Chemieanlagenbau Handelskrieg bedroht Renaissance der US-Chemie
Ein Handelskrieg zwischen den USA und China könnte fatale Folgen für Investitionen in die US-Chemiebranche haben. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, stehen Investitionen für neue Anlagen im Wert von fast 100 Milliarden Dollar auf dem Spiel.
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Würzburg (Bloomberg) – Das American Chemical Council (ACC) scheint aktuell wütend auf den amerikanischen Präsidenten Donald Trump zu sein. Die Branche befürchtet, dass die gegenseitigen Zölle auf chemische Exporte der Vereinigten Staaten nach China, und die US-Zölle auf Stahlimporte, die für den Großanlagenbau notwendig sind, das enorme Wachstum der vergangenen Jahre in der US-Chemie abbremsen werden. Derartige Zusatzkosten könnten nach Einschätzung von ACC-Präsident Cal Dooley Investoren davon überzeugen, anderswo Geschäfte zu machen. Aktuelle Pläne für neue Chemieanlagen, Erweiterungen und Neustarts von Anlagen in den USA würden auf der Wirtschaftlichkeit bestehender Vereinbarungen basieren, so Dooley in einer Erklärung.
Chinas Androhung, Zölle von 25 % auf US-Importe von 50 Milliarden Dollar zu erheben, würde einen großen Markt für Dutzende Arten von Kunststoffen und Chemikalien eliminieren, auf die die Maßnahme abzielt. Demnach hat China im vergangenen Jahr Kunststoffe im Wert von 3,2 Milliarden Dollar importiert und machte das Land zu einem der wichtigsten Handelspartner der Branche. 40 % der Produkte auf Chinas Zollliste sind Chemikalien wie Polyethylen, PVC, Polycarbonate und Acrylate.
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Die Ankündigung aus China war eine Vergeltungsmaßnahme gegen Vorschläge von US-Präsident Trump für ähnliche Zölle in Höhe von 50 Milliarden Dollar für chinesische Importe. Diese wiederum folgten auf 25-%ige Abgaben, die die USA auf Stahlimporte verhängt hat.
Das hat auch Auswirkungen auf ein aktuelles Investitionsprojekt von Dow-Dupont an der US-Golfküste: Laut Aussagen aus dem Management des Unternehmens würde der Handelsstreit die Chemieprojekt-Investitionen um 300 Millionen Dollar verteuern. Diese Entwicklung bestärkten den Konzern darin, sein nächstes großes Werk in einem Land wie Argentinien oder Kanada zu platzieren, sagte Jim Fitterling, Chief Operating Officer des Unternehmensbereichs Dow Chemicals. Dow hat gerade eine sechs Milliarden Dollar teure Expansion im US-Bundesstaat Texas abgeschlossen. Höhere Stahlkosten seien für ein weiteres US-Projekt nicht hilfreich, heißt es.
Amerikanische Chemiekonzerne auf der Hut
Die Chemieindustrie hat sich in den letzten Jahren als der größte Treiber des US-amerikanischen Produktionswachstums erwiesen, da der Schiefergasboom die Kosten für wichtige Rohstoffe wie Ethan senkte, so das ACC. Billige Erdgas-Rohstoffe wie Ethan geben den USA einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Produzenten anderswo, die Öl-Naphtha als Rohmaterial verwenden. Der Vorteil veranlasste die Chemieunternehmen, Investitionen in Höhe von 188 Milliarden Dollar für neue US-Produktionen bekannt zu geben, wobei mehr als die Hälfte der Projekte noch nicht gestartet sind, so ein Mitglied des ACC.
Chevron Phillips Chemical war wegen steigender Kosten für den Anlagenbau – die Pläne für ein anderes US-Projekt bedrohten – schon vor der letzten Zoll-Anpassung wachsam. Die Baukosten seien um 40 % in fünf Jahren gestiegen, berichtet Doug May, Präsident des Dow-Dupont-Geschäftsbereichs.
Unternehmen mit Fabriken in China oder anderswo außerhalb der USA sollten in der Lage sein, Chinas neue Abgabe zu umgehen, sagt Christopher Perrella, ein Chemie-Analyst bei Bloomberg Intelligence. Die preisgünstigen US-Kunststoffe werden irgendwo einen Export-Markt finden, auch wenn sich die Lieferketten verschieben sollten, so die Experten weiter.
* Der Autor ist Chefredakteur der PROCESS
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