chemieanlage, während es Rohöl zu einem beträchtlichen Anteil importieren muss.

Die erste der zwei neuen Anlagen, das „Changqing Ethan-zu-Ethylen-Projekt“ mit einer Ethylen-Kapazität von 800.000 Jahrestonnen, ist von Petrochina in Yulin, Provinz Shaanxi, gebaut worden. Sie hat Angaben des Unternehmens zufolge am 3. August mit der Produktion begonnen. Chinas oberste Zentralplanungsbehörde, die Nationale Entwicklungs- und Reform-Kommission NDRC betrachte die Anlage als nationals Pilotprojekt für die Produktion von Ethylen durch Ethan-Cracking, schreibt der Mutterkonzern von PetroChina, die „China National Petroleum Corporation“, auf seiner Webseite.

Chinas Ethylen-Industrie plant Griff nach der Spitzenposition

Zwei Polyethylen-Produktionsanlagen für HDPE und FDPE gehören zu dem neuen Verbund. Die rund eine Million Tonnen Ethangas pro Jahr stammen aus exisitierenden Anlagen des Unternehmens an dem Standort, die bislang nicht zur Produktion von Ethylen genutzt werden konnten. „Der kürzere Prozess für das Ethan-Cracking und die niedrigeren Rohmaterialkosten haben eine Vorreiterrolle für die chinesische Ethylen-Industrie, die momentan aufholt und weltweit führend werden will,“ schreibt die Schwesterredaktion von PROCESS in Peking über das Changqing-Projekt.

Der zweite Ethan-Cracker, der im August hochgefahren worden ist, gehört ebenfalls Petrochina. Er steht am Rande des Tarim-Ölfeldes in der chinesischen Westprovinz Xinjiang und hat die Kapazität zur Umwandlung von 760.000 Tonnen Ethan zu Ethylen pro Jahr.

Zuvor konnte das dort bei anderen Prozessen anfallende Ethan nur mit Naturgas vermischt zu Treibstoff verarbeitet werden. Nun aber könne es helfen, Chinas große Nachfrage nach Ethylen zu befriedigen, heißt es in chinesischen Medienberichten über die neue Anlage.

Energiebilanz und Emissionen auf internationalem Top-Niveau

Die Energiebilanz beider Anlagen sei sehr gut, schreibt PROCESS. Auch die Kohlendioxid-Emissionen seien so niedrig wie bei den besten internationalen Anlagen dieser Art. Da in China 36 Billionen Kubikmeter Schiefergas-Vorkommen vermutet werden, entwickele sich die ihre Nutzung für die Ethylen-Produktion gerade zu einem neuen „Hotspot“ der chinesischen petrochemischen Industrie, hieß es. Die Profitmargen beim Ethan-Cracking seien fast doppelt so hoch wie beim Naphta-Cracking. Dies sei ein guter Weg für Chinas Ethylen-Industrie, „ihre Wettbewerbsfähigkeit auch im globalen Vergleich zu verbessern“, schreibt PROCESS in China.

Insgesamt, ob nun durch Naphta-Cracking, Ethan-Cracking oder andere Verfahren, dürfte das laufende Jahr neue Rekorde für Chinas Ethylen-Industrie setzen. Mehr als acht Millionen Tonnen an neuer Kapazität werden 2021 in Betrieb genommen werden, was die gesamte Produktionskapazität für Ethylen in China auf mehr als 40 Millionen Jahrestonnen erweitern wird.

Chinesische Staatsbetriebe wie Petrochina oder Sinopec, aber auch die BASF (eine Millionen Tonnen aus Naphta-Cracking) und Exxon Mobile (1,5 Millionen Tonnen aus Rohöl) erweitern in diesem Jahr ihre Ethylen-Produktion in China stark. Noch nie zuvor in der Geschichte des Landes sind in einem einzigen Jahr so viele neue Ethylen-Cracker in Betrieb genommen worden wie in diesem.

* Henrik Bork, langjähriger China-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung und der Frankfurter Rundschau, ist Managing Director bei Asia Waypoint, einer auf China spezialisierten Beratungsagentur mit Sitz in Peking. „China Market Insider“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der Vogel Communications Group, Würzburg, und der Jigong Vogel Media Advertising in Beijing.

(ID:47645038)

Jetzt Newsletter abonnieren

Verpassen Sie nicht unsere besten Inhalte

Mit Klick auf „Newsletter abonnieren“ erkläre ich mich mit der Verarbeitung und Nutzung meiner Daten gemäß Einwilligungserklärung (bitte aufklappen für Details) einverstanden und akzeptiere die Nutzungsbedingungen. Weitere Informationen finde ich in unserer Datenschutzerklärung.

Aufklappen für Details zu Ihrer Einwilligung