Hannover Messe 2008 Hermes Award zeichnet energieeffizientes Industrieverfahren aus
Der begehrte Hermes Award geht in diesem Jahr an Zenergy Power und Bültmann für die gemeinsame Entwicklung eines Induktionsheizers, der erhebliche Energieeinsparpotentiale gegenüber konventionellen Induktionsheizern birgt.
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Hannover - Der mit 100 000 Euro dotierte Hermes Award ist einer der begehrtesten internationalen Industriepreise. In diesem Jahr ging er an die beiden Unternemen Zenergy Power mit Sitz in Rheinbach und Bültmann aus Neuenrade. Der Preis wurde im Rahmen der Eröffnungsfeier der Hannover Messe verliehen und von Bundesministerin für Bildung und Forschung, Dr. Annette Schavan, übergeben.
Bei dem prämierten Induktionsheizer wird die Erwärmung eines Werkstücks durch Rotation des Werkstücks im magnetischen Gleichfeld eines Hochtemperatur-Supraleiters realisiert. Die Energie zur Erwärmung des Werkstücks wird dabei durch den Antrieb zur Rotation auf das Werkstück übertragen, und der Wirkungsgrad steigt auf über 80 Prozent. Die Supraleitertechnologie wird damit erstmals in einem sehr weit verbreiteten industriellen Prozess angewendet und ermöglicht erhebliche Energieeinsparpotenziale gegenüber dem konventionellen Induktionsheizer. Hier liegt der Wirkungsgrad aufgrund der hohen elektrischen Verluste bei rund 50 Prozent.
„Ausgehend von dem Effekt der Hochtemperatursupraleitung, für den es den Nobelpreis gab, ist jetzt eine industrielle Produktinnovation entstanden, die mit einer Wirkungsgradverdopplung für Induktionsheizer als besonders ressourceneffiziente Technologie ausgezeichnet wird“, begründete Prof. Dr. Wolfgang Wahlster, Direktor und Vorsitzender der Geschäftsführung des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI), die Entscheidung der Jury bei seiner Laudatio. „Die Qualität der Einreichungen beim Hermes Award ist erneut deutlich gestiegen, sodass es bereits ein Kopf-an-Kopf-Rennen gab, um unter die Top Five zu kommen. Eine Nominierung ist daher schon als Spitzenleistung zu werten“, so Wahlster weiter.
Für Preis waren neben den Gewinnern nominiert:
Herrenknecht AG, Schwanau: Bei der innovativen und effizienten Pipeline-Technologie Direct Pipe handelt es sich um ein Verfahren zur unterirdischen Pipeline-Verlegung, in dem in einem Arbeitsgang im Horizontalbohrverfahren sowohl die Bohrung gesetzt wird als auch die Rohre der Pipeline in diese Bohrung eingebracht werden. Eine hydraulische Vorschubeinheit umfasst und klemmt dabei die vorgefertigten und geprüften Pipelines und presst diese Rohre in direktem Anschluss hinter dem Bohrkopf ins Erdreich. Dieses Verfahren ermöglicht eine Beschleunigung beim Verlegen von Pipelines und reduziert so die Kosten für das Bohrequipment, die Baustelleneinrichtung sowie das Personal.
Hydac Electronic GmbH, Saarbrücken: Bei dem HYDACLab Ölzustandsmesser handelt es sich um einen kompakten Multisensor zur Zustandsüberwachung von Hydraulik- und Schmierölen. Dabei wird online die relative Änderung der Fluidparameter Viskosität, Dielektrizitätszahl, Wassergehalt und Temperatur überwacht und mit den Sollwerten sowie Toleranzgrenzen abgeglichen. Dabei wurden erstmals die vier relevanten Sensoren zur Zustandsüberwachung von Hydraulik- und Schmierölen in einem kompakten Modul kombiniert. Durch Überwachung und Aufzeichnung des Fluidzustandes können einerseits Frühausfälle und Folgeschäden an Maschinen und Komponenten vermieden und andererseits der Wartungsaufwand deutlich verringert werden. Durch optimierte Ölwechselintervalle wird die Umweltbelastung stark reduziert, da die Entsorgung von Altöl auf ein Minimum verringert wird.
Pepperl + Fuchs GmbH, Mannheim: Das Projekt DART (Dynamic Arc Recognition and Termination) ist ein Explosionsschutz, der in explosionsgefährdeten industriellen Bereichen die Eigensicherheit erweitert. Elektrische Funken werden in den ersten Mikrosekunden während der Entstehung durch eine schnelle Abschaltung des Stromkreises sicher gelöscht. Dadurch kann die Leistung elektrischer Geräte in eigengesicherten Stromkreisen auf 50 Watt erhöht werden, diese war beim konventionellen Schutz bisher auf zwein Watt begrenzt. DART ergänzt die Eigensicherheit im explosionsgefährdeten Bereich um eine dynamische Komponente und erhöht die verfügbare Leistung um den Faktor 10 bis 20.
Sensitec GmbH, Lahnau: Der entwickelte Sensor nutzt einen magnetischen Effekt - als Riesen-Magnetowiderstand (Giant Magneto Resistance - GMR) durch den Physik-Nobelpreis 2007 an Prof. Peter Grünberg bekannt - und kombiniert einen GMR-Chip und Stützmagneten zur Generierung des optimal abgestimmten Magnetfeldes in einem Gehäuse. Die GMR-Technologie ist damit erstmals für präzise und zugleich robuste Messaufgaben in industriellen und medizintechnischen Anwendungen verfügbar. Der Effekt wird hier industriell als Drehgeber genutzt. Durch periodische Modulierung eines starken Magnetfeldes wird die lineare oder rotatorische Bewegung ferromagnetischer Bauteile, wie zum Beispiel Zahnräder oder Zahnstangen, berührungslos detektiert. Die präzisen und hochdynamischen Sensoren eignen sich zur Regelung von elektrischen Antrieben.
Informationen zu den eingereichten und nominierten Produkten
Das prämierte sowie die nominierten Produkte und Verfahren werden während der Hannover Messe 2008 auf den Ständen der Unternehmen ausgestellt. Darüber hinaus informiert der Innovationsstand „techtransfer - Gateway2innovation“ in Halle 2, Stand D12, ausführlich über alle nominierten Einreichungen zum Hermes Award 2008 sowie über die Unternehmen.
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