VDMA Großanlagenbau mit Zukunftssorgen

Redakteur: Stéphane Itasse

Die Mitgliedsfirmen der Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau im Verband deutscher Maschinen- und Anlagenbau haben 2009 Bestellungen für 22,1 Mrd. Euro erhalten. Das ist ein Drittel weniger als im Rekordjahr 2008 (32,8 Mrd. Euro), wie die VDMA-Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau (AGAB) am Montag mitteilt. Dennoch sei es den deutschen Anbietern gelungen, sich im Vergleich zum Wettbewerb zu behaupten.

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Der Großanlagenbau erlebt einen Trend zu immer größeren Projektvolumina, der sich auch 2009 fortgesetzt hat, heißt es weiter. „Eine funktionsfähige staatliche Exportkreditversicherung (Hermesdeckung) ist deshalb mehr denn je von zentraler Bedeutung, denn nur mit soliden Finanzierungen kann der deutsche Großanlagenbau international wettbewerbsfähig bleiben“, sagte AGAB-Sprecher Dieter Rosenthal, SMS Siemag AG.

Großanlagenbau leidet im Inland stark

In Deutschland sei die Nachfrage nach Großanlagen 2009 um 41% auf 3,9 Mrd. Euro (2008: 6,5 Mrd. Euro) gefallen. Nahezu alle Sparten verzeichneten erhebliche Rückgänge, so auch der Kraftwerksbau. „Vor allem die fehlende gesellschaftliche Akzeptanz von Kohlekraftwerken macht den Anbietern zu schaffen“, erläuterte Rosenthal. Durch die Entwicklung von Verfahren zur Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid wirke der Anlagenbau diesem Trend jedoch entgegen.

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Die Auslands-Auftragseingänge sanken im Berichtszeitraum um ein Drittel auf 18,3 Mrd. Euro (2008: 26,3 Mrd. Euro), heißt es weiter. Die Industrieländer (Westeuropa, Nordamerika, Japan und Australien) seien mit Bestellungen von 4,7 Mrd. Euro (2008: 8,7 Mrd. Euro) die bedeutendste Kundengruppe gewesen. Die Nachfrage aus China, Indien und Russland habe um gut die Hälfte unter dem jeweiligen Vorjahresniveau gelegen.

Naher und Mittlerer Osten sind Wachstumsmärkte für den Großanlagenbau

Ein Wachstumsmarkt des Großanlagenbaus war hingegen laut AGAB der Nahe und Mittlere Osten: Die Auftragseingänge stiegen hier von 2,4 Mrd. Euro auf 4,6 Mrd. Euro. Industrieprojekte wie der Aufbau eines multinationalen Stromnetzes in den Staaten des Golfkooperationsrats oder die Errichtung großer Chemiekomplexe in Abu Dhabi oder Katar hätten die Anlagennachfrage nach oben gezogen.

Der Großanlagenbau steht laut eigener Mitteilung zu den für die deutsche Politik maßgeblichen umweltpolitischen Zielen der OECD-Wettbewerbsregeln für staatlich geförderte Exportkredite. Aber anstatt diese einseitig zu verschärfen, müssten politische Anstrengungen unternommen werden, die staatlichen Exportkreditgarantien aus Nicht-OECD-Ländern, insbesondere Chinas, in die Disziplin des OECD-Konsensus einzubinden.

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